Die Bekämpfung globaler Krankheiten ist eigentlich ein Prozess, der weit von durchschnittlichen Bürger:innen entfernt ist. Sie findet in Laboren statt, in Universitäten, in Instituten, hinter verschlossenen Türen, statt sichtbar in der Öffentlichkeit. Und das ist ja auch normal, kann es bei einem so hochkomplexen Expert:innen-Vorhaben überhaupt anders sein?
Ja, das kann es. Genau das zeigen seit dem Frühjahr 2023 einige Bürger:innen im Saarland. Sie beteiligen sich auf Einladung des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) an einem Bürgerprojekt und senden dem Institut Bodenproben aus naturnahen Umgebungen zu. Das Projekt zeigt erste Erfolge, so konnten Forscher:innen in genau solch einer Probe nun Bakterien gegen Malaria finden.
Laut dem Saarländischen Rundfunk (SR) haben Teilnehmer:innen des Projekts "Microbelix" am Saarbrücker Schwarzenberg Proben gefunden und an das HIPS gesendet, die entsprechende Bakterien gegen Malaria-Erreger enthalten. Das habe das Institut dem SR mitgeteilt. Malaria ist eine tödliche Krankheit, die durch einige Mückenarten speziell in Afrika, aber auch in Teilen Asiens und Südamerikas übertragen wird. Es gab jedoch auch vereinzelt Fälle in Europa.
Das HIPS forscht schon länger zu neuen Wirkstoffen für Medikamente gegen Malaria und auch Tuberkulose. Grund dafür ist, dass Erkrankte bei monatelangen Behandlungen gegen beide Krankheiten häufig Resistenzen gegen geläufige Antibiotika entwickeln können. Daher wollen die Forschenden gänzlich neue Wirkstoffe aus Bodenbakterien gewinnen.
Da die Pharmaindustrie wenig finanzielle Anreize sieht, an neuen Antibiotika zu arbeiten, kommt die Hilfe der Bürger:innen dem Institut zugute, wie Anna-Lena Huber, Wissenschaftlerin am HIPS, dem SR bereits vergangenen Juli erklärte. Interessierte können einfach online ein Probensammel-Set anfordern. Angeleitet werden sie ebenfalls, die der Natur entnommenen Bodenproben geben sie dann dem Institut.
Laut SR haben 2023 an dem Projekt 750 Bürger:innen teilgenommen, für 2024 sind bereits jetzt weitere 500 registriert.
Dabei gibt es keine Vorbehalte gegenüber Proben, die durch vermeintliche Laien genommen werden. Der Direktor des HIPS, Prof. Rolf Müller, erklärt auf der Website des Instituts: "Für unsere Forschung macht es keinen Unterschied, ob eine Bodenprobe von Expert:innen oder Laien gesammelt wurde, das haben wir bereits getestet."
Mittlerweile hat das HIPS ein neues Projekt zur Nutzung eben solcher Bodenproben ins Leben gerufen. Man habe sowohl Naturproben gegen Tuberkulose als auch gegen Malaria und wolle diese nun so optimieren, dass sie für die Behandlung am Menschen eingesetzt werden können, heißt es ebenfalls auf der Website.
Demnach kann sich das Institut dabei nun auch weit prominenterer Unterstützung erfreuen: Für seine Forschung zu aus Bodenbakterien gewonnenen neuen Wirkstoffen gegen Malaria und Tuberkulose hat das Forschungsprojekt nun eine Förderung über 3,1 Millionen Euro von der Bill & Melinda Gates Foundation bekommen.