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Japan schafft Mülleimer für Porno-Inhalte ab

Neben üblichem Müll gibt es in Japan noch weitere Dinge, die entsorgt werden müssen.
Neben üblichem Müll gibt es in Japan noch weitere Dinge, die entsorgt werden müssen.Bild: Yanagi774 / wikipedia
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Japan: Was zum F**k sind Porno-Entsorgungsboxen – und warum sollen sie entfernt werden?

13.03.2025, 12:35
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Wer in Japan einen Porno konsumierte, musste ihn wenig später diskret loswerden. So zumindest war die Handhabe, seit in den 60er Jahren Porno-Entsorgungsboxen installiert wurden.

Im Dunkeln schwärmten seither überwiegend Männer aus ihren Wohnungen, um bei der Entledigung des Entledigungs-Filmchens nicht von Nachbar:innen entdeckt zu werden.

Aber jetzt ist Schluss für die Porno-Entsorgungsboxen: Wird damit das Ende der analogen Pornografie in Japan eingeläutet?

Japans skurrilste Mülltrennung soll Kinder schützen

Weiß lackiert sind sie, wie der Name "shiroposuto" (zu Deutsch "weißer Briefkasten") bereits suggeriert. Sie sind nicht sonderlich groß, aber durch auffälligen Schriftzüge eindeutig ihrem Zweck zuordenbar.

Für viele Jahrzehnte waren die Boxen dafür da, Pornos aus dem Haushalt zu entfernen. Denn Müllentsorgung in Eimern am Straßenrand sind in Japan nicht üblich: Der Müll wird in der Regel zu Hause weggeworfen. Diese Schmuddel-Entsorgung schützte Kinder aber nicht davor, in einer Müllwühl-Aktion auf das Material zu stoßen und sich selbst ein Bild von den pikanten Inhalten zu machen.

Also griff man(n) zur einfachsten Maßnahme, um das Material loszuwerden: "Bevor die weißen Boxen installiert wurden, vermüllten diese Sachen die Straßen", erklärt der Pornoboxen-Leerer Kazuhide Inoue der Kyodo News Agency, wie "The Guardian" berichtet.

Initiiert von besorgten Müttern, wurden daher 1963 erste Boxen installiert. Durch die Entsorgung außerhalb der Wohnung sollte verhindert werden, dass ihre Kinder auf den für sie ungeeigneten Inhalt stoßen.

Mit riesiger Erfolgsquote: Auch in den ersten Jahren dieses Jahrtausends wurden so zwischen 5000 bis 6000 pornografische Inhalte jährlich eingesammelt.

Kein Happy End: Japans Porno-Boxen verschwinden

Seit den 2000ern hat das Internet den klassischen Schmuddel-Heftchen und physischen Filmchen den Garaus gemacht. Denn Pornos im Netz sind rund um die Uhr verfügbar – oft sogar kostenlos. Kein Wunder also, dass die Boxen jetzt verschwinden.

Zudem strebt Japans Regierung seit einigen Jahren das Vorhaben an, alle anstößigen Inhalte von öffentlichen Orten zu verbannen. Dem fallen nun also auch die Lustmüll-Container zum Opfer. Eine genaue Zahl, wie viele derzeit noch im gesamten Land existieren, gibt es nicht. Während es in Fukuoka noch acht sind, existiert in Tokyo nur noch einer.

Zum Vergleich: In der einstigen japanischen Hauptstadt Kyōto waren es Ende der 1960er etwa 500 Porno-Entsorgungsboxen. Meist waren sie damals in der Nähe von Bahnhöfen installiert, damit die Zuglektüre ohne großen Umweg nach dem Durchlesen direkt entsorgt werden konnte.

Der 73-jährige Inoue besucht trotzdem weiterhin die acht verbleibenden Shiroposutos in Fukuoka und entsorgt ihren Inhalt. Bei seinem letzten Trip sammelte er 16 Bücher und 81 DVDs ein.

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