Wie sieht die Stadt der Zukunft aus? Diese Frage stellen sich wohl viele Menschen. Manche denken vielleicht an futuristische Wolkenkratzer mit riesigen Solarmodulen und ausgiebig begrünten Dächern und Fassaden.
Andere stellen sich Smart Citys vor, in denen Pakete mit der Drohne ausgeliefert werden, Ampeln intelligent auf das Verkehrsaufkommen reagieren und Autos autonom fahren (oder fliegen).
Wenn man dann im Hier und Jetzt eine halbe Ewigkeit im Stau steht oder die S-Bahn mal wieder aus unerfindlichen Gründen ausfällt, wirken solche Gedankenspiele dann doch sehr weit von der Realität entfernt.
Bis wir Autos in unseren Städten herumfliegen sehen, werden tatsächlich noch einige Jahre, wahrscheinlich Jahrzehnte, vergehen. Es gibt aber auch immer wieder Beispiele, wie sich eine Stadt oder zumindest ein Stadtviertel der Zukunft in sehr naher Zukunft umsetzen lässt.
Das zeigt aktuell die niederländische Stadt Utrecht. Die Stadt hat beschlossen, nicht weiter in die Fläche zu wachsen. Zu den circa 375.000 Einwohner:innen sollen bis 2040 aber noch 100.000 hinzukommen. Deshalb soll nun in einem ehemaligen Industriegebiet ein stark verdichteter Stadtteil entstehen. So berichtet es die Tageszeitung "Der Standard".
Das Viertel Merwede soll demnach auf einer Fläche von 24 Hektar entlang eines für Utrecht typischen Kanals entstehen. Dabei will man das Ziel einer Zehn-Minuten-Stadt erreichen. Das heißt, alle wichtigen Orte sollen für die Einwohner:innen innerhalb von zehn Minuten erreichbar sein. Dazu zählen unter anderem Arbeitsplatz, Schule, Supermarkt, Apotheke und Ärzt:innen.
Im kommenden Jahr sollen nach Angaben des beteiligten Architekten Marian Enders die ersten Häuser gebaut werden. Am Ende könnten 12.000 Menschen in insgesamt 18 Wohnblöcken und 200 Gebäuden ein neues Zuhause finden, wie "Der Standard" berichtet.
Geplant sind zudem eine Reihe von öffentlichen Plätzen mit reichlich Grün sowie Begegnungs- und Spielplätzen. Autos soll es in Merwede möglichst keine geben. Pkws sollen wie der öffentliche Nahverkehr um das Viertel herumgeleitet werden. Die beiden Hauptverkehrsachsen würden in erster Linie Radfahrer:innen dienen.
"Die Idee ist simpel: Wir verzichten im Viertel bewusst auf das Auto. Damit gewinnen wir Platz. Den können wir für die Begrünung nutzen, für öffentlichen Raum, der die Wohnqualität hebt," zitiert die Zeitung den Architekten Enders.
Die Autoparkplätze werden nach aktuellem Planungsstand begrenzt sein. Insgesamt sind sechs Parkzentren an der Westseite des Viertels vorgesehen, wo auch eine Straßenbahn hält. Mit dem Fahrrad wird es dennoch leichter sein, einen Stellplatz zu finden: Insgesamt soll es davon nämlich 22.000 Stück in Merwede geben.
Manche Dinge lassen sich aber nicht ohne Auto erledigen, das wissen auch die Fahrrad-freudigen Niederländer:innen. Für Lieferwagen, die Müllentsorgung und private Fahrten von mobilitätseingeschränkter Menschen soll es Stichstraßen geben. Um diese nutzen zu können, braucht es laut Bericht aber eine Genehmigung.
Feuerwehr und Rettung sollen das Viertel natürlich ohne jede Einschränkung befahren dürfen.
Wenn es bei den Plänen bleibt, dann können 2028 schon die ersten Menschen in das neue Viertel einziehen. Gar nicht so weit entfernt, um einen Blick in die Stadt der Zukunft zu erhaschen.