Denkt man an Los Angeles kommen einem zunächst wohl diese zwei Dinge in den Sinn: das berühmte Hollywood-Zeichen und die zahlreichen Palmen, die das Stadtbild eindrücklich prägen und ihr ein ganz besonderes Flair verschaffen. So sind die Palmen quasi zum Wahrzeichen der Promi-Metropole geworden.
Ein Wahrzeichen, das rasend schnell zu einer Bedrohung für die Einwohner:innen werden kann, wie erst Anfang des Jahrs die verheerenden Waldbrände in Los Angeles zeigten. Diese haben mindestens 29 Tote gefordert und mehr als 16.000 Gebäude zerstört.
Die Vegetation in Kalifornien ist trocken. Ausgetrocknete Palmenwedel und anderes Gestrüpp können sich entzünden und so das Feuer in rasender Geschwindigkeit weitertragen. Daher stehen die Palmen in Los Angeles in Kritik.
Denn wenn eine Palme erst einmal brennt, ist es für die Einsatzkräfte der Feuerwehr eine große Herausforderung, sie zu löschen. Mit zunehmenden Alter des Baumes sammeln sich die trockenen Wedel unterhalb der grünen Blätter an, weiß Nick Jensen, Leiter des Naturschutzprogramms der California Native Plant Society.
Sie könnten Brände verstärken und wirkten wie ein "Feuerhandschuh" für aufsteigende Glut, erklärt Jensen gegenüber der "Washington Post".
Zwar lässt sich die Brandgefahr dementsprechend verringern, wenn die trockenen Palmenwedel abgeschnitten werden, doch wenn die Palmen erst einmal groß seien, wird die Pflege immer schwieriger.
Daher werden Stimmen laut, die dafür plädieren, in Los Angeles eher andere Bäume einzusetzen, darunter Bryan Vejar, der als Baumpflegermeister bei TreePeople, einer der größten Baumpflanzorganisationen in Los Angeles, arbeitet. Er ist nicht dafür, Palmen vollständig aus dem Stadtbild zu entfernen.
Doch Vejar findet auch, "wenn wir über den funktionalen Wert sprechen, den Bäume für uns haben, macht es einfach keinen Sinn, diese Arten massenhaft anzupflanzen."
Die Landschaftsarchitektin und Professorin Esther Margulies vergleicht Palmen in der "Washington Post" gar mit einem "Dessert auf der Speisekarte". Sie sollten nur in Maßen angepflanzt werden, findet sie.
Was wäre also die Lösung?
Laut Jensen sollten Hausbesitzer:innen lieber auf einheimische Bäume wie die Kalifornische Virginia-Eiche zurückgreifen. Diese sei bei Waldbränden widerstandsfähiger.
Baumpflegermeister Vejar schränkt jedoch die Verantwortung der Palmen für die Waldbrände ein. "Die Bäume sind nicht der Grund, warum diese Waldbrände außer Kontrolle geraten sind", sagt er der Zeitung. Diese seien größtenteils durch starke Winde und die dichte Bebauung angefacht worden.
Auch der Palmenexperte Donald Hodel nimmt die Palmen dahingehend in Schutz: Wenn trockene Blätter entfernt würden, würde von ihr keine große Brandgefahr ausgehen. Außerdem bietet sie Nahrung und Nistmaterial für Vögel und Wildtiere.
Wegen des begehrten tropischen Motivs, das die Palme erschafft, werden sie auch weiterhin im Süden Kaliforniens angebaut werden, glaubt Hodel.
Stephanie Pincetl, Professorin am Institut für Umwelt und Nachhaltigkeit der UCLA, ist auch der Meinung, dass Palmen weiterhin einen Platz in LA haben sollten, wenn auch nicht willkürlich. Ohne die Palmen würde "Nostalgie" aufkommen, denkt sie. "Die Leute würden es bereuen, alle Palmen zu entfernen."