Wenn man gerade frierend an der Bushaltestelle steht, wünscht man sich nur eins: Ein paar Grad wärmer bitte, und ein bisschen weniger Wind, der einem um die Ohren pfeift, wäre auch nett. In solchen Momenten vergisst man manchmal, dass wir inzwischen ziemlich milde Winter haben.
Denn nicht nur gibt es immer weniger Frosttage, es wird durchschnittlich nicht mehr so kalt wie es noch vor etwa zehn Jahren der Fall war. Wie genau sich der Winter verändert hat, zeigt eine Untersuchung der Nichtregierungsorganisation Climate Central.
Dafür analysierte Climate Central die Wintermonate von Dezember bis Februar in 123 Ländern und 901 Städten auf der Nordhalbkugel. Dabei verglich die Organisation in den Jahren 2014 bis 2023 die täglichen Tiefsttemperaturen im angegeben Zeitraum.
Die Analyse zeigt: Vor allem Dänemark, Estland, Lettland und Litauen haben besonders viele Frosttage verloren. Dort, schreibt "Spiegel", liege die Temperatur im Durchschnitt zusammengerechnet an mindestens drei zusätzlichen Wochen pro Winter über Null Grad Celsius.
Deutschland hat im Durchschnitt in den vergangenen zehn Jahren 18 Frosttage verloren. Damit gehört Deutschland zu den 19 Ländern, die laut der Analyse an zusammengerechnet mindestens zwei Wochen zusätzlich pro Winter über dem Gefrierpunkt bleiben. Dadurch ist es inzwischen oft nicht mehr kalt genug für Schnee.
Dazu kommt: Das Jahr 2024 ist nach Angaben des Deutschen Wetterdiensts das wärmste Jahr seit dem Messbeginn im Jahr 1881. Das Jahr ist zwar noch nicht zu Ende – aber die Messwerte seien jetzt schon eindeutig, schreibt "ntv".
"Laut unserer Analyse gehört Deutschland zu den zehn Ländern, die am stärksten vom Verlust kalter Wintertage betroffen sind", sagt Kristina Dahl, Vizepräsidentin und wissenschaftliche Leiterin von Climate Central laut "Spiegel". "Wenn wir weiterhin Öl, Kohle und Gas verbrennen, sind wir auf dem besten Weg, den Winter, wie wir ihn kennen, zu verlieren – mit verheerenden Folgen für Mensch und Tierwelt."
Fehlen uns kalte und frostige Tage, hat das verschiedene Auswirkungen: Zum einen können Mücken und andere krankheitsübertragende Insekten die Winter leichter überleben. Auch gibt es einige Pflanzen, wie die sogenannten Kaltkeimer, die den Frost im Winter brauchen, um wachsen zu können.
Weiterhin ist es oft nicht mehr kalt genug für Schnee, er fällt seltener und bleibt kürzer liegen. Das wirkt sich auf den Wintersport aus. Ob der Skiurlaub ins Wasser fällt oder nicht, wird von Jahr zu Jahr eine größere Frage.