Nachhaltigkeit
Gastbeitrag

Fridays for Future: Kolumbien kämpft gegen die Klimakrise – Grund dafür ist der Kolonialismus

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Tasco, Kolumbien: Hier wird Kohle abgebaut, die Deutschland für seinen Energiebedarf importiert. null / imago images
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Fridays for Future: Kolumbien kämpft gegen die Klimakrise – Grund dafür ist der Kolonialismus

13.08.2021, 12:3313.08.2021, 14:30
Sofia Gutierrez, gastautorin
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In den letzten Tagen haben wir das erlebt, was die meisten Menschen als "Ankunft der Klimakrise in Europa" bezeichnet haben. Gefolgt von dieser großartigen Schlagzeile wurde auch der IPCC-Bericht veröffentlicht, der die Welt überrascht und mit dem emotionalen Gefühl zurückließ, dass "wir am Arsch sind", "nichts mehr tun können", und es "selbst in Deutschland keine Sicherheit mehr gibt".

Aber Fakt ist: Auch, wenn es für viele Menschen auf dieser Welt nicht sichtbar ist – der globale Süden ist schon lange mit der Klimakrise konfrontiert, es ist nichts Neues für uns. Der Grund dafür ist der Kolonialismus.

Die Grundlage für die Klimakrise wurde während der Zeit der Kolonialisierung gelegt. Mit dem Kolonialismus kam es zur massiven Ausbeutung der Erde und zum Völkermord, zum Mord an der indigenen Weisheit. Weit verbreitet war der Gedanke, dass unser Land und unser Volk den Kolonialherren als Geschenk gegeben worden seien, sodass sie ihre Bedürfnisse ohne jede Einschränkung befriedigen konnten. Sie ignorierten die Vorstellung von der Heiligkeit und der Bewahrung natürlicher Ressourcen völlig.

Über die Gastautorin
Sofia Gutierrez ist eine 18-jährige Klimaaktivistin aus Kolumbien. Mit 16 Jahren begann sie, sich für den Klimaschutz zu engagieren. Bislang hat sie sich bei ihren nationalen und lokalen Regierungen für die Ausrufung des Klimanotstands eingesetzt und hat an verschiedenen Kampagnen von Fridays For Future mitgearbeitet, darunter die Kampagne zur Dekarbonisierung von Standard Chartered. Außerdem setzt sie sich für Klimabildung ein.

Als Ergebnis davon können wir in unserem täglichen Leben die Dynamik des beschleunigten Konsums und des Extraktivismus sehen, die immer noch aufrechterhalten wird, nur um die Wirtschaft des globalen Nordens zu stärken.

Heutzutage ist Kolumbien einer der vier wichtigsten Kohlelieferanten für Deutschland, und die Leute fragen sich: "Ist Deutschland nicht entwickelt genug, um keine Kohle zu verbrennen?" Die Antwort ist ein klares Nein. Im Gegenteil, je entwickelter ein Land ist, desto mehr Energie verbraucht es – und das Problem sind die Energiequellen. In Deutschland wurde zwar 2018 die letzte Steinkohlemine stillgelegt, aber die Kohlekraftwerke sind immer noch in Betrieb und werden weiter ausgebaut, wie etwa das 2020 ans Netz gegangene Datteln IV.

"Die Kohle, die die Deutschen verbrauchen, ist das Ergebnis von Umweltzerstörung und Blutvergießen in Ländern wie meinem."

Vor diesem Hintergrund stellt sich die große Frage: "Woher kommt die Kohle?" – und die ist leicht zu beantworten: Die Kohle, die die Deutschen verbrauchen, ist das Ergebnis von Umweltzerstörung und Blutvergießen in Ländern wie meinem.

Im Dezember 1976 nahm das Unglück in La Guajira, Kolumbien, seinen Lauf. Damals wurde der erste Vertrag für den größten Tagebau Lateinamerikas zwischen Carbocol und Intercor, einer Tochtergesellschaft von Exxon, geschlossen.

