Nachhaltigkeit
Satire

Kapitalismus frisst Aktivismus: Vergesst das politische Anliegen!

BERLIN, GERMANY - SEPTEMBER 25: Climate activists gather on a "Global Day of Action" organized by the Fridays for Future climate change movement during the coronavirus pandemic on September  ...
Politischer Protest ist wichtig. Blöd ist nur, was der Kapitalismus stellenweise daraus macht.Bild: Getty / Omer Messinger
Satire

Kapitalismus frisst Aktivismus: Vergesst das politische Anliegen!

13.02.2023, 12:18
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Aktivismus liegt voll im Trend, Baby! Auf die Straße kleben, Bilder bewerfen, Lützerath zum Bleiben zwingen.

Die Welt geht vor die Hunde. Es sollte sich also niemand wundern, dass die Menschen sich wehren. Aktivismus gehört ebenso zur Demokratie wie die erzkonservativen Ansichten einer Regionalpartei aus Bayern.

Doch das reicht im Kapitalismus nicht. Denn im Kapitalismus verkommt irgendwann alles zur leicht konsumierbaren Ware, die verkauft werden kann. Auch der Aktivismus.

Daher haben wir hier für alle, die es mit den politischen Anliegen nicht so genau nehmen, aber auch cool und trendy sein wollen, fünf Ideen gesammelt, wie ihr richtig clever so tun könnt, als hättet ihr von Aktivismus irgendeine Ahnung.

Und für alle, die es noch nicht bemerkt haben, weisen wir zur Sicherheit darauf hin: Achtung, dieser Text kann in der Folge Spuren von Satire beinhalten.

Die Reichweite zählt

Videos von Protestaktionen sind auf Social Media genauso likeable und shareable wie das neueste Make-up-Tutorial oder der virale Katzen-Clip. Wichtig für die, die wirklich eine Botschaft haben. Praktisch für den Rest, der nur auf Instagram cool aussehen möchte.

Mittlerweile gibt es Apps, auf denen man sich aussuchen kann, welche Bewegungen man sich anschauen und von welchen man Teil sein möchte. Da muss sich Fridays for Future ganz schön ins Zeug legen, damit man sie nach rechts wischt.

ARCHIV - 29.03.2016, USA, New York: Ein Nutzer hält ein Smartphone, auf dem die App Tinder läuft, in der Hand. Die Dating-App startete am 12. September vor zehn Jahren. (zu dpa-Korr «10 Jahre Tinder:  ...
Nicht nur bei Tinder kann man wischen.Bild: dpa / Johannes Schmitt-Tegge

Popularitäswettbewerb

Im Herbst 2021 wollte der US-Sender CBS eine Aktivismus-Realityshow machen, bei der Aktivist:innen aus verschiedenen Strömungen gegeneinander antreten sollten. "Amerika sucht den Super-Aktivisten", wenn man so will. Als die Pläne öffentlich wurden, wurde die Sendung nach einem Twitter-Shitstorm verworfen – vorzeitiges Ende durch Online-Aktivismus.

Puppen, endlich Puppen

Von der amerikanischen Aktivistin Ida B. Wells gibt es eine Barbie-Puppe zu kaufen. Endlich wird politische Solidarität am Spielzeug-Regal entschieden! Da würde ich mir als Greta Thunberg ernsthaft Gedanken machen, wenn meine Barbie-Version in den Verkaufscharts hinter der von Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai steht.

Mode und Marke

Aktivismus ist Mode! Denken wir nur an all die T-Shirts: Meghan Markle zeigt sich mit "Frauen, Leben, Freiheit" auf der Brust. Der japanische Disney-Shop bietet Merchandise mit dem von Xi Jinping verhassten Winnie Puuh an, der ein weißes Blatt Papier in den Tatzen hält – dem Protestsymbol der Demonstrierenden.

Das ist prima. Auch als Person, die nicht zufällig prominent ist. So kann man mit der richtigen Kaffeetasse schon am Morgen seine Ablehnung gegen das chinesische Regime zum Ausdruck bringen. Die Uiguren wissen das zu schätzen.

Aktivismus ist Marke! Fühlt sich Fifa-Chef Infantino heute mal schwul und behindert, kann man auch mit der entsprechenden Klamottenwahl seine aktivistische Gefühlslage zur Schau stellen. Heute mal das Black-Lives-Matter-Shirt? Greenpeace? Oder heute doch lieber Levi's oder Metallica?

Wann reagiert endlich Jochen Schweizer?

So weit, so gut. Aber das kann doch noch nicht alles sein? Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Jochen Schweizer endlich entsprechende Event-Gutscheine anbietet: die Klima-Kleber-Experience! Klebe dich in der morgendlichen Rushhour mitten auf die Straße fest. Lass dich von genervten Autofahrer:innen bepöbeln und von der Polizei wegzerren. 299 Euro inklusive Klimakompensation.

Kai und Isabelle gefällt das! Absolut empfehlenswert, 5-Sterne-Bewertung. Nächste Woche geht's dann zum Bilderbewerfen ins Museum. Das geht auch, wenn man keine Ahnung von Kunst hat.

Das politische Anliegen? Egal. Hauptsache es macht Spaß und man kann gute Bilder für Instagram machen.

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