"So doof kann man gar nicht sein": Mediziner kritisiert Marius Kusch wegen Dopingspielen
Doping ist eine ziemlich ungesunde Sache, darüber besteht in der Welt des Sports, ja eigentlich in der gesamten Gesellschaft, seit Jahrzehnten Einigkeit. Wer der Einnahme verbotener Substanzen überführt wird, muss mit knallharten Strafen rechnen und wird oftmals für Jahre gesperrt.
Aber auch jene Personen, die nicht erwischt werden, können üblen Konsequenzen ausgesetzt sein. Denn die Auswirkungen auf den Körper sind nicht nur leistungssteigernd, sondern oftmals auch hochgradig gefährlich.
Doping kann im äußersten Fall zum Tod führen
Dopingsubstanzen wie Anabolika erhöhen etwa das Herzinfarkt- und Krebsrisiko. Bei Frauen kann die Einnahme von Anabolika zu mehr Körperbehaarung und zu einer tieferen Stimme führen, bei Männern zum Gegenteil: So schrumpfen etwa die Hoden. Und zwar irreversibel.
All das zieht freilich auch psychische Belastungen für die Athlet:innen nach sich – sofern sie die Einnahme der verbotenen Substanzen denn überleben. Denn Doping kann unter Umständen gar zum frühzeitigen Tod führen. Und doch scheint es dieser Tage notwendiger denn je zu sein, auf die negativen Folgen aufmerksam zu machen.
Denn im Mai 2026 sollen in Las Vegas erstmals die Enhanced Games stattfinden, bei denen Doping ausdrücklich erlaubt ist. Schwimmen, Leichtathletik und Gewichtheben stehen auf dem Programm; für alle drei Sportarten sind ausgewählte Disziplinen geplant.
Marius Kusch will bei Enhanced Games an den Start gehen
Mit dem Schwimmer Marius Kusch hat nun auch ein Deutscher seine Teilnahme an den umstrittenen Spielen angekündigt. "Jetzt ist Zeit für ein neues Kapitel", kündigte er auf Instagram an. "Die Teilnahme an den Enhanced Games ist eine Chance, an meine Grenzen zu gehen und gegen einige der besten Athleten der Welt um ein beispielloses Preisgeld anzutreten."
Kusch hat 2019 bei den Kurzbahn-Europameisterschaften über 100 Meter Schmetterling Gold gewonnen, zwei Jahre später war er auch bei den Olympischen Spielen in Tokio am Start.
"Ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe, aber die Wahrheit ist, dass mir der Sport nie die finanzielle Stabilität gegeben hat, um mir eine Zukunft aufzubauen. Diese Tatsache war schon immer eine Herausforderung", erklärte er nun. Mit der Teilnahme an den Enhanced Games wolle er das ändern.
Enhanced Games versprechen satte Preisgelder
Denn die Dopingspiele locken mit stattlicher Vergütung. Jede Einzelveranstaltung ist laut Ausrichter mit einem Preisgeld von 500.000 US-Dollar vergütet (etwa 428.000 Euro), die Hälfte davon geht an die jeweiligen Sieger:innen. Für einzelne Weltrekorde wurden zudem Bonuszahlungen in Höhe von einer Million US-Dollar ausgelobt.
Welchen Preis aber zahlen die Teilnehmer:innen am Ende dafür? Einen verdammt hohen, ist der frühere Schwimmweltmeister Mark Warnecke überzeugt. "Mich würde interessieren, ob das noch eine Krankenkasse mitmacht", sagte er im Gespräch mit dem SID. "Vielen Dank für deine Prämie, die kannst du in deine Krankenkasse zahlen, sonst hast du keine mehr."
Warnecke war selbst Leistungssportler, ging 1996 bei Olympia an den Start und gewann im Laufe seiner Karriere sowohl bei Europa- als auch bei Weltmeisterschaften zahlreiche Goldmedaillen. Mittlerweile ist er als Arzt tätig. Einen entsprechend kritischen Blick hat er auf die Enhanced Games.
Arzt Mark Warnecke spricht drastische Prognose aus
Medizinisch sei das Konzept "maximal bedenklich", die Konsequenzen des Dopings seien bekannt. "Auf Dauer wird der eine oder andere auf der Strecke bleiben, im wahrsten Sinne des Wortes", prognostizierte Warnecke drastisch.
Folglich passe die Argumentation, im Sinne der eigenen Familienabsicherung an den Start zu gehen, auch nicht wirklich. Dies sei "zu kurzfristig gedacht für so ein junges Leben", mahnte der Mediziner und legte noch deutlicher nach: "So doof kann man gar nicht sein."
Ein Problem sieht er auch darin, dass einige Athlet:innen über die medizinisch beaufsichtigte Mitteleinnahme dopen könnten. Das Gesundheitsrisiko steigt, der kurzfristige Erfolg aber ebenso – und damit wiederum der Druck auf andere, ebenfalls über die Grenzen des Erlaubten hinauszugehen.
Für den gesamten Leistungssport könnten die Enhanced Games damit zu einer Zerreißprobe werden. Noch aber bleibt abzuwarten, ob sie tatsächlich stattfinden. Witold Bańka, Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur, kündigte vor einigen Wochen an, die US-Behörden dazu drängen zu wollen, die Spiele auf legalem Wege zu blockieren.