Die sogenannte Vogelgrippe wird zunehmend zum Problem. Seit Monaten breitet sich das Virus bei Nutz-, Zoo- und Wildvögeln aus – Millionen von Tieren sind bereits aufgrund einer Infektion gestorben oder mussten notgeschlachtet werden. Die Lage beunruhigt Expert:innen zunehmend.
Denn erkranken Nutztiere wie Hühner und Puten, kann dies zu hohen Verlusten im Bestand führen, aber auch zur weiteren Ausbreitung beitragen. In sehr seltenen Fällen kann das Virus auch auf den Menschen übertragen werden und zu schweren Erkrankungen.
Bislang besteht allerdings noch keine größere Gefahr für Menschen, auch wenn es bereits einige Todesfälle gab. Denn von den Säugetieren sind bisher größtenteils Nerze oder Seelöwen mit der Vogelgrippe infiziert gewesen, die andere Rezeptoren und ein anderes Immunsystem als wir Menschen haben.
Das bedeutet, dass wir uns bei ihnen eher nicht anstecken. Gefährlicher wäre es laut Expert:innen hingegen, wenn sich Schweine untereinander anstecken könnten, denn die sind dem Menschen – was das Immunsystem angeht – deutlich ähnlicher.
Allerdings merkte ein Experte von der Animal and Plant Health Agency im britischen Weybridge bereits vor knapp einem Jahr auf "Tagesschau.de" an: "Wir sollten nicht untätig bleiben, denn wir wissen natürlich, was mit dem Coronavirus passiert ist."
Dazu kommt: Erst kürzlich wurde im US-Bundesstaat Alaska ein Eisbär tot aufgefunden. Untersuchungen ergaben, dass das Tier an der Vogelgrippe starb. "Dies ist der erste gemeldete Eisbärenfall überhaupt", sagte Tierarzt Bob Gerlach dem "Alsaska Beacon".
Eine besonders beunruhigende Entdeckung: Denn der Tod des Eisbären sei ein Zeichen für einen ungewöhnlich hartnäckigen und tödlichen Einfluss des Virus.
Die Ökosysteme in den Polarregionen sind den Expert:innen zufolge besonders anfällig für die Vogelgrippe. Der Grund: Dort sind viele Tiere beheimatet, die nirgendwo sonst auf der Welt vorkommen und entsprechend nicht mit ähnlichen Viren wie der Vogelgrippe in Kontakt gekommen sind, wie der "Spiegel" berichtete.
Normalerweise fressen Eisbären Robben, die sie auf dem Eis jagen. Die Expert:innen gehen im Fall des Eisbären davon aus, dass dieser auf der Suche nach Nahrung auf verendete Vögel gestoßen und sich dabei mit der Vogelgrippe infiziert haben muss.
Die emeritierte Professorin für Naturschutzbiologie an der Universität von East Anglia, Diana Bell, bezeichnete die Entwicklung im "Guardian" als "entsetzlich".
Bereits vor längerer Zeit warnten Forschende in einer Studie davor, dass das Virus zu einem Massensterben in den Pinguinkolonien führen könne. Sollte es dazu kommen, könnte sich eine der größten Umweltkatastrophen der Neuzeit daraus entwickeln. Bell ergänzte:
Dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge ist es zuletzt immer wieder vorgekommen, dass sich vereinzelt auch Säugetiere angesteckt haben, die zuvor vermutlich Kontakt zu infizierten Vögeln oder Geflügel hatten. So wurde das Virus H5N1 in Deutschland Anfang 2023 etwa auch bei fleischfressenden Wildtieren nachgewiesen, wie beispielsweise bei Füchsen in Niedersachsen.
Am Dienstagnachmittag teilte das Gesundheits- und Verbraucherschutzministerium in Potsdam zudem mit, dass sich der Verdacht auf die Geflügelpest im Tierpark Cottbus bestätigt hat. Der Erreger sei bisher bei fünf Schwänen und einer Ente amtlich festgestellt worden, weswegen der Park bis mindestens Freitag geschlossen bleibt. Weitere Untersuchungen sollen klären, ob sich die Vogelgrippe weiter verbreitet hat, wie "Merkur.de" berichtete.