Wer kennt sie nicht, die Geschichten und Erzählungen rund um Atlantis? Die mysteriöse Insel Atlantis, die laut dem griechischen Philosophen Platon westlich der Straße von Gibraltar liegen soll, fasziniert seit Jahrhunderten auch Archäolog:innen und Historiker:innen.
Die Frage, ob Atlantis jemals existierte und wenn ja, wo, ist eines der ältesten Rätsel der Menschheit. Eine neue Entdeckung von Vulkan-Forscher:innen könnte nun Hinweise auf den möglichen Ursprung dieser Legende liefern – und zwar vor den Kanarischen Inseln.
Wissenschaftler:innen haben östlich der Kanarischen Inseln einen massiven Unterwasserberg entdeckt, der möglicherweise vor Millionen von Jahren im Meer versank. Dieser Berg besteht aus einer Reihe kleinerer Inseln und könnte "der Ursprung der Atlantis-Legende sein", sagte der Geologe und Projektkoordinator Luis Somoza im Gespräch mit dem Medium "Live Science".
Der Unterwasserberg, den die Forscher:innen "Los Atlantes" getauft haben, hat einen Durchmesser von etwa 50 Kilometern und beginnt in einer Tiefe von 2,3 Kilometern. Die Forscher:innen des Spanischen Instituts für Geologie und Bergbau (IGME-CSIC) untersucht im Rahmen des Atlantis-Projekts den Meeresboden rund um die Kanarischen Inseln nach Unterwasservulkanen und anderen hydrothermalen Phänomenen.
Vor rund 56 bis 34 Millionen Jahren, während des Eozäns, bildeten die heutigen Unterwasserberge eine Kette von Inseln, deren Vulkane durchgehend aktiv waren. Als die vulkanische Aktivität nachließ, verhärtete sich die Lava und die Inseln sanken nach und nach ins Meer ab. Überraschenderweise sind einige Merkmale dieser Inseln jedoch erstaunlich gut erhalten.
"Wir haben Strände, Klippen und Sanddünen auf dem flachen Gipfel des Seebergs identifiziert", erläuterte Somoza in einer Mitteilung. Diese Strände liegen heute nur 60 Meter unter der Wasseroberfläche und könnten während der letzten Eiszeit, während der der Meeresspiegel dramatisch sank, wieder sichtbar gewesen sein.
Mithilfe eines ferngesteuerten Tauchboots untersuchte das Forschungsteam die Tiefen vor den Kanarischen Inseln bis zu 2500 Meter, um die vulkanischen Risiken in der Region besser einschätzen zu können. Diese Untersuchungen sind nicht nur von wissenschaftlichem Interesse, sondern haben auch praktische Bedeutung. Da in der Vergangenheit immer wieder Vulkanausbrüche in der Region für Zerstörung gesorgt haben, wie zuletzt 2021 auf der Insel La Palma.
Die Legende von Atlantis stammt aus den Schriften Platons, insbesondere aus den Dialogen "Timaios" und "Kritias". In diesen Texten, die um 360 v. Chr. verfasst wurden, beschreiben ägyptische Priester die Insel Atlantis als ein mächtiges Reich, das größer als Libyen und Kleinasien zusammen gewesen sein soll. Die Geschichte besagt, dass Atlantis vor etwa 9000 Jahren durch eine Reihe von Erdbeben zerstört und im Meer versunken sei.
Die Mehrheit der heutigen Wissenschaftler:innen geht jedoch davon aus, dass Atlantis eine Legende ist. Dennoch hat der Mythos viele Generationen inspiriert, und es wurden zahlreiche Theorien über den möglichen Standort von Atlantis entwickelt – darunter auch Amerika, Skandinavien und die Kanarischen Inseln.
Viele Historiker:innen vermuten, dass der Mythos von Atlantis möglicherweise durch den Vulkanausbruch auf der griechischen Insel Thera im Jahr 1500 v. Chr. wurde inspiriert. Gleichzeitig zerstörte eine Reihe von Erdbeben die minoische Zivilisation auf Kreta. Diese Kombination aus Naturkatastrophen könnte die Grundlage für die Legende von Atlantis gebildet haben.