Diesen Film möchte die Autorin den Leserinnen und Lesern ans Herz legen: "Wayúu – Hoffnung auf Wasser in La Guajira".Video: YouTube/verdewelt

1985 wurde die Bergbaukonzession an Glencore, Anglo American und BHP vergeben, Unternehmen, die von der Commerzbank finanziert werden. Wieder einmal werden deutsche Bedürfnisse und finanzielles Wachstum auf Kosten der Gewinnung fossiler Brennstoffe in historisch unterdrückten und kolonisierten Ländern befriedigt. El Cerrejón hat Kolumbien einen sozialen und ökologischen Konflikt beschert, dessen negative Auswirkungen die wenigen erzielten Vorteile überschatten.

Mehr als 20.000 Bäuerinnen und Bauern wurden durch Enteignungen, Drohungen und eine unmenschliche Kriegsdynamik, die in die bewaffneten Konflikt in Kolumbien eingebettet ist, gezwungen, ihr Land zu verlassen, nur damit die Mine expandieren und den Anbau und die Förderung von Kohle für Deutschland fortsetzen kann, um reicher zu werden. Mindestens 250.000 Wayúu-Indigene sind von den invasiven Aktivitäten des Cerrejón betroffen.

Mehr als 19 Gewässer sind aus der Region verschwunden, was die Menschen zwingt, umzusiedeln und ihre Traditionen und Kultur zu zurückzulassen. Während ein normaler Guajiro täglich nur 0,7 Liter Trinkwasser zur Verfügung hat, verbraucht die Mine 24 Millionen Liter Wasser pro Tag.

Film-Empfehlung der Autorin
Das Netzwerk "Still Burning" arbeitet gegen die globale Steinkohle-Infrastruktur – in einer Web-Serie bestehend aus drei Filmen, werden jeweils die Themenkomplexe "Kolonialismus und Wiederstand", "Kapitalismus und Kritik" und "Klimagerechtigkeit und Solidarität" beleuchtet.

Das führt uns zu einem grundlegenden Gedanken: Die am stärksten betroffenen Menschen und Gebiete haben immer das Nachsehen. Vor allem, weil das Wirtschaftsmodell uns nicht als der grundlegenden Menschenrechten würdig ansieht.

Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, die Tatsache anzuerkennen, dass die ehemals kolonisierten Länder weniger Treibhausgase ausstoßen. Wir sind nur die Ressourcenlieferanten für die Ausbeuter, aber dennoch mit den schlimmsten Folgen der Klimakrise konfrontiert – einer Krise, die wir nicht verursacht haben.

"Der notwendige nächste Schritt? Die Finanzierung der fossilen Brennstoffe einstellen und eine gerechte Energiewende durchführen."

Der notwendige nächste Schritt? Die Finanzierung der fossilen Brennstoffe einstellen und eine gerechte Energiewende durchführen. Es gibt viele verschiedene, aber ähnliche Beispiele wie El Cerrejón, in Lateinamerika, Afrika und Asien. Mehr als man sich vorstellen kann. Ich schätze, die Frage kann jetzt immer noch lauten "Wie konnten wir das zulassen?".

Jeden Tag ignorieren die führenden Politikerinnen und Politiker der Welt, die Banken und Unternehmen, was MAPA (Most Affected People and Areas, engl. für am meisten von der Klimakrise betroffene Menschen und Unternehmen) durchmachen, solange es sie nicht direkt betrifft.

Sie behaupten, dass sie über die wirtschaftlichen Ressourcen verfügen, um die Klimakrise zu bekämpfen, aber in der Zwischenzeit diskutieren sie ihre Pläne, während mein Land weiter zerstört wird und mein Volk weiterhin jeden Tag getötet werden.

Kolumbien ist das gefährlichste Land der Welt, wenn man sich für die Umwelt einsetzt, aber wir verlassen uns immer noch auf unsere Hoffnung. Die, die an der Front sind, werden nicht mehr zum Schweigen gebracht werden. Um die Klimakrise zu lösen, müssen wir gegen die Systeme der Unterdrückung kämpfen und uns immer wieder fragen: Wohin fließt unser Geld?

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