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Urlaub in England: Millionen Plastik-Kügelchen überfluten Küste nahe London

View of Camber sands beach East Sussex UK
Einst ein idyllischer Küstenabschnitt: Camber Sands in England.Bild: imago images / Depositphotos / cheekylorns2
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England-Urlaub: Millionen Plastik-Kügelchen überfluten Küste

Ein technischer Defekt in einer Kläranlage führte zu einer Umweltkatastrophe an Englands Küste. Freiwillige haben gegen Millionen von Plastikpellets gekämpft. Doch behoben ist das Problem nicht.
01.12.2025, 18:1301.12.2025, 18:13

Camber Sands ist eigentlich ein kleiner Strandort in Sussex in England, nicht allzu weit von der Hauptstadt London entfernt. Doch Besucher:innen werden an der Küste mit den Folgen einer der schlimmsten Umweltkatastrophen Großbritanniens konfrontiert. Der Strand ist über und über verschmutzt mit kleinen, dunklen Kügelchen.

Millionen winzige schwarze Plastikpellets, sogenannte Bio-Beads, wurden an dem einst zu den beliebtesten Küstenabschnitten Großbritanniens gehörenden Küstenabschnitt entdeckt. Es handelt sich um kleine Kunststoffkügelchen, die in Kläranlagen verwendet werden. Eigentlich sollen sie Bakterien beim Abbau von Schadstoffen unterstützen – nun verursachen sie selbst einen immensen Schaden.

Millionen Plastik-Kügelchen verteilen sich im Meer und Sand

Die Pellets waren nach einem mechanischen Defekt in einer Wasseraufbereitungsanlage mehr als 35 Meilen (ca. 56 Kilometer) nördlich der Küste in den Ärmelkanal und so nach Camber Sands gelangt. Das private Versorgungsunternehmen Southern Water, dem die Anlage gehört, hat die Verantwortung übernommen und um Entschuldigung gebeten.

Das Problem ist jedoch die Masse der Kügelchen, die ins Meer gelangt ist: rund 650 Millionen dieser Pellets – das sind etwa zehn Tonnen. Diese haben sich nicht nur am Strand, sondern auch in Bächen und sogar im ökologisch bedeutsamen Rye Harbor Nature Reserve verteilt. Es besteht die Gefahr, dass Vögel in dem Naturschutzgebiet die Kügelchen verschlucken könnten.

Expert:innen haben eine Maschine eingesetzt, die das Material aufsaugen und aussieben kann, berichtete der "Guardian". Zahlreiche Freiwillige sind nach Bekanntwerden der Umweltkatastrophe nach Camber Sands gekommen, um bei der Reinigung des Strands zu helfen. Mit den Händen oder Küchensieben versuchten sie, die kleinen Kügelchen zu entfernen – eine aufwendige Arbeit.

"Wir schöpfen den Sand auf, schütten ihn dann über einen Eimer in ein Sieb und gießen anschließend Wasser darüber, sodass nur noch die Kügelchen übrig bleiben", sagt eine Einwohnerin aus dem nahe gelegenen Hastings dem "Guardian".

Andy Dinsdale, Gründer der Umweltorganisation Strandliners, die Strandreinigungsaktionen durchführt, hat die Aufräumarbeiten koordiniert. Um nach den "sehr kleinen, fünf Millimeter großen schwarzen Kügelchen zu suchen", müsse man "auf Händen und Knien" kriechen, sagt er.

Umweltverschmutzung in Camber Sands dauert an

Inzwischen hat auch Southern Water Reinigungsteams an die Küste geschickt und versichert, alle Kosten zu übernehmen. Einige Verbraucher:innen haben dennoch die Sorge, dass die Kosten zum Teil auf sie umgewälzt werden, berichtet CNN.

Das Unternehmen erklärte, es gehe davon aus, dass bis zum 11. November 80 Prozent der Kügelchen entfernt werden konnten. Vollständig beseitigt ist die Verschmutzung also nicht. Und es werden wahrscheinlich bei künftigen Hochwassern wieder neue Pellets an den Strand gespült, räumt Southern Water ein. "Diese Bio-Kügelchen werden für immer hier sein", sagt Dinsdale zu CNN.

Umweltschützer:innen sprechen sich dafür aus, in den Kläranlagen auf plastikfreie und natürliche Alternativen umzuschwenken. Southern Water beteuert zwar, dass die Kunststoffkügelchen chemisch inert, also wenig reaktionsfreudig, und ungiftig seien. Umweltschützer:innen haben jedoch Zweifel, da diese aus alten Anlagen stammen und recycelter Kunststoff damals häufig Schwermetalle enthielt.

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