Der Klimawandel treibt die Temperaturen in Deutschland in ungeahnte Höhen. Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) war jede Dekade seit den 1960ern wärmer als die vorherige – mit drastischen Folgen. Das erklärte der DWD am Dienstag bei einer Pressekonferenz.
Demnach war 2024 mit durchschnittlich 10,9 Grad das wärmste Jahr seit Messbeginn, sowohl in Deutschland als auch weltweit. "Erschreckend ist vor allem, dass der alte Rekord aus 2023 gleich um 0,3 Grad übertroffen wurde. Das ist aus klimatologischer Sicht absolut außergewöhnlich!", erklärte Andreas Becker, Leiter Klimaüberwachung des DWD.
Deutschland hat sich demnach seit der frühindustriellen Zeit bereits um 2,5 Grad erwärmt, weit mehr als bisher angenommen. Frühere Berechnungen gingen nur von 1,9 Grad aus, unterschätzten aber das tatsächliche Tempo der Erwärmung. Die Folgen des rasanten Anstiegs könnten verheerend sein.
Extreme Wetterlagen nehmen laut dem DWD spürbar zu. Neben der Hitze, die vor allem vulnerable Menschen in den Städten bedroht, gebe es etwa immer mehr Dürren – auf der anderen Seite aber auch Starkregen.
Dies liege unter anderem an zuletzt zunehmenden marinen Hitzewellen, die den Wasserdampfgehalt der Atmosphäre steigen lassen – mit katastrophalem Stark- und Dauerregen als Folge.
Doch die Klimakrise zeigt sich nicht nur in Wetterextremen. Zecken breiten sich in Deutschland immer weiter aus und bleiben teilweise das ganze Jahr aktiv, weil es kaum noch kalte Wintertage gibt. Sie übertragen gefährliche Krankheiten wie FSME und Borreliose.
Allergiker:innen leiden zudem unter verkürzten Winterpausen und unberechenbare Blühzeiten erhöhen das Risiko für Spätfrost-Schäden in der Landwirtschaft. Generell spüre die Wirtschaft die Folgen in Zukunft deutlich. So erklärte DWD-Vorstand Tobias Fuchs auf der Pressekonferenz laut dem "Spiegel":
Selbst für erfahrene Landwirte würden die unberechenbaren Wetterbedingungen und die dadurch mangelnde Planungssicherheit ein hohes wirtschaftliches Risiko bedeuten.
Auch die Energieversorgung werde zunehmend instabil, weil konventionellen Kraftwerken durch wärmere Sommer immer weniger Kühlwasser zur Verfügung steht.
Fuchs warnte angesichts dieser Bedrohung laut dem "Handelsblatt" abschließend: "Wir leben in Krisenzeiten, die von der Politik, aber auch von uns allen wichtige Weichenstellungen für die kommenden Jahrzehnte verlangen."
Immerhin gab es auch gute Nachrichten zu verkünden: Längere Wind- und Sonnenflauten nehmen nicht zu. Laut DWD gebe es keine Anzeichen dafür, dass sich sogenannte Dunkelflauten – also Phasen ohne Wind und Sonne – häufen oder länger andauern. Die Stabilität der erneuerbaren Stromerzeugung durch Wind- und Solarenergie bleibt damit auf dem bisherigen Niveau.
(mit Material der afp)