Bayerisch-Schwaben gilt unter den deutschen Gebieten nicht gerade als Hotspot zum Schürfen wertvoller Ressourcen. Inmitten der ländlichen Gegend pflegt die Kleinstadt Nördlingen dafür sein Image als Tagesausflugsziel im Zentrum eines UNESCO-Geoparks. Dabei ist die einstige Reichsstadt buchstäblich auf Diamanten gebaut.
Auf rund 72.000 Tonnen des unschätzbar wertvollen Rohstoffs fußt die kreisrunde Stadt an der Grenze zu Baden-Württemberg. Fällt die Sonne im richtigen Winkel auf die Fachwerkfassaden, lässt sich der verborgene Schatz sogar anhand eines Glitzern erahnen. Nur können sich die Nördlinger:innen von dem unterirdischen Gut nichts kaufen.
Doch es ist nicht die ablehnende Haltung vom Premierminister Markus Söder gegenüber Bergbauprojekten auf dem bayerischen Landesgebiet, die den Abbau unmöglich macht. Die Diamanten, die sich durch einen Meteoriteneinschlag gebildet hatten, sind für den kommerziellen Abbau schlicht nicht geeignet.
Der Grund: Die Edelsteine sind mikroskopisch klein. Obwohl Tausende Tonnen des seltenen Guts unter der Erdoberfläche liegen und in den Gebäuden der Stadt verbaut sind, übersteigen die größten Exemplare nicht einmal die Größe eines Stecknadelkopfs. Maximal 0,2 Millimeter groß sollen die einzelnen Kristalle sein. Damit sind sie weder als Schmucksteine, noch für die industrielle Produktion von Nutzen.
Bezahlt machte sich die seltene Ablagerung aber in anderer Hinsicht. Denn ein Meteoriteneinschlag, in dessen Krater Nördlingen vor etwa 1200 Jahren gegründet wurde, sorgte für eine geologische Beschaffenheit wie von einem anderen Planeten. Durch die extreme Hitze und den Druck des Einschlags bildete sich nicht nur eine 24 Kilometer breite und 150 Meter tiefe Senke, sondern auch ein perfektes Übungsfeld für Bodenuntersuchungen.
Denn nach dem Aufprall veränderte sich das quarz- und graphithaltige Gestein so sehr, dass es an die Geologie des Mondes erinnert. Das lockte unter anderem Gäste aus den USA an. Präzise: Die Nasa. In der goldenen Ära der Raumfahrt in den 1970er-Jahren sandte die US-Raumfahrtbehörde Astronauten ins Donau-Ries.
Um seine Astronauten auf Felduntersuchungen auf dem Mond vorzubereiten, schickte die Nasa eine Delegation im August 1970 nach Nördlingen, bevor es ins All ging. Die Teilnehmer der Missionen Apollo 14 und 16 probten mit der Unterstützung deutscher Geologen laut "secretmuenchen.com" die Arbeit für die bevorstehende Mond-Mission.
Bis in die 1960er-Jahre war der Ursprung des Kraters noch vollkommen im Verborgenen. Auch hier sorgte Besuch aus den USA für Erleuchtung. Damals fand das Geologen-Tandem aus Eugene Shoemaker und Edward Chao heraus, dass kein Vulkanausbruch für die Mulde verantwortlich war, sondern Fremdkörper aus dem All.