Wer von einem deutschen Flughafen aus mit dem Flugzeug fliegt, fühlt sich für gewöhnlich sicher. Die größte Angst vor dieser Art der Fortbewegung ist wohl die Flugangst selbst. Die Sorge, dass das Flugzeug beim Start oder der Landung, aus welchem Grund auch immer, abstürzt.
Wer fliegt, bemerkt auch die gründlichen Sicherheitschecks und Ticketkontrollen, die fast schon übertrieben streng erscheinen können. Doch offenbar ist es möglich, diese zu umgehen, wie ein besorgniserregender Fall aus München zeigt. Dort mogelte sich ein Passagier ohne Ticket ins Flugzeug. Nicht nur einmal.
Dem 39-jährigen Mann soll das angeblich Unmögliche sogar an zwei aufeinanderfolgenden Tagen gelungen sein, wie "Bild" berichtet. Demnach flog er sogar auf einem internationalen Flug bis nach Stockholm mit.
Von dem Mann ging glücklicherweise niemals eine Gefahr aus. Dem Bericht zufolge soll es sich bei ihm um einen Norweger handeln, der einfach gerne reist. Offenbar am liebsten kostenlos.
Zugetragen soll sich die Flughafen-Panne am 4. August. An dem Sonntag sei der Mann durch die Ticket-Kontrolle am Terminal 2 gekommen, ohne kontrolliert worden zu sein. Um zur Sicherheitskontrolle zu gelangen, müssen Passagier:innen normalerweise die Boardingkarte scannen.
Wie der Norweger es ohne schaffte? Der Mann soll sich so nah hinter einen anderen Reisenden gestellt haben, dass die beiden gemeinsam durch die automatische Ticket-Kontrolle gekommen sind, wie "Bild" berichtet.
Auch an der Sicherheitskontrolle, wo das Handgepäck gescannt wird, ist er demnach nicht nach einem Ausweisdokument oder Ticket gefragt worden.
Dass er dann sogar noch am Personal am Gate und bis in den Flieger ohne Ticket schleichen konnte, ist kaum zu glauben. Dort aber sei der Schwindel dann aufgefallen. Und zwar deshalb, weil der Mann aus Norwegen keinen Sitzplatz hatte und das Flugzeug ausgebucht war. Die Polizei wurde gerufen und eine Anzeige gegen den 39-Jährigen erstattet.
Die Zusammenkunft mit der Polizei hat den Mann aber offenbar wenig beeindruckt: Er versuchte sein Gratis-Reise-Glück wieder. Einen Tag später. Am selben Flughafen. Erfolgreich.
Mit dem gleichen Prozedere schaffte es der Mann dem Bericht zufolge an Bord der Lufthansa-Maschine (LH 2418) nach Stockholm. Er flog um 14.55 Uhr mit dem nichtsahnenden Bordpersonal los.
Wie dies auffiel? Nur deshalb, weil der Mann sofort wieder zurückfliegen wollte. Wieder mit der gleichen Prozedur. In der schwedischen Hauptstadt wurde er sogleich an die Polizei übergeben. Die Beamten fanden dabei eine zehn Zentimeter lange Klinge. Es ist nicht bekannt, ob er diese schon vorher bei sich getragen hatte oder was er damit vorhatte.
Wie das alles geschehen konnte, verwundert selbst die Polizei. Andreas Roßkopf, Bundespolizei-Chef der Gewerkschaft der Polizei, sagte zu "Bild": "Das habe ich in meiner Beamtenlaufbahn noch nie erlebt. Der Flughafen muss erklären, wie das passieren konnte. Klima-Kleber schneiden einfach Zäune auf, jetzt fliegt ein Passagier ohne Ticket durch Europa."
Auch der Münchner Flughafen hat sich hierzu bereits geäußert. Sprecher Henner Euting sagte zu "Bild", dass die Aufklärung noch Zeit benötigen werde: "Hierbei wird untersucht, wie der Passagier die automatische Bordkartenkontrolle vor der Sicherheitskontrolle umgehen konnte." Gleiches überprüfe die Airline für die Bordkartenkontrolle an den Boarding-Gates, die dort für die Kontrolle zuständig ist.
Die Polizeiinspektion Flughafen München ermittelt nun gegen den norwegischen Staatsbürger wegen Beförderungserschleichung und Hausfriedensbruchs.