Dass jede Menge Weltraumschrott die Erde umkreist, ist bekannt. Eine aktuelle Studie der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) hat erst im vergangenen November ermittelt, dass ganze zehn Prozent der atmosphärischen Aerosole in der Stratosphäre bereits Metallpartikel von verbrannten Satelliten und anderem Raumfahrtgerät enthalten, was der Ozonschicht der Erde schaden könnte.
Doch japanische Wissenschaftler:innen haben eine alternative Lösung gefunden, die Hoffnung gibt – zumindest was künftigen Weltraummüll angeht. Die Forscher:innen der Kyoto University entwickelten einen Satelliten aus Holz, der beim Eintritt in die Atmosphäre schlicht verbrennen würde.
Die LingoSat-Sonde ist aus Magnolienholz hergestellt, ein Material, welches sich bei Experimenten, sowohl im Labor als auch auf der Internationalen Raumstation (ISS) im Weltraum selbst, als besonders stabil und rissbeständig erwiesen hat. Jetzt werden Pläne für den Start des Holz-Satelliten mit einer US-Rakete im Sommer gemacht.
Die Idee für eine umweltfreundlichere Alternative zu den sonst verwendeten Metallen in der Raumfahrt faszinierte die Forschenden rund um den Japaner Koji Murata, der Leiter des Projekts ist. Sie setzen auf das natürliche Material, da sie feststellten, dass Holz im kosmischen Raum erstaunlich massebeständig und unbeschädigt bleibt.
"Die Fähigkeit von Holz, diesen Bedingungen standzuhalten, hat uns verblüfft", sagte Murata zu den Tests laut dem "Guardian". Er führt diese Fähigkeit darauf zurück, dass es im Weltraum keinen Sauerstoff und ergo weder Verbrennung noch Verrottung gebe, dass dem Holz schaden könne.
Allerdings: Sobald der Holz-Satellit in die Atmosphäre der Erde eindränge, würde er verglühen und erzeugt dann nur einen feinen Sprühnebel biologisch abbaubarer Asche.
Damit wäre ein Problem der Luftfahrt abgemildert, das viele Expert:innen besorgt, wie Astronaut Takao Doi erst kürzlich an der Kyoto University erläuterte: "Alle Satelliten, die wieder in die Erdatmosphäre eintreten, verbrennen und erzeugen winzige Aluminiumoxidpartikel, die viele Jahre lang in der oberen Atmosphäre schweben."
Es wird geschätzt, dass in den kommenden Jahren jährlich mehr als 2000 Raumfahrzeuge gestartet werden. Das von ihnen abgelagerte Aluminium könnte dann zu großen Umweltproblemen führen. Daher wäre eine nachhaltige Lösung dringend nötig.
Ob sich der Holz-Satellit bewährt, muss sich aber erst zeigen. Mindestens sechs Monate soll er nun voll funktionsfähig im Weltraum operieren, bevor er in die oberen Atmosphären gelangen darf. Wenn der LingoSat, der übrigens gerade einmal so groß wie eine Kaffeetasse ist, während dieser Zeit gute Leistungen erbringt, könnte dies Tür und Tor öffnen für Holz als Baumaterial in der Raumfahrt.
Im Rahmen welcher Mission der Satellit im Sommer zum ersten Mal in den Weltraum startet, ist laut Forschungsleiter Murata allerdings noch nicht entschieden. Derzeit seien sowohl das Cygnus-Versorgungsschiff von Orbital Sciences als auch die SpaceX Dragon-Mission als Trägerraketen denkbar. Beide starten in etwa einem halben Jahr in Richtung der ISS.