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Interview

Führerschein: Lukas Can gibt Tipps für die Theorie- und Praxis-Prüfung

Fahrlehrer Lukas Can erreicht auf Tiktok hunderttausende Menschen mit seinen Videos.
Fahrlehrer Lukas Can erreicht auf Tiktok hunderttausende Menschen mit seinen Videos. Bild: GL photography / Gina-Layla Schleier
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Führerschein: Fahrlehrer Lukas über seinen Tiktok-Erfolg und Prüfungstipps

Die Zahl der Führerscheinprüfungen in Deutschland steigt weiter an. Gleichzeitig bewegt sich die Durchfallquote auf hohem Niveau. Insbesondere junge Menschen scheinen sich schwer zu tun. Woran liegt das?
27.03.2025, 17:3927.03.2025, 17:39
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Mehr als zwei Millionen theoretische und über 1,7 Millionen praktische Fahrprüfungen sind 2024 in Deutschland abgelegt worden. Das ist ein neuer Rekordwert. Laut TÜV-Verband bleibt die Durchfallquote aber weiterhin hoch – besonders unter jungen Menschen.

Bei den unter 18-Jährigen hält sich das Problem zwar noch in Grenzen, doch in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen fällt jede:r Dritte durch die Praxisprüfung. In der Theorie ist die Quote noch schlechter: 52 Prozent bestehen die Prüfung nicht. Aber warum tun sich junge Menschen in der Fahrschule so schwer?

Einer, der es wissen muss, ist Lukas Can. Als "Fahrlehrerlukas" gibt er auf Social Media schon seit mehreren Jahren Tipps für die Fahrprüfung und teilt Clips aus den Fahrstunden mit seinen Schüler:innen. Damit erreicht er ein Millionenpublikum; allein auf Tiktok folgen ihm mittlerweile über 700.000 Menschen.

Mit watson hat der 30-Jährige darüber gesprochen, warum die Gen Z offenbar größere Prüfungsschwierigkeiten hat, was Social Media damit zu tun hat und was sein ultimativer Tipp für die Theorie- und Praxisprüfung ist.

Watson: Lukas, Hand aufs Herz: Wie viele Fehlerpunkte hattest du in deiner Theorieprüfung?

Lukas Can: Bei der Theorieprüfung für den normalen Führerschein Klasse B hatte ich zwei Fragen falsch, das müssten sechs Fehlerpunkte gewesen sein. Und beim Motorradführerschein war eine Frage nicht richtig, also wahrscheinlich drei Fehlerpunkte. Das Ergebnis war nicht perfekt, aber ich habe beide beim ersten Mal bestanden.

Das können laut TÜV-Verband nicht mehr allzu viele Fahrschüler:innen von sich behaupten. Ist die Theorieprüfung komplexer geworden oder weiß die Gen Z nicht mehr, wie man auswendiglernt?

Ich denke, es ist eine Mischung aus beidem. Die Theorieprüfung ist auf jeden Fall schwieriger geworden. Ich hatte vor 12, 13 Jahren noch 800 Fragen, mittlerweile sind es 1400. Gleichzeitig haben die Fahrschüler viel mit der Ausbildung oder Schule zu tun. Und ein großes Problem ist aus meiner Sicht auch, dass die Fahrschüler zu früh in die Prüfung gehen. Viele sind ungeduldig und wollen es probieren, obwohl sie noch nicht bereit sind.

Lukas Can hat 2024 seine eigene Fahrschule eröffnet.
Lukas Can hat 2024 seine eigene Fahrschule eröffnet.Bild: GL photography / Gina-Layla Schleier

Durch die Praxisprüfung ist 2024 fast jede:r Dritte gerasselt. Siehst du dafür auch in höheren Anforderungen einen Grund?

Auf jeden Fall. Heutzutage gibt es viel mehr Verkehrsteilnehmer als noch vor ein paar Jahren. Allein wenn man an die Radfahrer denkt und die ganzen Radwege, die mittlerweile dazugekommen sind. Aus meiner Erfahrung sind die häufigsten Fehler, warum Schüler durchfallen, aber ganz klassisch: Vorfahrtsregel missachtet, Geschwindigkeit zu hoch oder Stoppschild übersehen.

Die hohe Durchfallquote ist also nicht allein mit einer komplexeren Verkehrssituation zu erklären?

Viele haben während der Prüfung so einen Tunnelblick, weil sie einfach aufgeregt sind. Und einige machen sich extra Druck aus finanziellen Gründen. Die haben Angst, wenn sie durchfallen, müssen sie nochmal Fahrstunden nehmen und dann sind wieder ein paar hundert Euro weg. Obwohl sie gut vorbereitet sind, versagen deshalb viele. Zu viele, wie ich finde.

Manche Fahrlehrer:innen sehen auch in Social Media ein Problem, weil junge Menschen dadurch schnell abgelenkt sind. Wie siehst du das?

