Bisher sind sie eher Luftschlösser, die Flugtaxis. Während ihrer Zeit als Digitalministerin machte sich Dorothee Bär regelmäßig für das Thema stark. In Bayern, ihrer Heimat, gibt es auch nach wie vor Interesse daran.
Für das Unternehmen Lilium kündigte Markus Söder vergangene Woche an, dass der Freistaat eine Bürgschaft für einen 50 Millionen Euro Kredit übernimmt, sofern der Bund ebenfalls für weitere 50 Millionen bürgt. Wirtschaftsminister Habeck sagte noch nichts dazu.
Es gibt also noch Interesse. Auch viele Unternehmen schießen aus dem Boden, die sich in den Markt des Individual-Luftverkehrs einbringen wollen. Und ja, Lufttaxis haben den Ruf, der Verkehrstrend der Zukunft zu sein. Eine Forscherin zeigt nun aber, dass an den Lobpreisungen des Konzepts nicht viel dran ist.
Klimaökonomin Anna Straubinger vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung wertete in einer Meta-Analyse elf Veröffentlichungen zu Flugtaxis aus. So kam sie zu dem Ergebnis, dass Flugtaxis erstmal, anders als viele Unternehmen versprechen, nicht zwangsläufig besser für die Umwelt sind.
Straubinger sagt, dass Flugtaxis zwar als "nachhaltig, schnell und günstig angepriesen" werden, die tatsächlichen Vorteile aber begrenzt seien. "So stoßen die Fluggeräte zwar im Vergleich zum Verbrenner weniger CO2-Emissionen aus. Gegenüber Fahrten mit E-Autos benötigen die Flugtaxis aber mehr Energie." Einen positiven Beitrag zur Energiewende im Verkehrssektor leisten diese aber nicht.
Schon 2019 kamen US-Forscher:innen zu dem Schluss, dass Flugtaxis nur bei längeren Strecken ab 35 Kilometer und ab drei Passagier:innen Vorteile gegenüber Verbrennerautos haben.
Auch hinsichtlich der Kosten bieten Flugtaxis keinerlei Vorteile. Kurz- und mittelfristig wollen Betreiber:innen einen Kilometerpreis von fünf Euro anbieten, was deutlich teurer als der öffentliche Nahverkehr oder das Auto ist, vom Fahrrad ganz zu schweigen. "Mittelfristig ist die Nutzung der Urban Air Mobility also zweieinhalbmal so teuer wie die Nutzung eines Taxis und mehr als 15-mal so teuer wie die Nutzung des ÖPNV oder eines Autos", schreibt Staubinger.
Letztlich würden nur Wohlhabende von Flugtaxis profitieren. Dabei dürften solche gemeint sein, die vielleicht keinen eigenen Hubschrauber haben, denen das Taxi oder der Bus jedoch nicht zusagen. Böse Zungen würden hier von einer Halb-Dekadenz sprechen.
Auch zeitlich gebe es keinen wirklichen Gewinn. "Durch die benötigte Start- und Landeinfrastruktur beinhaltet eine Reise mit dem Flugtaxi immer auch die Anreise zum und die Abreise vom Vertiport", betont Staubinger. Vertiport meint hier einen Start- und Landeplatz.
Ganz sinnlos seien Flugtaxis aber nicht. In bestimmten Fällen böten sie einen Mehrwert, etwa bei Notfalleinsätzen, weil die Vehikel flexibler und günstiger als Hubschrauber sind. Das gelte etwa für abgelegenere Regionen wie Inseln und Bergdörfer.
Bei den eher mäßigen Vorteilen, die Flugtaxis bieten, dürfte es fast verständlich sein, dass sich der Bund bei einer Bürgschaft für Lilium bisher zurückhält.