Eine kleine und herzige Sensation gab es kürzlich in London. Dort wurde ein Biber-Baby entdeckt – das erste seit wohl mehreren hundert Jahren. Es ist vor allem ein großer Erfolg für die Stadtverwaltung von Enfield, einem Stadtteil von London: Diese hat erst im Jahr 2022 ein Programm zur Wiederansiedlung von Bibern in London gestartet, um sie nach 400 Jahren wieder in der Hauptstadt anzusiedeln. Die Initiative ist Teil eines umfassenderen Projekts zur Wiederbewaldung und zum natürlichen Hochwassermanagement.
Das Capel Manor College, eine Umweltschule in London mit über 3000 Schüler:innen, will den kleinen Biber nun erst einmal einfangen, wie die Wohltätigkeitsorganisation Beaver Trust es empfiehlt: So soll das Biber-Baby gründlich von einem Tierarzt untersucht werden, um sicherzugehen, dass es gesund ist. Außerdem will man damit herausfinden, ob der kleine Biber ein Männchen oder ein Weibchen ist.
Die Wiederansiedlung der Biber in London bedeutet eine Kehrtwende für die Stadtnatur: Denn die Tiere wurden in England bis zur Ausrottung gejagt. Besonders ihr dickes, wasserabweisendes Fell und ihr Fleisch waren sehr begehrt. Erst seit Kurzem haben sie sich in einigen Gebieten des Landes dank spezieller Programme wieder angesiedelt.
Der Umweltbeauftragte des Stadtrats von Enfield, Rick Jewell, sagte gegenüber der "BBC" über das Biber-Baby:
Auch die Leiterin der Tiersammlungen des Capel Manor Colege, Meg Wilson, äußerte sich. Sie sagte:
Biber übernehmen in der Natur einige wichtige Funktionen. Durch das Abnagen von Bäumen und den Bau von Dämmen schafft er neue Lebensräume, die durch zunehmende Landwirtschaft seltener werden. Zum Beispiel entstehen durch die Dämme stille Gewässer inmitten von Fließgewässern. Durch das Fällen der Bäume verwandeln sich dichte Waldbereiche wiederum in offene Lichtungen.
Die Vorteile der neuen Ökosysteme sind vielfältig, zum Beispiel die Ansiedlung an den Ufern der Gewässerlandschaften. Vögel finden in den toten Bäumen sicheren Unterschlupf und auch die Artenvielfalt von Libellen, Heuschrecken und Lurchen nimmt zu. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland nennt das fleißige Tierchen daher Ökosystemingenieur und Motor der biologischen Vielfalt.
Die Biberdämme sind außerdem ein hervorragender Hochwasserschutz. Sie stauen das Wasser und verringern damit die Fließgeschwindigkeit. Je nach Gelände fließt das Wasser dann um bis zu 160 Mal langsamer ab als in Gebieten ohne Biberdämme.