Zwischen Menschen und Affen gibt es viele Ähnlichkeiten. Manche Affenarten, zum Beispiel Schimpansen, sind dafür bekannt, Werkzeuge zu benutzen, um an Nahrung zu kommen. Insbesondere bei Menschenaffen lassen sich viele soziale Verhaltensweisen beobachten. Die Bindung innerhalb eines Familienverbandes ist in der Regel stark, gerade Affen-Mütter und ihre Kinder haben meist ein sehr enges Verhältnis zueinander.
Gleichzeitig sind Menschenaffen auch dafür bekannt, Emotionen zu zeigen, die Menschen nicht unbekannt sind: Freude, Trauer, Wut und auch Mitgefühl. Gerade letztere Emotion hat womöglich bei einer herzerwärmenden Geschichte aus Indonesien eine entscheidende Rolle gespielt.
Dort hat nämlich ein Orang-Utan-Weibchen zusätzlich zu ihrem eigenen Jungtier, das Baby einer anderen Affen-Mutter adoptiert, die zuvor im Regenwald verschwunden war.
"Es war mir absolut neu, dass sich ein Orang-Utan um das Baby einer anderen kümmert, als wäre es ihr eigenes", sagte Babysitterin Mama Eva, die für die Stiftung Borneo Orang-Utan Survival (BOS) arbeitet und in der Rettungsstation ein Auge auf den Nachwuchs hat.
Das Weibchen Du war als Neugeborenes einst selbst der Mutter entrissen und illegal von der indonesischen Insel Borneo nach Thailand geschmuggelt worden. Hier wurde die Primatin in einem Freizeitpark gehalten, bevor sie 2006 zusammen mit 47 Artgenossen in ihr Heimatland zurückkehren konnte.
Als sie schließlich im BOS-Rettungszentrum Nyaru Menteng eintraf, war sie mit zehn Jahren schon zu alt für eine Rehabilitation und ein Leben in völliger Freiheit. "Doch sie war fit und pfiffig und so durfte sie schon kurz nach ihrer Quarantäne auf eine Vorauswilderungsinsel ziehen", berichtet BOS.
Dort brachte sie in den darauffolgenden Jahren drei Affenbabys zur Welt. Zuletzt 2022 das männliche Jungtier Dai. Etwa zur gleichen Zeit gebar auch ihre enge Freundin Melata ein Baby – die kleine Dumel. Kurz nach der Geburt verschwand Melata allerdings im Regenwald.
Ihre Freundin Du sprang ein. Neben Sohn Dai trägt sie seither auch Dumel an der Brust – und beschützte sie vor den übergriffigen Männchen.
Zwillingsgeburten sind bei Orang-Utans eine große Ausnahme. Für die Mütter ist das Aufziehen schon eines einzelnen Babys Schwerstarbeit. Nur alle sechs bis acht Jahre bekommen sie Kinder – das längste Geburtsintervall bei Menschenaffen. Um der nun zweifachen Affen-Mutter zu helfen, wurde die kleine Familie vorübergehend zurück ins Rettungszentrum Nyaru Menteng gebracht.
Orang-Utans werden auf der Roten Liste der IUCN als "vom Aussterben bedroht" eingestuft. Vor allem der Verlust sowie die Fragmentierung ihres Lebensraums und Jagd bedrohen die Tiere.
(mit Material von dpa)