Während sich Supermächte wie China, Russland oder einst sogar Trump für den arktischen Raum interessieren, entdecken auch immer mehr Reisende die eisige Wildnis rund um den Nordpol. Besonders gefragt: Svalbard, auf Deutsch Spitzbergen, eine norwegische Inselgruppe zwischen Festland und Nordpol.
Hier, genauer in Longyearbyen, liegt der nördlichste Flughafen mit Linienverkehr der Welt – nur rund 1000 Kilometer vom Pol entfernt. Klingt abgelegen? Ist es auch. Aber erreichbar – per Direktflug aus Norwegen. Und das sogar das ganze Jahr über.
Doch was mal als verlässliche Landebahn auf Permafrost geplant war, wird zunehmend zur Herausforderung. "Im Sommer müssen wir die Landebahn täglich kontrollieren – der Boden kann jederzeit absinken", sagt Flughafenleiterin Ragnhild Kommisrud im Gespräch mit CNN. Schuld ist der Klimawandel: Der einst dauerhaft gefrorene Boden taut – mit gravierenden Folgen für Infrastruktur und Sicherheit.
Dabei ist der Flughafen für die 2500 Menschen auf Spitzbergen lebenswichtig: Ohne ihn würde die Versorgung mit Lebensmitteln oder Medikamenten zum logistischen Albtraum – per Schiff kann es zwei Tage dauern, bis Nachschub kommt.
Spitzbergen war lange auf Kohle angewiesen – ein ziemlicher Widerspruch in einem Land wie Norwegen, das sonst fast komplett auf erneuerbare Energien setzt. Die Kohlekraftwerke liefen dennoch, auch weil es einfach praktisch war: Die Kohle lag direkt unter den Füßen. Erst 2023 wurde das Kraftwerk in Longyearbyen abgeschaltet.
Die neue Lösung ist ein Diesel-Kraftwerk. Nicht besonders grün, aber die CO₂-Emissionen konnten fast halbiert werden. Wirklich zufrieden war man damit nicht – besonders nicht beim Flughafenbetreiber Avinor, der bis 2050 ganze 90 Prozent seiner Emissionen einsparen will.
Noch in diesem Jahr soll ein eigenes Kraftwerk direkt am Flughafen entstehen, betrieben mit Biogas. Der Clou: Das Biogas stammt vom Festland, wird mit erneuerbarer Energie produziert und hat trotz Transport einen vergleichsweise kleinen CO₂-Fußabdruck.
Seit die Kohle weitgehend Geschichte ist, setzt Spitzbergen verstärkt auf Tourismus – allerdings mit Bedacht. 500 Zimmer, mehr gibt’s nicht. Das soll auch so bleiben, um die empfindliche Arktis zu schützen.
"Spitzbergen war mal ein Ort für Extrem-Touristen", sagt Ronny Brunvoll von Visit Svalbard zu CNN. Heute kommen mehr Menschen, auch im Winter – wegen der Polarlichter, Hundeschlittentouren oder einfach, um die lange Dunkelheit zu erleben. Ganz ungefährlich ist das aber nicht. Auf Eisbären, plötzliche Wetterumschwünge und fehlendes Handynetz außerhalb der Orte sollte man sich schon einstellen.