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Wenn Lothar Matthäus über Randal Kolo Muani spricht, kommt er aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. "Er spielt mit Freude, Selbstvertrauen und Geschwindigkeit. Gute Dribblings, gute Abschlüsse, gute letzte Pässe zu seinen Mitspielern – er ist eine Bereicherung für die Bundesliga", sagte die Fußball-Legende bei Sky.
Der Franzose ist nicht nur eine Bereicherung für die Bundesliga, sondern vor allem für Eintracht Frankfurt.
So wie bei seinem 2:1-Siegtor im entscheidenden Gruppenspiel gegen Sporting Lissabon als er seinen Verteidiger wuchtig abschüttelte, sich dank seiner Sprintstärke von ihm absetzte und dann eiskalt aus spitzem Winkel traf.
Der 24-Jährige ist aber nicht nur der Shooting-Star in der Bundesliga, sondern neben Neapels Khvicha Kvaratskhelia auch der aktuell wohl aufregendste aufstrebende Spieler im europäischen Fußball.
Wenn Kolo Muani mit der Eintracht am Dienstagabend (21 Uhr) im Achtelfinale der Champions League auf Kvaratskhelia und den SSC Neapel trifft, kommt es für die Teams vor allem auf die Performance ihrer beiden Offensivstars an. Kolo Muani kann dank seiner speziellen Gabe den Unterschied für die Hessen ausmachen.
Dass der Angreifer mittlerweile auf der großen europäischen Bühne brilliert, hatte sich jedoch lange Zeit nicht abgezeichnet. Ein Nachwuchsleistungszentrum hat er nie wirklich besucht – erst in der U19 wechselte er in die Akademie des französischen Erstligisten FC Nantes.
Doch auch dort musste sich der Stürmerstar langsam nach oben arbeiten: Erst gab es Einsätze bei der zweiten Mannschaft, dann folgte eine Leihe zum US Boulogne, die aktuell in der vierten Liga spielen, ehe er ab Herbst 2020 beim Profi-Team vom FC Nantes den Durchbruch schaffte.
Im vergangenen Sommer wechselte Kolo Muani ablösefrei vom FC Nantes an den Main. Besonders überraschend ist dabei, dass er keine Zeit brauchte, um sich an das System von Trainer Oliver Glasner, die andere Intensität in der Bundesliga oder den drei-Tages-Rhythmus an Spielen zu gewöhnen.
Stattdessen beeindruckt der Angreifer mit unheimlicher Spielintelligenz und sorgt mit cleveren Bewegungen dafür, seine unglaubliche Schnelligkeit auszuspielen.
Denn Kolo Muani ist trotz seiner Körpergröße von 1,87 Meter kein klassischer Stürmer, der sich nur rund um den Strafraum aufhält. Viel mehr lässt sich der Franzose gerade bei gegnerischem Ballbesitz gerne komplett oder zumindest teilweise in Richtung Außenbahnen fallen.
Bekommt er dann den Ball, schafft er es dank seiner Körpergröße, diesen gut zu behaupten, selbst gegen vermeintlich körperlich starke Verteidiger.
Hat er anschließend die Zeit, sich zu drehen und ins Eins-gegen-Eins-Duell zu gehen, ist er dank seiner unglaublichen Geschwindigkeit nicht zu stoppen. Es braucht häufig nicht einmal einen Trick. Oft reicht es Kolo Muani, sich den Ball ein paar Meter vorzulegen. Doch selbst wenn: der Shootingstar ist technisch so gut ausgebildet, dass er sich ohne Probleme auch im Dribbling durchsetzen kann.
"Wir haben mit Randal einen unglaublichen Stürmer. Der holt sich hinten den Ball, legt sich das Ding quasi selbst vor und haut es dann eiskalt rein. Das ist brutale Qualität", beschrieb es SGE-Kapitän Sebastian Rode nach dem 1:1 gegen den FC Bayern.
Dadurch schafft er auch immer wieder Räume für seine Mitspieler. Besonders die dribbel- und passstarken Spieler wie Mario Götze, Daichi Kamada und Jesper Lindström, die hinter ihm spielen, profitieren davon enorm. Ihnen bieten sich somit immer wieder Räume, um mit dem Ball auf die gegnerische Abwehr zu dribbeln.
"Er bringt eine unheimliche Qualität mit, gerade auch im Abschluss. Er gibt unserem Spiel sehr, sehr viel. Wir genießen es mit ihm. Er ist ein sensationell guter Spieler und macht es der Mannschaft leicht", lobte bereits Mario Götze überschwänglich.
Kolo Muani gibt sich hingegen bescheiden. Der ruhig wirkende Franzose reicht die Lorbeeren meist direkt weiter an das ganze Team. "Es gibt kein persönliches Geheimnis. Die Stimmung in der Mannschaft ist einfach sehr gut. Wir sind momentan sehr selbstbewusst. So belohnen wir uns alle gemeinsam. Das ist also keine rein persönliche Sache", sagte er am Samstag nach dem Sieg über Werder Bremen.
Kurz zuvor wurde er der erste Frankfurter Spieler, der bei Toren (zehn) und Assists (13) zweistellige Werte erreicht. Das gelang neben Messi und Neymar bislang übrigens nur noch Neapels Kvaratskhelia.
Kolo Muani weiß mit Rückschlägen umzugehen. Kurz vor Weihnachten hätte er zu einer französischen Fußballlegende werden können. Doch im WM-Finale scheiterte er in der Nachspielzeit der Verlängerung aus kurzer Distanz an Argentiniens Schlussmann Emiliano Martinéz.
Es gibt Spieler, die sind nach solchen Szenen mental zerbrochen. Nicht so der Franzose. Sein Bruder Kevin kündigte bei "Sport1" bereits an: "Randal muss sich weiter verbessern. Er zeigte vor der Weltmeisterschaft nur 30 bis 40 Prozent seines gesamten Potenzials."
Doch schon jetzt gibt es zahlreiche Spekulationen um einen Wechsel im Sommer zu einem europäischen Top-Klub oder Liga-intern zum FC Bayern. Doch davon will sich der Torjäger, der in Frankfurt einen Vertrag bis 2027 besitzt, nicht ablenken lassen.
"Für mich ist das sehr einfach, mich nicht mit Spekulationen zu beschäftigen. Ich lege meinen Fokus auf das Hier und Jetzt", erklärte Kolo Muani.
