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Indonesien: Tiktokerin Ratu Thalisa wegen Jesus-Kommentar verurteilt

Diese Tiktokerin ist eigentlich für ihre Skincare-Tipps berühmt geworden.
Diese Tiktokerin ist eigentlich für ihre Skincare-Tipps berühmt geworden.bild: Screenshot / tiktok @ratuentokglowskincare
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Indonesien: Tiktokerin Ratu Thalisa muss für Haarschnitt-Witz in den Knast

11.03.2025, 13:0511.03.2025, 13:11
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Ein unbedachter Kommentar in einem harmlos wirkenden Livestream – und am Ende fast drei Jahre Gefängnis.

In Indonesien sorgt aktuell ein Blasphemie-Fall für Aufsehen, der viele Fragen aufwirft: Wo endet die Meinungsfreiheit? Wann beginnt religiöse Beleidigung?

Das Ganze betrifft eine TikTokerin, die nichts weiter tat, als zynisch auf einen Hasskommentar zu reagieren. Doch was sie sagte, reichte, um sie vor Gericht zu bringen – mit einem Urteil, das Menschenrechtsorganisationen als schockierend bezeichnen.

Indonesien: Ratu Thalisa muss für Blasphemie ins Gefängnis

Die indonesische TikTokerin Ratu Thalisa, eine muslimische trans* Frau mit mehr als 447.000 Follower:innen, wurde in einem Livestream auf eine Bemerkung aus ihrem Publikum aufmerksam.

Ein Nutzer forderte sie auf, sich die Haare zu schneiden, um "männlicher" zu wirken. Ihre Reaktion auf den transphoben Kommentar? Sie richtete sich an ein Bild von Jesus auf ihrem Handy und sagte ihm scherzhaft, dass auch er einen Haarschnitt vertragen könnte. Was als harmlose, sassy Reaktion auf einen Kommentar begann, wurde schnell zu einem Politikum.

Denn kurz darauf erstatteten mehrere christliche Gruppen Anzeige gegen sie – der Vorwurf: Blasphemie. Indonesiens umstrittenes EIT-Gesetz (Electronic Information and Transactions law) wurde aktiviert, und es dauerte nicht lange, bis Thalisa vor Gericht stand.

Das Urteil Anfang März fiel hart aus: Zwei Jahre und zehn Monate Haft. Das Gericht begründete die Strafe laut BBC damit, dass Thalisas Worte die "öffentliche Ordnung" und die "religiöse Harmonie" in Indonesien gefährden könnten.

Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International reagierten entsetzt und forderten eine sofortige Freilassung der Influencerin. "Während Indonesien die Förderung von religiösem Hass, der zu Diskriminierung, Feindseligkeit oder Gewalt aufruft, verbieten sollte, erreicht Ratu Thalisas Äußerung nicht diese Schwelle", kommentierte die Organisation in einem Statement.

In den vergangenen fünf Jahren gab es mehr als 560 Anklagen nach diesen Gesetzen. "Dieses Urteil verdeutlicht die zunehmend willkürliche und repressive Anwendung des indonesischen EIT-Gesetzes zur Einschränkung der Meinungsfreiheit", schließt Amnesty. Sie fordern die sofortige Freilassung von Ratu Thalisa und die Überarbeitung des kontroversen Gesetzes.

Weitere Tiktokerin bereits 2023 zu Haft verurteilt

Es ist nicht die erste Verurteilung unter dem EIT-Gesetz, die weltweit für Schlagzeilen sorgt. 2023 wurde die TikTokerin Lina Lutfiawati mit zwei Millionen Follower:innen ebenso zu einer Haftstrafe verurteilt.

Vor laufender Kamera hatte sie Schweinefleisch gegessen, nachdem sie "Bismillah" gesagt hatte – ein islamischer Ausdruck, der mit "in Gottes Namen" übersetzt werden kann. Das Video ging viral, und es dauerte nicht lange, bis konservative Gruppen sie wegen "Anstiftung zu Hass" anzeigten.

Lutfiawati, die sich selbst als Muslimin bezeichnet, hatte die Aktion als harmlose kulinarische Neugier dargestellt. Doch in Indonesien sah das Gericht ihre Tat als Beleidigung des Islam und verhängte hohe Geld- und Gefängnisstrafen.

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