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Masken und Schutzanzüge: Inder stellt Bausteine aus Corona-Abfall her

HANDOUT - 02.12.2020, Indien, Bundesstaat Gujarat: Fertigung der Bausteine, die je zur Hälfte aus desinfizierten und geschredderten Masken und Schutzanzügen sowie aus einer Abfallmasse, die bei der Pa ...
Der Corona-Abfall wird desinfiziert und geschreddert, bevor er zu Bausteinen weiterverarbeitet wird. Bild: Binish Desai / -
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Masken und Schutzanzüge: Inder stellt Bausteine aus Corona-Abfall her

14.12.2020, 11:0314.12.2020, 12:03
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Masken und Schutzanzüge helfen bei der Pandemiebekämpfung – aber ein Teil davon landet auch in der Umwelt. Nach Schätzungen eines Teams um Joana Prata von der Universität Aveiro in Portugal werden weltweit pro Monat coronabedingt 129 Milliarden Masken und 65 Milliarden Plastikhandschuhe genutzt.

Binish Desai aus Indien machte der viele Kunststoffmüll Sorgen. So begann der 27-Jährige, damit zu experimentieren – und fertigt nun Bausteine daraus. Die Steine bestehen aus desinfizierten und geschredderten blauen oder grünen OP-Masken und Schutzanzügen, berichtet er der Deutschen Presse-Agentur. Hinzu komme eine Abfallmasse, die bei der Papierproduktion entsteht, und ein Bindemittel.

HANDOUT - 11.12.2020, Indien, Bundesstaat Gujarat: Binish Desai zeigt einen Baustein, der je zur Hälfte aus desinfizierten und geschredderten Masken und Schutzanzügen sowie aus einer Abfallmasse, die  ...
Binish Desai hatte die Idee für nachhaltige Bausteine schon mit elf Jahren.Bild: Binish Desai / -

Nach eigenen Angaben hat Desai seit dem Produktionsstart im September mehr als 45.000 solcher Bausteine produziert, die jeweils rund 3 Cent kosten. Sie würden beim Bau von Privathäusern und Fabriken verwendet.

"Einige Kunden fragten zuerst, ob in den Bausteinen das Virus drin ist, aber dann habe ich ihnen den Herstellungsprozess erklärt." Die Masken, die Kunststofffasern enthalten, und Schutzanzüge sammelt der 27-Jährige unter anderem von Krankenhäusern und Restaurants. Von Fabriken für Masken und Schutzanzüge erhält er den entsprechenden Abfall direkt.

Bausteine könnten enflammbar sein

Bausteine aus Altkunststoffen und anderen Abfallstoffen gab es schon früher, sagt Kunststoff-Experte Rudolf Pfaendner vom Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit in Darmstadt. Es würde ihn also nicht überraschen, wenn Binish Desai so tatsächlich Bausteine herstellen kann. "Man muss sich jedoch klar sein, dass diese Bausteine weit weg von einem europäischen Standard sind", sagt er. Ein üblicher Ziegel- oder Betonstein etwa sei nicht brennbar, während die Mischung hier aller Wahrscheinlichkeit nach eine entflammbare Masse und damit ein Sicherheitsrisiko darstelle. Deshalb seien die Bausteine für ihn kein besonders sinnvoller Weg für eine Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen.

Der Materialwissenschaftler Johannes Steinhaus von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg gibt zudem zu bedenken, dass diese Steine irgendwann Bauschutt werden könnten und die geschredderten Masken somit doch noch als Mikroplastik in die Umwelt geraten.

Binish Desai hofft jedoch generell auf mehr Wiederverwertung. Die Bausteine basieren auf einer Idee, die er bereits mit elf Jahren hatte – und mit 16 Jahren mit einer eigenen Firma umsetzte. Damals habe er zunächst Bausteine nur aus der Abfallmasse bei der Papierproduktion und einem Bindemittel gemacht. Er entwickelte auch schon andere Recylingprodukte, etwa Möbel aus Textilabfällen.

(ftk/dpa)

Expertenrat: Verkehrssektor verfehlt Klimaziel zum dritten Mal in Folge

Der Verkehrsbereich hat nach Angaben des unabhängigen Expertenrats für Klimafragen auch 2023 deutlich mehr Abgase verursacht als gesetzlich erlaubt. Statt der erlaubten 133 Millionen Tonnen CO₂ seien im Verkehr im vergangenen Jahr 146 Millionen Tonnen Treibhausgase entstanden, schreiben die Fachleute in ihrem am Montag in Berlin veröffentlichten Prüfbericht zu im März vorgestellten Daten des Umweltbundesamts (UBA). Damit verfehlt der Verkehrssektor sein Klimaziel das dritte Jahr in Folge.

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