Nachhaltigkeit
Klima & Umwelt

Teneriffa: Film zeigt Folgen des Massentourismus und Whale Watching

Nika Felipe Ravina Ocean Film Tour
Eigentlich wollte Felipe einen anderen Wal ablichten, doch "Nika" stahl das Rampenlicht.Bild: MINSK/KinemaProducciones / FelipeRavina
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Teneriffa: Film "Nika" zeigt rührende Unterwasser-Freundschaft

07.03.2025, 07:4207.03.2025, 07:42
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Wenn Felipe Ravina mit seinem Neoprenanzug von Bord steigt, kommt sie direkt angeschossen, tanzt und spielt mit ihm – "Nika". Ein wildes Tier, aber auch eine zutrauliche Grindwal-Dame. Nika, die in kanarischen Gewässern lebt, hat sich einen Menschen zum Freund ausgesucht und verblüfft damit selbst Meeresbiolog:innen.

Ihr Liebling Felipe ist Filmemacher, befasst sich schon sein Leben lang mit dem maritimen Tier- und Umweltschutz, besonders rund um Teneriffa, wo der Massentourismus bittere Folgen für Einheimische und Natur hat. Die besondere Beziehung zwischen beiden ist Thema des Films "Nika", der bei der elften International Ocean Film Tour zu sehen ist.

Für watson trafen wir Felipe in Hamburg und sprachen mit ihm über seine Wal-Freundin, Massentourismus und nachhaltiges Reisen auf Teneriffa.

Nika Felipe Ravina Ocean Film Tour
Felipe Ravina (re) nach einem der Tauchgänge.Bild: MINSK/KinemaProducciones / FelipeRavina

watson: Seit wann hast du diese Liebe zum Meer?

Felipe Ravona: Seit ich ein Baby war. Ich bin auf Teneriffa geboren und aufgewachsen und hatte einen Vater, der das Wasser liebte und mich ständig mitschleppte. Wir schwammen, schnorchelten und tauchten so oft es ging. Mit 12 Jahren wusste ich, dass ich Meeresbiologie studieren wollte und während des Studiums entdeckte ich meine Leidenschaft für das Filmemachen. Für mich ist es die perfekte Verbindung.

Wo du Felipes' Film schauen kannst
Die International Ocean Film Tour Vol. 11 ist noch bis zum 11. Mai 2025 in verschiedenen deutschen Städten unterwegs. Das Programm besteht aus fünf Dokumentarfilmen, die sich mit dem Leben in und rund um die Ozeane befassen.

Spielorte, Tickets und Infos auf oceanfilmtour.com

Zwischen Wissenschaft und Film?

Ja, ich möchte den Menschen zeigen, wie wunderschön die Ozeane sind, aber auch, wie brutal ihre Zerstörung. Die Meere und ihre Bewohner leiden unter unserem Verhalten, aber ich glaube, dass es Menschen nicht egal ist, wenn sie sehen, wie ein Wal stirbt, weil ihn ein Boot rammt oder eine Schildkröte in einem Plastiknetz erstickt. Es berührt unsere Herzen. Und das ist gut so.

Dein Herz wurde von einer Wal-Dame ganz besonders berührt.

Nika. Ich drehte einen Dokumentarfilm unter Wasser und ständig kam dieser Grindwal vor meine Linse. Es war ein junges Weibchen und sie suchte aktiv den Kontakt.

Nur zu dir? Oder Menschen allgemein?

Nur zu mir. Wir testeten es aus. Wenn meine Kolleg:innen ins Wasser gingen, ignorierte sie die. Aber sobald ich von Bord ging, verließ sie ihre Herde und kam herbei. Tauchte ich hinunter, tauchte sie hinunter. Schwamm ich nach rechts, flankierte sie mich. Sie spielte mit mir. Auch in den kommenden Wochen, hielt sie nach mit Anschau, sobald sie unser Boot hörte. War ich mal nicht an Bord, zog sie direkt wieder ab.

"Ich fahre nur noch selten dort hinaus, denn Nika soll bei ihrer Herde sein."

Das ist ungewöhnlich für Grindwale, oder?

Total. Es ist auch ungewöhnlich, dass die Herde das zulässt. Mütter lassen ihre Kinder sonst niemals aus den Augen. Nika ist noch ein Teenager und dennoch ließ ihre Mutter uns zusammen spielen. Sie kam ab und an vorbei, schaute, ob alles okay war und ließ uns dann wieder alleine. So etwas habe ich noch niemals erlebt.

Hast du eine Idee, was Nika von dir will?

Nein, aber manchmal schwimmt sie um mein Gesicht und ruft: "Wee, wee, wee". Wir wissen nicht, was sie sagen will, keine Ahnung. Aber für mich ist es der Lohn für eine Arbeit, die oft eher bitter ist.

Wieso?

Ich beobachte und dokumentiere die Zerstörung der Kanarischen Inseln. Der Massentourismus, der Müll, der Lärm, das alles vernichtet rasend schnell die einmalige Natur, die meine Heimat Teneriffa und die Nachbarinseln ausmacht.