Wenn ich die Fahrschüler nach Verkehrsschildern frage, merke ich häufig, dass sie überhaupt keine Ahnung haben, obwohl sie schon jahrelang Beifahrer sind. Ich denke auch, dass durch Tiktok, Instagram, Whatsapp und so weiter viel Aufmerksamkeit verloren geht. Die jungen Menschen sind nicht mehr so fokussiert wie wir damals.

Aber dafür schauen sie deine Videos auf Social Media. Inwieweit steckt darin eine alternative Prüfungsvorbereitung?

Ich bekomme jeden Tag Nachrichten von Schülern, die mir schreiben, dass ihnen meine Videos helfen. Auf meinen Kanälen kann man sich beispielsweise anschauen, wie so eine erste Fahrstunde abläuft. Ich poste zwischendurch auch Technikfragen, die in der Prüfung drankommen können, und auf Youtube lade ich Prüfungssimulationen in voller Länge hoch. Da versuche ich auch nicht mit Fachbegriffen um mich zu werfen, sondern so zu sprechen, dass mich die Fahrschüler verstehen.

In der Kommentarspalte unter deinen Videos wird oft diskutiert. Manche Aussagen stimmen nicht, bekommen aber viel Zuspruch. Wie gehst du damit um?

Ich kann nicht jeden einzelnen Kommentar durchgehen, dafür sind es zu viele. Aber wenn ich ein Video hochlade, schaue ich am nächsten Tag in die Kommentare. Und da gibt es manchmal schon viele Falschaussagen, aber deswegen erkläre ich auch immer wieder, dass die Schüler nicht auf die Kommentare hören sollen, sondern auf das, was der Fahrlehrer sagt.

In den Videos zeigst du deinen Follower:innen auch, in welchen Situationen es brenzlig werden kann. Gibt es Momente aus deinen Fahrstunden, die du bewusst nicht auf Tiktok teilst?

Ja, aber das sind so Sachen, die nehme ich gar nicht erst auf. Wenn jemand Gas mit Bremse verwechselt und plötzlich eine Vollbremsung auf der Autobahn hinlegt, während der Lkw hinter uns immer näher kommt, dann habe ich gar keine Zeit, ein Video aufzunehmen. Da muss ich mich auf meinen Fahrschüler konzentrieren, das ist das Wichtigste. Die Videos mache ich nur nebenbei.

Und es gäbe es sicherlich auch einige Fahranfänger, die sich davon abschrecken lassen würden.

Ja, auf jeden Fall. Ich glaube, die brenzligste Situation, die ich je hochgeladen habe, war, als uns am Ende des Einfädelungsstreifen auf der Autobahn noch jemand überholt hat. Da musste ich eingreifen. Aber wenn ich solche Videos jeden Tag hochladen würde, hätten die Fahrschüler wahrscheinlich noch mehr Angst als ohnehin schon.

Aber wovor? Ist es die Angst, einen Unfall zu bauen?

Das zum einen, aber ich glaube, manche sind auch generell überfordert, wenn sie so einen teuren Gegenstand zum ersten Mal durch die Straßen lenken müssen.

Deshalb setzen sich manche lieber erstmal in einen Fahrsimulator. Was hältst du davon?

Ich finde, der Simulator ist sehr gut zum Einstieg. Da kann man in drei oder vier Sessions schon viel lernen, zum Beispiel schalten, Gas geben, bremsen, lenken und Schulterblick. Aber dadurch kann man nicht 1:1 die Fahrstunden in einem Fahrzeug ersetzen.

Zum Abschluss kommt jetzt natürlich noch die Frage aller Fragen: Was ist dein ultimativer Tipp für die Prüfung?

Man sollte immer selbstbewusst auftreten und das kann man auch sein, weil der Fahrlehrer meldet dich erst zur Prüfung an, wenn er weiß, dass du das schaffen kannst. Ansonsten sollte man einfach so fahren, wie man es in den Fahrstunden gelernt hat. Die meisten Prüfer sagen "Erfinden Sie nichts Neues" und das stimmt.

Und wie besteht man die Theorieprüfung direkt im ersten Anlauf?

Erstens nicht zu früh in die Prüfung gehen, das bringt gar nichts. Wenn ich Schüler wäre, würde ich erst mal schauen, dass ich 90 Prozent der Fragen in der App richtig beantwortet habe, bevor ich mich zur Prüfung anmelde. Davor kann man vielleicht sogar zu zweit oder in der Gruppe lernen und ich würde es auch nicht zu vielen Leuten erzählen, weil das nur noch mehr Druck aufbaut. Und zur Prüfung selbst sage ich immer: keine Fragen mehr im Nachhinein ändern. Der erste Gedanke ist meist der richtige und dabei sollte man bleiben.

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