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Neue Studie: Fahrradfahren stärkt Zusammenhalt in Großstädten

Wer Fahrrad fährt, nimmt seine Umgebung bewusster wahr.
Wer Fahrrad fährt, nimmt seine Umgebung bewusster wahr.bild: pexels
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Fahrradfahren stärkt den Zusammenhalt in Großstädten

15.11.2023, 14:2116.11.2023, 16:07
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Dass Fahrradfahren gut fürs Klima und die Gesundheit ist, ist längst erwiesen. Aber nicht nur dafür lohnt es sich, einfach mal das Auto stehenzulassen und sich in den Sattel zu schwingen. Eine neue psychologische Studie von Forschenden der FernUniversität Hagen zeigt, dass sich Radfahren in Städten außerdem positiv auf die Orientierung am Gemeinwohl auswirkt.

Harald Schuster, Hauptautor der Studie und Doktorand im Gebiet Community Psychology, geht gemeinsam mit Jolanda van der Noll und Anette Rohmann der Frage nach, wie sich das Mobilitätsverhalten von Menschen auf den sozialen Zusammenhalt auswirkt.

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Radfahren wirkt sich positiv auf Nachbarschaft auf

Basis ihrer aktuellen Studie waren Umfragedaten einer repräsentativen Stichprobe der deutschen städtischen Bevölkerung aus dem Zeitraum von 2014 bis 2019. Hauptstudienautor Schuster erklärte hierzu: "Wir haben uns auf Großstädte konzentriert, weil hier viele diverse, heterogene Menschen aufeinandertreffen."

Um im Rahmen der Studie herauszufinden, wie sich das Mobilitätsverhalten auf den sozialen Zusammenhalt in der Nachbarschaft auswirkt, hat sich das Forschungsteam vier Aspekte von Gemeinwohlorientierung genauer angesehen:

  • politische Partizipation
  • soziale Beteiligung an Organisationen
  • Nachbarschaftssolidarität
  • nachbarschaftliche Hilfsbereitschaft

Nachdem die Ergebnisse um mögliche Störfaktoren wie Wohneigentum, Einkommen, Bildung oder Geschlecht bereinigt worden waren, zeigte sich deutlich: Radfahren ist die einzige Variable, die einen signifikant positiven Einfluss auf alle vier Aspekte hatte.

Nicht nur gut fürs Klima, sondern auch für den sozialen Zusammenhalt: Fahrradfahren.
Nicht nur gut fürs Klima, sondern auch für den sozialen Zusammenhalt: Fahrradfahren.bild: pexels

Aber womit genau hängt das zusammen – mit guter Laune? Psychologe Schuster erläuterte das für einen Bericht auf der Website der FernUniversität Hagen wie folgt:

"Nein, aber wenn ich immer nur mit dem Auto unterwegs bin, vom Fahrstuhl über die Tiefgarage in den Wagen steige, dann sehe ich vielleicht gar nicht, dass beim Nachbarn die Regenrinne kaputt ist und er Hilfe benötigt."

Verkehr und Städte anders gestalten – für den sozialen Zusammenhalt

Allem voran alltägliche Begegnungen würden nämlich das soziale Vertrauen stärken. Wer nicht ständig im Auto sitze, habe die Chance, eher in Kontakt mit anderen zu kommen – und sei es nur oberflächlich: Weil man der älteren Dame die Tür aufhält, weil man dem Nachbarsjungen seinen Fußball zurück kickt, oder weil man am Briefkasten ins Gespräch kommt.

Das Geflecht aus kleinen Erlebnissen wie diesen könne angesichts wachsender gesellschaftlicher Polarisierung als sozialer Klebstoff fungieren. Wie diese Prozesse aber genau aussehen und wirken, untersucht Schuster in weiteren Studien seines Dissertationsprojekts.

Er ergänzt mit Blick auf den Kerngedanken der Community Psychology: "Meine Überzeugung ist, dass wir als Gesellschaft mit Blick auf die kommenden gesellschaftlichen Herausforderungen viel Zutrauen brauchen, um nicht auseinanderzufallen. Der öffentliche Raum ist hierfür ein Geschenk."

Wer nicht Auto sondern Fahrrad fährt, bekommt mehr von seinen Mitmenschen mit.
Wer nicht Auto sondern Fahrrad fährt, bekommt mehr von seinen Mitmenschen mit.bild: pexels

Aus diesem Grund macht Schuster sich seit vielen Jahren stark dafür, den urbanen öffentlichen Raum aufzuwerten – mit Erfolg. Als Vorstand des Umweltschutz-Vereins "Radkomm" gehört er zum Gründungskreis von "Aufbruch Fahrrad", einem großen Aktionsbündnis für nachhaltigere Mobilität.

Über 200.000 Menschen aus NRW unterzeichneten die Volksinitiative bereits. Seit 2022 ist NRW das erste Flächenbundesland mit einem eigenen Fahrradgesetz. Dieses legt fest, dass Fuß- und Radverkehr dem Autoverkehr in der Straßenplanung ebenbürtig sind. Bauprojekte, die in den kommenden Jahren in NRW angestoßen werden, müssen das dementsprechend berücksichtigen.

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