Ziehen Filme wie "Nika" nicht noch mehr Tourist:innen an?

Das war meine größte Sorge. Ich bin gegen das Vermenschlichen von Tieren und wir haben sehr viele innige Szenen zwischen Nika und mir aus dem Film geschnitten, damit die Leute nicht denken: "Wow, lass uns nach Teneriffa fahren und mit Walen schwimmen." Meine Hoffnung ist, dass die Leute sich zwar in Nika verlieben, aber verstehen, dass man nichts Liebevolleres für wilde Tiere tun kann, als sie in Ruhe zu lassen. Ich hatte eine Sondergenehmigung, im Walschutzgebiet Teneriffas zu tauchen, um diesen Film zu machen. Aber ich fahre nur noch selten dort hinaus, denn Nika soll bei ihrer Herde sein.

Wie geht es Walen wie Nika rund um Teneriffa?

Sie leiden. Nika und die ganze Population der Grindwale leiden unter chronischem Stress.

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Woher weiß man, ob Wale gestresst sind?

Ansässige Wissenschaftler:innen haben 2014 die Cortisolkonzentration in den Muskeln der südlich ansässigen Wale mit der von Populationen in nicht-touristischen Gewässern im Norden verglichen. Das Stresshormon war mehr als doppelt so hoch konzentriert.

Was stresst sie?

Der Krach und die Menge der Boote, die in ihrem Lebensraum unterwegs sind. Solange der Tourismus boomt, fahren Yachten, Motorboote und Whale Watcher herum. Bei 200 Booten auf dem Wasser ist das kaum mehr kontrollierbar. Und dann gibt es – auch wenn es verboten ist – viel illegales Whale Watching.

Was ist das Problem beim Whale Watching?

Es gibt lokale Anbieter:innen, die sich an alle Regeln halten. Also: Herden in Ruhe lassen, wenn sie gerade Babys haben. Niemals näher als 60 Meter kommen. Aber aus Profitgier wollen viele den Tourist:innen natürlich noch bessere Fotos liefern, näher ran. Das ist unverantwortlich. Grindwale jagen in der tiefen See, nach den Tauchgängen müssen sie an der Wasseroberfläche 20 Minuten lang wieder zu Kräften zu kommen. Wenn sie in dieser Ruhezeit Menschen und Boote umzingeln, können sie nicht schlafen, sich nicht erholen, nie entspannen.

"Viele suchen bewusst 'authentische Erlebnisse' und dringen dafür bis ins letzte Fischerdörfchen vor. Wir haben keine Rückzugsorte mehr."

Auf den Kanarischen Inseln gab es vergangenes Jahr große Proteste gegen den Massentourismus.

Ich war dabei. Es wurde aber oft falsch verstanden. Wir haben nichts gegen Tourismus an sich, aber wir brauchen ein Limit. 2024 hatten wir 18 Millionen Tourist:innen zu Besuch, das ganze Land Brasilien nur acht Millionen im Vergleich. Wir sind winzige Inseln, das muss begrenzt werden.

Gibt es Wege, Teneriffa nachhaltig zu bereisen?

Es ist für uns besser, wenn Tourist:innen die Reisen über lokale Anbieter:innen buchen und unsere Kultur und Natur respektieren, als ausländischen Hotelketten das Geld zu geben und sich rüpelhaft zu benehmen, klar. Aber ganz ehrlich: Bei der Masse an Menschen würden auch nachhaltiges Reisen schaden. Es sind einfach zu viele.

Sind Tourist:innen das Hauptproblem Teneriffas?

Nicht nur. Es gibt auch viele Europäer:innen vom Festland, die Immobilien bei uns kaufen, auf Airbnb vermieten und Einwohner:innen damit verdrängen. Wir haben keinen Wohnraum mehr auf unseren eigenen Inseln, dafür tausende Ferienwohnungen.

Das ist vermutlich keine böse Absicht. Viele Europäer:innen, auch Deutsche denken schlicht: "Toll, ein paar Monate Homeoffice in der Sonne."

Deshalb machen wir darauf aufmerksam. Die digital nomads sind Teil des Problems. Sie beziehen in der Heimat gutes Gehalt, mit dem sie sich hier alles leisten, erhöhen damit unsere Kosten und zahlen ihre Steuern bei sich zu Hause – sodass unsere Inseln nicht einmal profitieren. Viele suchen bewusst "authentische Erlebnisse" und dringen dafür bis ins letzte Fischerdörfchen vor. Wir haben keine Rückzugsorte mehr.

Dann hast du noch eine Gemeinsamkeit mit Nika.

Das stimmt. Der Kollaps meiner Heimat und Nikas' Lebensraum, macht mir wirklich Sorgen. Umso berührender ist es für mich, diesen seltsamen Kontakt zu einem Wal zu haben. Mit ihr im Wasser zu sein ist so bezaubernd, als ob mir Teneriffa sagen will: Danke, dass du dich für uns einsetzt. Ich bin kein spiritueller Mensch, aber so fühlt sich das manchmal an.

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