Manchmal sind es unscheinbare Dinge wie ein vermeintlicher Kieselstein, die sich als echte Sensation entpuppen. So wie kürzlich in Israel, in einem Vorort von Tel Aviv. Dort meldeten ein 12-jähriges Mädchen namens Dafna Filshteiner und ihre Mutter einen Fund, der die Herzen von Archäolog:innen höher schlagen lässt.
"Ich zeigte es meiner Mutter und sie sagte, es sei nur ein gewöhnlicher Stein oder eine Perle", berichtet das Mädchen in einer Erklärung der israelischen Altertumsbehörde vom 4. Dezember. Doch dann sei ihr Blick an einer Verzierung hängengeblieben – und sie wurde hartnäckig. "Ich beharrte darauf, dass es mehr ist als das, also suchten wir im Internet".
Als sie dort Fotos von Steinen fanden, die dem ihren ähnelte, war beiden sofort klar, dass der Fund etwas ganz Besonderes ist. "Wir riefen direkt die Altertumsbehörde an", erzählt das Mädchen.
Denn bei dem Stein, den die 12-Jährige bei ihrer Wanderung fand, handelt es sich um ein 3.500 Jahre altes altägyptisches Amulett. Der gefundene Stein hat die Form eines Mistkäfers und zeugt vom altägyptischen Einfluss im heutigen Israel.
Im alten Ägypten galten Mistkäfer, damals Skarabäus genannt, als heilig. Ihr Eierlegen in einem Mistballen symbolisierte neues Leben. Auch in anderen Kulturen hatte der Skarabäus eine besondere Stellung.
"Er könnte von einer wichtigen und einflussreichen Persönlichkeit fallengelassen worden sein, die durch das Gebiet reiste, oder er könnte absichtlich vergraben worden sein", erklärte Yitzhak Paz, ein Bronzezeitexperte der israelischen Altertumsbehörde, der das Amulett untersuchte.
Da der Fund an der Oberfläche und nicht zum Beispiel in einer Grabstätte entdeckt wurde, sei es jedoch schwierig, seinen genauen Kontext zu bestimmen.
Auf dem Amulett sind zwei Skorpione abgebildet, Kopf an Schwanz gestellt. Daneben findet sich die Hieroglyphe "Nefer" und ein Motiv, das an einen Königsstab erinnert. Die Skorpione symbolisieren die ägyptische Göttin Serket, Schutzpatronin schwangerer Frauen, "Nefer" bedeutet "gut" oder "auserwählt", erklärt Experte Yitzhak Paz.
Dafna Filshteiner fand den Skarabäus nicht weit von der archäologischen Grabungsstätte Tel Qana entfernt. Amit Dagan, der für die Bar-Ilan-Universität Ausgrabungen in der Gegend durchführt, ist angesichts des Zufallsfunds begeistert:
Die israelische Altertumsbehörde datiert das Alter des Amuletts auf etwa 3.500 Jahren, also auf die Zeit des Neuen Reiches Ägyptens, als die Herrschaft des Pharaos Teile des heutigen Israel einschloss.
Für Dafna Filshteiner und ihre Familie sollte sich der Fund lohnen: Sie bekamen von der Behörde ein Ehrenzeichen für ihr gutes Bürgertum verliehen.
Und auch im Internet wurde das Mädchen gefeiert. "Sie ist jetzt die Skorpionskönigin. So funktioniert das. Jemand ruft Brendan Fraser" kommentierte ein User, der sich damit auf den Film "Die Mumie kehrt zurück" bezieht, in dem der Schatzjäger Rick O'Connell, gespielt von Fraser, gegen den Skorpionskönig kämpft.