In Hürth (Rhein-Erft-Kreis) bei Köln kam es am Donnerstag zu einem verheerenden Unfall: Ein Zug raste gegen 11 Uhr in eine Gruppe von Menschen. Zwei von ihnen starben dabei, fünf weitere mussten alles mit ansehen. Doch wie kann es sein, dass mehrere Menschen sich auf den Gleisen befinden, während ein Zug anrollt? Wie es zu dem tragischen Ereignis kommen konnte, ist nun Gegenstand der Ermittlungen.
Nach dem Unfall herrschte zeitweise Verwirrung in der Öffentlichkeit. Gegensätzliche Informationen zirkulierten. Schuld daran war ein Tweet der Deutschen Bahn selbst.
Am Donnerstagmittag, kurz nach dem Unglück, gingen die Informationen über die angebliche Funktion der Unfallopfer auseinander. So hieß es in mehreren Medienberichten mit Berufung auf Rettungskräfte, dass es sich bei der angefahrenen Gruppe auf den Gleisen um Bahn-Mitarbeitende handele.
Ganz anders die Aussage in einem Tweet des Unternehmens. Nachdem der IC in die Gruppe von Menschen gefahren war, hieß es auf dem Twitter-Account der Deutschen Bahn: "Unbefugte Personen auf der Strecke im Raum Hürth-Kalscheuren. Streckenabschnitt gesperrt. Züge warten an geeigneten Bahnhöfen. Verspätungen / Teilausfälle und kurzfristige Änderungen im Zuglauf möglich."
Der Tweet ist mittlerweile gelöscht. Kein Wunder, denn schnell war klar: Bei den zwei Toten Personen handelt es sich tatsächlich um Bahn-Mitarbeitende. Wie ein Bahnsprecher mitteilte, waren auf der Tagesbaustelle Kabelbauarbeiten vorgesehen.
Doch wie konnte es zu diesem Tweet mit falschen Informationen kommen? Ein Sprecher der Deutschen Bahn äußert sich jetzt gegenüber dem "Kölner Stadtanzeiger" dazu: Es habe sich bei der Nachricht von 11.16 Uhr um eine Erstmeldung gehandelt. Zu diesem Zeitpunkt sei noch unklar gewesen, was genau passiert war.
Er sagte: "Wir haben mit den verantwortlichen Personen gesprochen. Diese haben uns versichert, dass zum entsprechenden Zeitpunkt keine weiteren Informationen vorgelegen haben."
Der Fauxpas könnte auch durch den Ablauf im Informationsfluss in solchen Fällen passiert sein. Denn – egal ob bei einem Unfall, Störungen oder sonstigen Vorkommnissen – normalerweise gibt der Zugführer als erster die Informationen darüber an den Fahrdienstleiter weiter. Schließlich landen sie bei der Betriebszentrale.
"Dort sitzen dann Mitarbeitende aller Unternehmen, die die Zugstrecken nutzen, nicht nur der Deutschen Bahn", sagt der DB-Sprecher dazu. In einigen Fällen, so wie eben bei diesem, veröffentliche die DB Regio AG dann die Information. Schließlich sind auf der Unglücks-Strecke auch Regionalzüge unterwegs.
Dennoch: Der Sprecher gibt zu, dass der Tweet in diesem Fall natürlich "unglücklich" sei. Deshalb ist der Tweet mittlerweile gelöscht. Man habe die Situation schnellstmöglich präzisiert, sagt er. In einem Tweet um 12.04 Uhr hieß es dann: "Aufgrund eines Notarzteinsatzes im Raum Köln-Süd ist die Strecke in beide Richtungen gesperrt."
Noch ist unklar, wie es zu dem Unglück genau kommen konnte. Ob etwa technisches oder menschliches Versagen hinter dem tödlichen Unfall steckt. Die Staatsanwaltschaft hat ein Todesermittlungsverfahren aufgenommen, wie am Freitag bekannt wurde.