Trotz immer kurioser werdender Reiseziele kommen nur die wenigsten Menschen in ihrem Leben einmal in den Genuss, die Antarktis zu bereisen. Neben raren Expeditionen für Bucket-List-Chaser sind es vor allem Forschungsteams, die sich über mehrere Monate dem extremen Wetter am Südpol aussetzen.
Dass eine solche Tätigkeit das Gegenteil von einem "9 to 5"-Job ist, liegt auf der Hand. Körperlich, mental und zwischenmenschlich kann eine entsprechende Expedition eine heftige Herausforderung sein.
Bei einem Forschungsteam aus Südafrika ist die Stimmung nun offenbar so schlimm geworden, dass sich einzelne Teilnehmer:innen an die Medien gewandt, und um Unterstützung gebeten haben.
In einer Mail an die "South African Sunday Times" beschreiben die Mitglieder das teils aggressive Verhalten eines Kollegen in der Expeditionsbasis. Die Forschungsstation Sanae-IV liegt an der nördlichen Spitze der Antarktis und ist damit mehrere hundert Kilometer von der nächsten Zivilisation entfernt.
Die Aggressionen eines Mitglieds der Sanae-Mission hätten laut der Mitteilung in den vergangenen Wochen eine sehr beunruhigende Stufe erreicht und führten demnach zu einem Gefühl der Unsicherheit im ganzen Team.
"Ich mache mir große Sorgen um meine eigene Sicherheit und frage mich ständig, ob ich das nächste Opfer werden könnte", schreibt der Verfasser in seiner Mail laut einem Bericht der "Daily Mail". Unter anderem soll der Beschuldigte Todesdrohungen gegenüber einem anderen Mitglied des Teams geäußert haben. Auch von sexuellen und physischen Angriffen ist die Rede.
Das Forschungsteam reiste Ende vergangenen Jahres gemeinsam in die Antarktis, um sich hier um verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen zu kümmern. Im Rahmen der Sanae-Mission reisen seit den 1960er Jahren Forscher:innen an den Südpol.
Die aktuelle Mission ist eigentlich bis Januar 2026 angelegt. Eine vorgezogene Evakuierung wäre auch aufgrund der aktuellen meteorologischen Lage schwierig.
Angesichts der schweren Vorwürfe bemüht sich die südafrikanische Regierung allerdings um die Prüfung möglicher Alternativen. Der zuständige Umweltminister erklärte, dass er sich im Austausch mit dem Team befände.
Er bestätigte auch eine verbale Auseinandersetzung, zwischen der Teamleitung und einem Mitglied, die anschließend eskalierte. "Man kann sich vorstellen, wie es ist, so lange auf engem Raum zu leben. Das kann verstörend sein", merkt er an.
In der Regel müssen die Mitglieder von Forschungsmissionen wie der Sanae vor Antritt der Reise ein psychologisches Gutachten vorweisen. Expert:innen verweisen jedoch darauf, dass die mentale Verfassung vor Ort unter der Extremsituation leiden kann.