Mallorca könnte künftig hauptsächlich Wüste sein
Mallorca kämpft schon lange mit Wasserknappheit. Doch jetzt zeigen neue Daten, wie dramatisch die Lage wirklich ist. Obwohl der Herbst ungewöhnlich nass war, steuern die Balearen laut einem großen wissenschaftlichen Atlas auf eine immer trockenere Zukunft zu.
85 Prozent der Inselgruppe befinden sich bereits in einem "fortschreitenden Prozess der Wüstenbildung", berichtet das "Mallorca Magazin". Forschende sprechen sogar vom Rand eines "ökologischen Kollapses".
Der Bericht stammt aus dem ersten umfassenden "Atlas der Wüstenbildung in Spanien", erstellt von Dutzenden Wissenschaftler:innen verschiedener Universitäten sowie dem staatlichen Forschungsrat CSIC. Die Ergebnisse sollen politischen Entscheidungsträger:innen als Grundlage dienen – und sie sind alles andere als beruhigend.
Viele Gebiete massiv von Wüstenbildung gefährdet
40 Prozent Spaniens sind laut der Analyse von Desertifikation betroffen, also einer vom Menschen beschleunigten Austrocknung durch Landwirtschaft, Viehzucht und Tourismus. Insgesamt geht es um mehr als 206.000 Quadratkilometer, eine Fläche größer als die vier größten deutschen Bundesländer zusammen. Besonders hart trifft es neben Mallorca auch die Kanaren, Teile Südspaniens sowie bedeutende Weinbauregionen.
Ein Beispiel, wie drastisch die Lage lokal aussieht: In der Provinz Alicante gelten knapp 99 Prozent der trockenen Gebiete als wüstenbildungsgefährdet, in Murcia sogar fast 100 Prozent. Nur der sehr feuchte Norden Spaniens bleibt weitgehend verschont, schreibt das "Mallorca Magazin".
Die Forschenden warnen: Vier von fünf Spanier:innen leben inzwischen in ariden Gebieten, oft angezogen von Sonne und milden Temperaturen. Doch der Preis dafür ist ein immer knapper werdender Rohstoff: Wasser. Weltweit habe Wassermangel bereits dutzende Konflikte zwischen Staaten ausgelöst, mahnt Projektkoordinator Jaime Martínez Valderrama.
Spanien muss Grundwasservorräte besser schützen
Eine einfache Lösung gibt es nicht. Die Expert:innen fordern einen Mix aus Maßnahmen: mehr Wasserrecycling, bessere Leitungsnetze, Entsalzung, neue Kanäle.
Derzeit werden nur 12 Prozent des städtisch genutzten Wassers wiederverwendet – ein Wert, der dringend steigen müsse, um die Grundwasservorräte zu schützen.
Der Atlas selbst umfasst 66 Karten zu Klima, Wasser, Böden, Artenvielfalt und sozialen Faktoren und soll der Politik helfen, endlich gegenzusteuern. Gefördert wurde das Projekt unter anderem über den EU-Aufbauplan.
