Trend- und Zukunftsforscher attestieren Nachtzugverbindungen in Europa großes Potenzial. Auch wenn diese Reisemöglichkeit noch an mangelnder Infrastruktur und fehlenden länderübergreifenden Verbindungen kranke, bestehe die Möglichkeit einer echten Renaissance, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter mehreren Forschern ergab.
"Wir leben heute, gerade nach Corona, im Zeitalter der Comebacks", sagt etwa Matthias Horx, Gründer des Zukunftsinstituts, – auch wenn er im Vergleich zu Kollegen noch vorsichtiger ist.
Trendbeobachter Matthias Haas spricht davon, dass eine Renaissance aus verschiedenen Gründen zu erwarten sei. Eine Reise im Nachtzug in der Langstrecke biete Sicherheit bei gleichzeitiger Spannung – beispielsweise durch zufällige Begegnungen, sagte er der dpa. "Mehr Angebot wird auch exotischere Strecken ermöglichen." Eine Wiederentdeckung der Reise im ursprünglichen Sinne liefere die Bahn mit dem Nachtzug auf höchstem Niveau.
Auch Eike Wenzel, Leiter des Instituts für Trend- und Zukunftsforschung (ITZ), bejaht die Zukunftsfähigkeit dieser Reisemöglichkeit. Ab Pfingstmontag sollen auch die coronabedingten Einschränkungen der Nachtzugverbindungen der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) aufgehoben werden, wie ein Sprecher mitteilte.
Aus einer aktuellen Umfrage geht ebenfalls eine Chance für das Comeback der Nachtzüge hervor. Die repräsentative YouGov-Befragung im Auftrag der Umweltorganisation Germanwatch zeigte jüngst, dass in Polen 37 Prozent der Befragten bereit seien, auch Reisezeiten von mehr als sieben Stunden in Kauf zu nehmen, wenn man zu einem "vernünftigen Preis" mit dem Zug statt mit dem Flieger reisen könne.
In den Niederlanden, Spanien und Frankreich sind es demnach rund 25 Prozent, während Deutschland in diesem Aspekt Schlusslicht mit 14 Prozent ist. Generell ist aber mehr als jeder zweite bereit, Flug- durch Zugreisen zu ersetzen.
(nb/dpa)