Für viele ist allein die Vorstellung, in ein U-Boot zu steigen, ein absoluter Albtraum. Videos rund um das Unglück mit dem verschwundenen Tauchboot Titan dürften diese Menschen nun in ihrer Angst bestätigen.
Gut eine Woche nach dem Verschwinden der Titan melden sich auch immer mehr ehemalige Passagiere des winzigen U-Bootes, das Expeditionen zum Wrack der Titanic anbietet. Ein Video aus dem vergangenen Jahr zeigt dabei nicht nur die Enge der Tauchkapsel, sondern auch vergangene Fehler an Bord.
Bei einer Expedition im Jahr 2022 ist demnach ein Triebwerk falsch installiert worden. Im Internet tauchte dazu ein Video der BBC-Dokureihe "The Travel Show" auf, das den Ausfall genauestens dokumentiert.
"Oh nein, wir haben ein Problem", erklärt der damalige Kapitän der Expedition. Eine der Passagierinnen schlägt die Hände vor dem Gesicht zusammen. Die fünf Insassen der winzigen Tauchkapsel werfen sich nervöse Blicke zu.
Das Problem bei der damaligen Tauchreise: Die beiden Triebwerke stoßen in unterschiedliche Richtungen. Die "Titan" kann sich nicht mehr vom Fleck bewegen und dreht sich nur noch im Kreis. "Ich weiß nicht, was ich tun soll", erklärt der damalige Steuermann.
"Ich dachte, wir schaffen es da nicht mehr raus", erklärt eine Teilnehmerin in der Dokumentation. Das Tauchboot befindet sich zu diesem Zeitpunkt in knapp 3000 Metern Tiefe, ungefähr dort, wo die "Titan" bei ihrer letzten Expedition implodiert sein soll.
In den sozialen Medien löst das Video Entsetzen, aber vor allem Häme aus. "Wir wissen jetzt, dass dieses kleine billige U-Boot eine tickende Zeitbombe war", kommentiert etwa ein Nutzer auf Youtube. Das Wort "wahnsinnig" taucht in etlichen Kommentaren auf.
Vor allem der wohl unerfahrene Kapitän der damaligen Expedition wird in den Kommentaren heftig kritisiert. "Ganz ehrlich, wie konnten diese Menschen diesem Typen vertrauen, wenn er offensichtlich nicht einmal einen Gaming-Controller bedienen konnte?", fragt ein Nutzer auf Tiktok.
Die "Titan" wurde mit einem Gamepad von Logitech gesteuert, auf dem die Besatzung Mitteilungen vom Begleitschiff an der Wasseroberfläche erhielt und daraufhin das Boot lenkte. Der Einsatz von auf den ersten Blick wenig komplexer Hardware ist bei Tauchbooten zunächst nichts Ungewöhnliches, auch die US-Navy nutzt seit längerem Gaming-Controller für die Steuerung ihrer U-Boote.
Seit dem Unglück mit der Titan in der vergangenen Woche wird jedoch immer wieder die Fahrlässigkeit des CEO der Betreiberfirma des Tauchbootes kritisiert. Stockton Rush soll bereits 2018 gegenüber Expert:innen zugegeben haben, dass die "Titan" nicht den offiziellen Sicherheitsstandards entspreche.
In dem nun viral gehenden Video versucht er von der Wasseroberfläche aus Kontakt mit der "Titan" aufzunehmen. Nutzer:innen üben auch hier Kritik, denn Stockton gibt im Kontrollraum zu, dass er nicht mehr genau wisse, welche Konfiguration der Controller habe. "Wie konnte man nur zulassen, dass er weitermacht?", fragt ein User auf Tiktok.
Berichten zufolge hatte Stockton zuletzt auch in Kauf genommen, dass Materialien im Tauchboot verbaut wurden, die ihr Haltbarkeitsdatum bereits überschritten hatten. Gegenüber potenziellen Passagier:innen soll er jegliche Sicherheitsbedenken regelmäßig dementiert haben.
Die Titan verlor bei ihrer letzten Expedition nur wenige Stunden nach Aufbruch den Kontakt zum Mutterschiff. Nach tagelanger verzweifelter Suche nach dem Tauchboot wurde vergangenen Donnerstag bekannt, dass es bereits frühzeitig implodiert ist und alle Insassen gestorben sind.
Auch Stockton Rush war bei der letzten Expedition der "Titan" mit an Bord. Der Grund für die Implosion ist noch unklar.