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COP30 in Brasilien: In Belém wird ein Theaterstück des Klimas aufgeführt

Demonstrators with the likeness of Argentina President Javier Milei, center left, and President Donal Trump, center right, pretend to drill into the Earth during the COP30 U.N. Climate Summit, Thursda ...
Immerhin der Protest bleibt kreativ.Bild: AP / Andre Penner
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COP30 in Brasilien endet: Vielleicht klappt's nächstes Jahr mit dem Klimaschutz

Eine Woche lang entsteht der Eindruck, als ließe sich das rasende Tempo der Erderhitzung durch Panels, Side-Events und Hintergrundverhandlungen bremsen. Die COP wirkt wie ein sorgfältig inszeniertes Theaterstück, das zeigen soll, dass alle Beteiligten ihre Rollen gut spielen.
21.11.2025, 18:2821.11.2025, 18:28

Wer sich mit der Klimakrise beschäftigt, für den sind Scharm asch-Schaich, Baku und Belém mehr als Ortsnamen. Nicht, weil dort besonders guter Klimaschutz vorgeführt worden wäre, sondern weil sich dort in den vergangenen Jahren die politische Spitze der Welt versammelte, um zu retten, was noch zu retten ist. Oder zumindest, um es zu versuchen. Meist jedoch, um so zu tun, als würde man es versuchen.

So wiederholt sich Jahr für Jahr das gleiche Theaterstück, immer begleitet von der Hoffnung, dass diesmal nun wirklich alles anders wird, und immer mit einem Ausgang, der so vertraut ist wie eh und je. Es erinnert fast an "Dinner for One": Die Hauptfigur stolpert immer und immer wieder über denselben Teppich, um Gäste zu bedienen, die es gar nicht mehr gibt. Eigentlich lustig, wenn es nur nicht so tragisch wäre.

Brasilien lädt ein zur neuesten Inszenierung der COP30

Auch in der diesjährigen Ausgabe der COP sollte eigentlich alles anders werden. Schon der Austragungsort sollte ein Zeichen setzen: Belém befindet sich inmitten des brasilianischen Amazonas – der vom Klimawandel so gefährdet ist, wie kaum eine andere Region der Welt. Das zeigt jedoch vor allem die Absurdität dieses leider vor allem symbolischen Events.

Denn während drinnen darum gerungen wird, wie besonders extreme Umweltverpester zur Kasse gebeten werden könnten, schlafen die Verhandler:innen ausgerechnet auf klimaschädlichen Kreuzfahrtschiffen.

Und während im Vorfeld schon auf eine erhöhte Brandgefahr hingewiesen wurde, entschied man sich, die Konferenz trotz der "operativen Schwierigkeiten" stattfinden zu lassen. Ausgerechnet in den geplant letzten Stunden der Konferenz, sozusagen dem Finale, entzündete sich dann tatsächlich ein Brand und das Gelände musste geräumt werden. Die kritischen Verhandlungen wurden auf den letzten Metern unterbrochen. Unerbittliche Bilder einer zu scheitern drohenden Veranstaltung.

Weltklimakonferenz im gewohnten Ablauf – Akt 1: Die Hoffnung

Es entsteht der Eindruck, dass es vor allem darum geht, später sagen zu können, man habe sich bemüht. Ob dabei echte Erfolge entstehen, spielt eine geringere Rolle.

Dabei überschlagen sich vor jeder COP die Appelle verschiedenster Seiten. Immer wieder ist zu hören, dass diesmal nun alles anders werden müsse. Aktivist:innen warnen, organisieren und mobilisieren. Politiker:innen formen symbolische Allianzen, um zu zeigen, dass es sie noch gibt, die Willigen.

Erst werden über Monate hinweg große Erwartungen aufgebaut, gefolgt von maximal mittelgroßen Siegen in der Formulierungskosmetik. Es wirkt, als sei dieses System vor allem dafür geschaffen worden, Hoffnung zu erzeugen, nicht jedoch Ergebnisse.

