"Wenn ihr euch nicht in Sicherheit bringt, werdet ihr sterben", warnt Tampas Bürgermeisterin Jane Castor vor "Milton". Es ist ein Sturm sondergleichen, der auf Floridas Westküste zurast, ein Hurrikan der höchsten Stufe, ein Kategorie-5-Hurrikan, mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 250 Kilometern die Stunde. Eintreffen soll er noch im Laufe des Tages.
Millionen nehmen die Bürgermeisterin bei Wort, flüchten aus den bedrohten Städten. Dutzende Autokorsos schlängeln sich über die Highways, alle Wagen zugepackt mit Gepäck. Die Insass:innen finden Unterschlupf bei Verwandten, in Hotels, in Notunterkünften.
Doch nicht alle können flüchten. Viele bleiben aber zurück. Gezwungenermaßen. Ihnen fehlt schlicht das Geld.
Da wäre etwa Amanda Moss. Auf Tiktok schildert sie unter Tränen, dass eine Flucht finanziell für sie nicht zu stemmen sei. Sie müsste mit ihrem Mann, ihren sechs Kindern, vier Bulldoggen und ihrer Schwiegermutter raus aus der Stadt. Da ihr Wagen aber lediglich Platz für sieben Personen bietet, wäre es schlicht unmöglich, aus Florida zu fliehen.
Für ein Flugzeug, aber auch ein Airbnb, geschweige ein Hotel reiche es nicht. "Wir haben nicht das Geld für die Evakuierung. Wohin soll ich evakuieren?", sagt sie. Moss, die mit ihrer Familie in einer Evakuierungszone in Fort Myers lebt, wird auf Tiktok kritisiert. Sie soll einfach gehen, lautet der Tenor. Andere hingegen verteidigten ihre eher unfreiwillige Entscheidung.
Verkehr, Hotel- und Flugpreise sowie Benzinknappheit, aber auch familiäre und berufliche Verpflichtungen seien für einige, so schreiben sie es in die Kommentare, der Grund, die Tampa Bay Area nicht zu verlassen – trotz des Hurrikans der Stufe 5.
Tiktok-Userin "joysparkleshine" bleibt zum Beispiel in der Tampa Bay Area, weil sie ihre Farm und Tiere schützen will. Sie selbst weiß, dass es am einfachsten ist, die Tiere zurückzulassen, was sie aber nicht möchte, nicht kann. Sie sei besorgt, wie sie schildert. Doch es ginge nicht anders.
Doch selbst wenn, es gibt ohnehin kaum mehr eine Möglichkeit, wegzukommen. Tankstellen sind zum Beispiel leer, wie der deutsche Auswanderer Jörg Plötzner in einem Tiktok-Clip zeigt.
In einem weiteren Clip beschreibt er, wie diejenigen, die es herausschaffen, den Tränen nahe sind, weil sie um ihr Hab und Gut fürchten und sie kaum die finanziellen Möglichkeiten haben, dieses zu ersetzen.
Die Sturmwarnung dürfte für viele recht überraschend gekommen sein, das liegt in der Natur der Sache. Dennoch ist auch klar, dass für eine schnelle Flucht eben auch entsprechende Rücklagen nötig sind.
Sind Noteinrichtungen voll, bleiben noch Hotel und die sind bekanntlich nicht umsonst, was hinsichtlich der Lage ein dramatisches Problem ist. Höchstens Verwandte unter anderem in Miami könnten im Notfall helfen, die hat aber nicht jede:r.