"Rote Lippen soll man küssen", sang schon Cliff Richard in seinem gleichnamigen Song. Aber stimmt das wirklich? Denn dass das Beauty-Produkt zur Gesundheitsgefahr werden könnte, darüber denkt man meist nicht nach.
Sollte man aber.
Denn die Zeitschrift "Öko-Test" hat insgesamt 18 matte, rote Lippenstifte genauer unter die Lupe genommen. Mit verheerendem Ergebnis. Acht Lippenstifte bekamen das Urteil "ungenügend", fünf weitere schnitten "mangelhaft" ab. Kein einziger der getesteten Lippenstifte erhielt das Urteil "sehr gut" oder "gut".
Der Grund: Alle 18 untersuchten Lippenstifte enthalten Titandioxid, darunter auch sechs Naturkosmetikprodukte. Dieser Stoff steht im Verdacht, bei oraler Einnahme – was bei Lippenstiften also ständig der Fall ist – eine erbgutverändernde Wirkung zu haben.
"Öko-Test" fand gar heraus, dass Frauen, die täglich Lippenstift tragen, bis zu 57 Milligramm der Paste am Tag zu sich nehmen. Überschlagen auf das gesamte Jahr essen diese Menschen so quasi rund fünf Lippenstifte. Zu erkennen ist der Stoff an dem Code CI 77891. Weil der Stoff so bedenklich ist, wurde er als Lebensmittelzusatzstoff bereits EU-weit verboten.
Gewinner-Lippenstifte konnte "Öko-Test" bei dieser Untersuchung nicht küren. Die besten der 18 getesteten Lippenstifte – und das waren lediglich fünf – bewegten sich im Mittelfeld. Sie erhielten die Note "befriedigend" und "ausreichend".
Gerade noch zu empfehlen sind:
Auch wenn man oft annimmt, dass man mit teuren Markenprodukten am besten fährt – dem ist nicht so. Das zeigt auch das Urteil von "Öko-Test", in dem teure Markenprodukte massenhaft durchfallen.
In ihnen fanden sich vor allem Erdölkomponenten wie Paraffine, die durch die orale Aufnahme als bedenklich eingestuft werden. Lediglich in zertifizierter Naturkosmetik sind diese nicht erlaubt.
In drei der untersuchten Lippenstifte wies "Öko-Test" aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) nach. Diese stehen unter Verdacht, krebserregende Bestandteile zu enthalten.
Enthalten ist MOAH der Untersuchung zufolge etwa in dem Lippenstift von Manhattan. Paraffine fand das Labor unter anderem in dem Maybelline-Lippenstift, der außerdem auch Silikone und bedenkliche Farbstoffe enthält.
Diese Lippenstifte stufte "Öko-Test" unter anderem als "ungenügend" ein:
Doch nicht nur gesundheitliche Aspekte spielten in der Bewertung von "Öko-Test" eine Rolle, auch die Art der Herstellung wurde kontrolliert. Mitentscheidend für das schlechte Gesamtergebnis war auch, dass an der Produktion der Lippenstifte zum Teil Kinder beteiligt waren.
Für den Glitzer- und Schimmer-Effekt bei Lippenstiften und Lidschatten wird das Mineral Mica benötigt. Abgebaut wird der Rohstoff unter anderem in Madagaskar, China, Indien und den USA. Besonders hoch ist die Anzahl illegaler Minen einer Recherche der "Zeit" zufolge aber in Indien, von wo etwa ein Viertel des Minerals abgebaut wird.
Das Problem: Die Arbeitsbedingungen in den Minen sind zumeist lebensgefährlich. Dass oft Kinder als Arbeiter:innen eingesetzt werden, verschlimmert das Problem nochmals.
Um die Lieferketten für Kund:innen offenzulegen, forderte "Öko-Test" die Hersteller dazu auf, ihre Bezugsquellen des Minerals Mica nachzuweisen. Dies soll auch in künftigen Tests von Kosmetikprodukten zum Standardkriterium werden.
Bei den Lippenstiften glänzte allerdings nur ein Anbieter mit einer transparenten Lieferkette von der Mine bis zum fertigen Lippenstift – Alverde.