Für Klimaschutz zu kämpfen, bedeutet zu verzweifeln

Am härtesten trifft diese bittere Realität jene, die wirklich etwas verändern wollen. Menschen, die jedes Jahr aufs Neue anreisen, weil man "das eben so macht", und eben auch, weil es kein besseres Forum für Klimaschutz geben kann. Sie streiten in endlosen Verhandlungen über einzelne Wörter, bis eine Umformulierung von "Soll" zu "Muss" plötzlich wie ein historischer Durchbruch gefeiert wird. Dabei wird das Papier anschließend ohnehin nicht umgesetzt, ganz gleich, ob man etwas tun "müsste" oder "sollte".

So gleicht die COP inzwischen einer toxischen Beziehung. Alle wissen, dass es nie besser wird, doch den Schlussstrich zieht trotzdem niemand. Man rennt dem Gegenüber hinterher, obwohl es längst das Interesse verloren hat. Man tut es, weil man diese Beziehung einst mühsam aufgebaut hat. Dabei wäre es oft schneller und gesünder, das Ganze neu zu schustern.

Im Falle der COP kommt man dazu aber nicht, denn die Konzentration so vieler Kräfte auf Detaildebatten führt dafür, dass man letztlich nicht dem Klimaschutz, sondern den Klimaschädigern in die Hände spielt.

Letzter Akt der Klimakonferenz: Vorhang auf für die Mächtigen

Während die optimistischen Klimaaktivist:innen mit jeder durchverhandelten Nacht erschöpfter werden, betreten jene die Bühne, deretwegen dieses Stück überhaupt inszeniert wird.

Sie lassen sich grob in zwei Gruppen teilen. Die erste möchte unbedingt zeigen, dass ihr Klimaschutz wirklich am Herzen liegt. Dabei erinnern wohl inszenierte Fotos und kurze Auftritte eher an aufplusternde Pfauen als an entschlossene Weltretter:innen.

Die zweite Gruppe verfolgt das Gegenteil. Sie will beweisen, dass sich Klimaschutz wirksam blockieren lässt. Öl- und Gasstaaten, fossile Lobbyvertretungen und andere Bremser wirken in diesem Ziel erstaunlich geschlossen.

Aber egal, ob sie für mehr oder weniger Klimaschutz sind, Regierungen beherrschen es meisterhaft, zu erklären, warum gerade jetzt andere Themen dringender seien als Klimaschutz.

Eine Klimakonferenz, die nicht liefert, bringt niemandem etwas

Am Ende lässt mich diese Inszenierung doch tatsächlich fragen, ob die Ära eines global koordinierten Klimaschutzes vorüber ist. Vielleicht hat sie aber auch nie wirklich begonnen. Nach dutzenden Jahren der Wiederholungen dieses Klimakonferenz-Rituals drängt sich die Frage auf, ob es jemals ein anderes Ende hätte geben können.

Ich glaube also nicht mehr daran, dass aus der COP etwas Bahnbrechendes entsteht. Und selbst wenn ich mich irre, glaube ich noch weniger daran, dass die dort beschlossenen Versprechungen tatsächlich umgesetzt werden. Meine Resignation ist dabei bestimmt gefährlich, doch sich dem bitteren Realismus zu verweigern, wäre noch gefährlicher.

Aus dieser Enttäuschung kann aber auch eine neue Klarheit entstehen. Wahrscheinlich wird nicht die COP die Welt retten, sondern die Menschen, die aufhören, auf die COP zu warten. Statt Energie darauf zu verwenden, aus Top-Diplomat:innen in Verhandlungen eine etwas schärfere Formulierung herauszupressen, sollten sich Klimabewegte auf die Regierungschefs konzentrieren, deren Länder den größten Anteil an der Krise tragen. Gezielter Protest kann funktionieren. Diffuser Protest nicht.

Die Utopie eines global synchronisierten Klimaschutzes ist vorbei. Wer echten Klimaschutz will, muss die eigene Regierung unter Druck setzen. Wenn das gelingt, lässt sich das internationale Zirkustheater vielleicht irgendwann tatsächlich sparen.

Vielleicht wäre das erste echte Zeichen globaler Verantwortung, nicht länger auf den großen Moment zu warten, sondern endlich selbst zu beginnen. Und wer dazu nicht bereit ist, dem bleibt am Ende nur das Daumendrücken für die nächste Weltklimakonferenz. Vielleicht gelingt es ja dann wirklich mit dem Klimaschutz.

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