Für Urlauber:innen, die etwas Ostsee-Luft schnuppern wollen, ist Kiel ein beliebtes Reiseziel. Doch die schleswig-holsteinische Hafenstadt ist nicht nur für Fischbrötchen und die Kieler Woche bekannt.
Die Kieler Universität ist für ihre Forschung im Bereich der Meeresbiologie renommiert. Aktuell besuchen etwa 27.000 Studierende die einzige Volluniversität in dem nördlichsten Bundesland Deutschlands.
Doch die Nähe zum Ökosystem Ostsee stellt die Christian-Albrechts-Universität in Kiel vor Probleme. Eine Lachmöwen-Kolonie wird zum Ärgernis.
Neben der gesundheitsfördernden Ostsee-Luft dringt auch der bestialische Gestank von Möwenkot in die Nase der Studierenden. Die Verunreinigungen nehmen aktuell drastische Ausmaße an, sodass die Gesundheit von Studierenden, Beschäftigten und Gästen mittlerweile gefährdet ist.
Auf dem Uni-Gelände in Kiel brütet die größte Lachmöwenkolonie im Bereich der Ostseeküste. Knapp 800 Lachmöwen-Paare kacken den Außenbereich der Mensa II voll.
Während 2019 nur wenige Möwen auf dem Dach brüteten, ist die Population seitdem drastisch angestiegen, wie eine Sprecherin des Studentenwerks Schleswig-Holsteins mitteilte. Bereits im vergangenen Jahr habe es große Probleme gegeben und dieses Jahr sei die Anzahl der Möwen noch einmal enorm gestiegen.
Die Lachmöwen-Kolonie verursacht große Unannehmlichkeiten auf Seiten der Studierenden. In dem Außenbereich der Mensa seine Mittagspause zu genießen, ist beinahe unmöglich, wenn man dem Kot der Lachmöwen ständig ausweichen muss.
Jetzt wurde sogar der Außenbereich der Mensa auf Empfehlung des Gesundheitsamts gesperrt.
"Eingangsbereiche, Außenwände, Sitzgelegenheiten vor der Mensa und Fahrzeuge sind durch den Möwenkot stark in Mitleidenschaft gezogen", sagte die Sprecherin des Studierendenwerks. Eine Fassadenreinigung belaufe sich auf rund 30.000 Euro. "Ein Betrag, der für uns als gemeinnütziges Unternehmen nicht Jahr für Jahr zu stemmen ist, zumal wir uns zu einem Teil aus Studierendengeldern finanzieren".
Der Leiter des Geschäftsbereichs Gebäudemanagement der Uni Kiel, Uwe Pfründer, sagte, "wir leben bereits seit vielen Jahren mit Möwen auf dem Campusgelände und sind immer wieder mit den Herausforderungen im Zusammenleben zwischen Mensch und Tier konfrontiert".
Der Leiter des Geschäftsbereichs Gebäudemanagement der Uni Kiel, Uwe Pfründer, teilte mit, dass die Lachmöwenkolonie aufgrund der steigenden Population besonders schützenswert sei. Denn in den vergangenen Jahren zeichnete sich ein rückläufiger Trend an. Der Bestand an Lachmöwen im Bereich der Nordseeküste schwindet.
Doch Maßnahmen, um die Möwen zu vertreiben, gibt es bisher noch nicht.
"Aufgrund des naturschutzrechtlichen Schutzes der Tiere während der Brutzeit können wir sie nicht kurzfristig vom Dach der Mensa II vertreiben", sagt Pfründer.
Die Aufzuchtzeit der Kolonie endet in etwa drei Wochen. Dann werden die flugreifen Jungtiere und ihre Eltern das Dach zunehmend verlassen und an ihre Futterplätze ziehen. Danach gehe es darum, für die kommende Brutsaison eine Lösung zu finden.
(mit Material der dpa)