Gentechnik ist eine spannende Technologie, die viel Potenzial hat. So wird beispielsweise daran geforscht, aus Zellen künstliches Fleisch zu züchten. Gentechnik kann außerdem Obst und Gemüse resistenter gegen Krankheitskeime machen. Dies hat wiederum den Vorteil, dass weniger künstliches Insektenschutzmittel auf die Felder gesprüht werden müssen.
Gentechnik kommt auch in Deutschland bereits zum Einsatz – beispielsweise sind Trauben ohne Kerne, die bestimmt jeder von uns schon einmal gegessen hat, ebenfalls gentechnisch verändert. Viele Menschen misstrauen der Veränderung von Erbmaterial aber und wollen solche Lebensmittel meiden.
Daher stößt die Debatte um eine Lockerung der Regeln für neue Gentechnikmethoden bei mehreren großen Unternehmen aus der deutschen Lebensmittelwirtschaft auf deutliche Ablehnung. Ihrer Erfahrung nach stünden viele Kund:innen gentechnisch veränderten Produkten skeptisch gegenüber.
Am Dienstag veröffentlichten mehrere Unternehmen einen offenen Brief an den Fraktionsvorsitzenden der EVP im Europaparlament. Unterzeichnet ist er von den Unternehmenschefinnen und -chefs von Frosta, DM, Alb-Gold, Alnatura und Andechser. Darin steht, es sei es den Menschen bei gentechnisch veränderten Lebensmitteln wichtig, selbst zu entscheiden, "ob sie diese kaufen und essen".
Um dies festzustellen, gibt es bereits ein das Label "Ohne Gentechnik". Doch dass die Produkte mit diesem Label wirklich nicht genmanipuliert sind, scheint nun auf der Kippe zu stehen. "Wir wollen weiterhin Produkte ohne Einsatz von Gentechnik produzieren und anbieten können", heißt es daher in dem offenen Brief.
Die Unterzeichner des Briefes zeigten sich "besorgt", dass die EVP gesetzliche Regeln durchsetzen wolle, die noch weiter als der Gesetzesvorschlag der EU-Kommission gingen. Im Brief heißt es: "Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten zu Recht, dass ökologisch und 'Ohne Gentechnik' erzeugte Produkte keine Gentechnik enthalten."
Der Brief wurde deshalb verfasst, weil im Europaparlament derzeit über die Vorschriften für den Einsatz sogenannter Neuer Genomischer Verfahren (NGT) diskutiert wird. Die Mitgliedstaaten haben sich dem Vorschlag der Kommission bereits weitgehend angeschlossen, diese Verfahren deutlich zu lockern. Bei der Abstimmung dazu hatte sich die Bundesregierung enthalten.
NGT-Verfahren ermöglichen Eingriffe in die DNA einer Pflanze. Die Vorteile davon sind neue Pflanzensorten, die sich unter anderem besser an Veränderungen des Wetters durch die Klimakrise anpassen können, weniger Wasser benötigen oder resistenter gegenüber Krankheiten sind.
Die Geschäftsführerin der Drogeriekette DM, Kerstin Erbe, erklärt ihre kritische Einstellung gegenüber Gentechnik damit, dass diese immer noch Risiken beinhalte. "Dafür brauchen wir eine klare Kennzeichnung als Entscheidungsgrundlage", mahnte sie.
Unterstützt wird der offene Brief vom Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG), vom Ökoanbauverband Bioland, der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL) und dem Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN).
(jj/mit Material der afp)