Ab 25 Grad spricht man von einem Sommertag.Bild: iStockphoto / hobo_018
Klima & Umwelt
31.03.2021, 18:2731.03.2021, 19:35
Lange Schlangen vor den Eisdielen, Menschen die sich im Park und am Flussufer sonnen, T-Shirts und Sonnenbrillen wohin das Auge blickt: Die vergangenen Tage fühlten sich eindeutig nach Juni an. Der Blick auf das Thermometer zeigte bis zu 25 Grad. Der Blick auf den Kalender offenbarte allerdings: Es ist erst März. Haben wir den Frühling übersprungen und sind direkt im Sommer gelandet?
"Dass wir im März schon Sommerwetter haben, ist ungewöhnlich", sagt Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst zu watson. "Am Dienstagnachmittag haben wir schon Rekorde geknackt: im Saarland wurden 25,3 Grad gemessen, in Michelstadt im Odenwald 25,2 – das waren die höchsten Temperaturen, die in Hessen und im Saarland im Monat März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gemessen wurden." Ab 25 Grad spricht man aus meteorologischer Sicht sogar bereits von einem Sommertag – und davon sind wir im März eigentlich noch weit entfernt.
Bei den erwarteten Temperaturen von bis zu 26 Grad im Südwesten könne es sogar sein, dass der deutschlandweite Temperaturrekord für den März geknackt wird, sagt Friedrich. Der liegt bisher bei 26,6 Grad, die am 28. März 1989 in Baden-Baden gemessen wurden.
"Die aktuelle Wetterlage hängt damit zusammen, dass ein Hochdruckgebiet aus dem Mittelmeerraum und Ostafrika warme, trockene Luftmassen nach Deutschland bringt", sagt der Meteorologe. "Wenn dann die Sonne scheint, kann die Luft schonmal auf 25 Grad erwärmt werden." Mit den derzeitigen sommerlichen Temperaturen bewegen wir uns demnach aber an der oberen Range dessen, was im März möglich ist.
Klimawandel macht sich bereits bemerkbar
Dabei machen sich auch bereits die Auswirkungen des Klimawandels bemerkbar, sagt Friedrich: "Rekorde nach oben werden immer häufiger, Rekorde nach unten aber seltener." Die Wahrscheinlichkeit, dass immer wieder neue Rekordtemperaturen geknackt werden und Ausreißer nach oben zu sehen sind, sei also größer geworden. Denn: "In den vergangenen 100 Jahren hat sich das Klima schon deutlich erwärmt."
Das zeigt sich auch darin, dass die Winter kürzer werden, Temperaturen schneller steigen, Pflanzen wie Schneeglöckchen immer früher zum Vorschein kommen. "Der Winter hat sich in den vergangenen 30 bis 40 Jahren um etwa zehn bis zwölf Tage verkürzt", sagt Friedrich.
Vielerorts fühlten sich die vergangenen Tage ziemlich sommerlich an – so wie hier auf dem Tempelhofer Feld in Berlin.Bild: www.imago-images.de / Emmanuele Contini
Dass wir vor einer Woche noch im Wintermantel durch die kalten Straßen liefen und nun gefühlt vom tiefsten Winter direkt in den Sommer kommen, ist dagegen nicht ungewöhnlich. "Temperaturschwankungen wie wir sie derzeit erleben, sind typisch für die Übergangszeit", sagt Friedrich. Das wechselhafte Wetter entstehe, weil es im Frühjahr in der Polarregion noch sehr kalt ist, die Temperaturen in Nordafrika und den Subtropen aber schon sommerlich sind – die Gegensätze sind also am größten.
Die Winterpullis voreilig in den Keller verbannen sollten wir deshalb besser noch nicht, trotz sommerhaftem T-Shirt-Wetter. Denn die kommenden Tage soll es wieder deutlich kühler werden, vereinzelt ist sogar Schneefall vorhergesagt. Kein Wunder – dann ist ja auch offiziell April und das Aprilwetter kann kommen.
Der Winter naht und mit ihm die Frage: Wird es weiße Weihnachten geben, werden wir ein besinnliches Fest unter leise rieselnden Schneeflöckchen feiern? Schön wäre es, wenn der Weihnachtsmann, zumindest hierzulande, nicht schwerfällig durch Schlamm stapfen muss wie ein alternder Watt-Fischer.