Deutschland hat sich als Ziel gesetzt, bis 2045 seine Stromerzeugung treibhausgasneutral zu machen. Bis 2030 soll der Anteil erneuerbarer Energien im Strommix auf 80 Prozent steigen. Vor allem der Ausbau von Photovoltaik-Anlagen spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Doch für den weiteren Ausbau braucht die Industrie der Erneuerbaren dringend noch mehr Fachpersonal, sowie Geld und vor allem geeignete Flächen. Um all dies wird aber permanent in der Politik und der Wirtschaft gerungen.
Deutschland ist offenbar trotzdem auf einem guten Weg hin zu umweltfreundlichem Strom: In diesem Jahr haben Wind, Sonne und andere grüne Energiequellen zum ersten Mal mehr als die Hälfte des Stromverbrauchs in Deutschland abgedeckt. Das haben vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) ergeben.
Der Anteil an erneuerbaren Energien ist im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozentpunkte auf 52 Prozent gestiegen. Das bedeutet, dass erneuerbare Energiequellen erstmals für ein ganzes Jahr mehr als die Hälfte des Stromverbrauchs in Deutschland ausmachen. Besonders viel erneuerbaren Strom gab es in den Monaten Juli (59 Prozent), Mai (57 Prozent) sowie Oktober und November (jeweils 55 Prozent), wie die Informationen vom Montag zeigen.
Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, zeigte sich von den Ergebnissen erfreut. Sie sagte: "Die Zahlen zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind." Um "die zweiten 50 Prozent" zu schaffen, müsse die Politik allerdings "alle Hürden für den Erneuerbaren-Ausbau konsequent weiter aus dem Weg" räumen.
Andreae kritisierte unter anderem die Bürokratie und fehlende Flächen als Bremsen für die Energiewende. Auch Genehmigungsverfahren für neue Windkraft- oder Solaranlagen würden zu lange dauern. Sie forderte "mehr Pragmatismus" auf allen politischen Entscheidungsebenen.
Ein Grund für die hohe Erneuerbaren-Quote ist laut ZSW und BDEW auch der aktuell niedrige Stromverbrauch. Doch auch in absoluten Zahlen habe die Stromerzeugung durch erneuerbare Energien mit 267 Milliarden Kilowattstunden so hoch gelegen wie nie zuvor. Damit ist grüner Strom sechs Prozent höher als noch im Vorjahr, hieß es.
Den größten Anteil an den erneuerbaren Energien hat den Berechnungen zufolge die Windenergie. Mit insgesamt 136,5 Milliarden Kilowattstunden liegt sie ganz an der Spitze. Und das, obwohl es weiterhin immense Schwierigkeiten wegen der Abstandsregelungen gibt, geeignete Flächen für den Bau von Windkrafträdern zu finden. Auf den zweiten und dritten Plätzen liegen die Bereiche Photovoltaik (62 Milliarden Kilowattstunden) und Biomasse (44 Milliarden Kilowattstunden).
(mit Material der afp)