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FC Bayern droht überraschende Konkurrenz

Fussball 1. Bundesliga Saison 2022/2023 1. Spieltag Eintracht Frankfurt - FC Bayern Muenchen 05.08.2022 Jamal Musiala Mitte, FC Bayern Muenchen gegen Mario Goetze re, Eintracht Frankfurt und Sebastian ...
Bayerns Jamal Musiala (Mitte) setzt sich gegen Frankfurts Rode (l.) und Mario Götze durch. Bild: www.imago-images.de / imago images
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"Schlafender Riese, der aufwacht": Dazn-Experte Kneißl nennt große Gefahr für Bayern-Dominanz

20.01.2023, 12:32
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Über ein paar Wochen sah es mal danach aus, als würde der Kampf um die Meisterschaft in der Fußball-Bundesliga in dieser Saison wirklich über einen längeren Zeitraum spannend werden.

Bayern München konnte im September vier Spiele am Stück nicht gewinnen und die Konkurrenz nutzte den Patzer gekonnt aus. Nur: der Tabellenführer war nicht etwas Borussia Dortmund oder RB Leipzig, sondern der 1. FC Union Berlin, gefolgt vom SC Freiburg.

Doch mittlerweile herrscht wieder Normalität. Der FC Bayern steht ganz oben, hat vier Punkte Vorsprung auf den SC Freiburg (2.) und sechs auf RB Leipzig (3.).

Die Sachsen könnten im direkten Duell mit den Münchnern am Freitagabend zum Restart der Bundesliga wieder für eine etwas engere Tabellenspitze sorgen. "Aber am Ende werden die Bayern Meister, das ist klar", stellt der ehemalige Bundesliga-Profi und Dazn-Experte Sebastian Kneißl im Gespräch mit watson fest.

Doch der 40-Jährige hat eine ganz besondere Hoffnung, wer den Münchner in den nächsten Jahren gefährlich werden kann. Und dieser Konkurrent kommt nicht aus Dortmund oder Leipzig.

"Die Eintracht könnte ein schlafender Riese sein, der langsam aufwacht."
Dazn-Experte Sebastian Kneißl

FC Bayern muss sich Gedanken über langfristigen Neuer-Ersatz machen

Die größte Baustelle konnten die Münchner mit dem Transfer von Yann Sommer schließen. Ob der Gladbacher verpflichtet wird oder die bisherige Nummer 2, Sven Ulreich, nun Stammtorhüter wird, war laut des Bundesliga-Kenners auch Thema unter den Bayern-Stars.

"Aufgrund seines Alters wird er nicht die langfristige Lösung sein"
Dazn-Experte Sebastian Kneißl über Yann Sommer

Nun steht höchstwahrscheinlich Sommer im Spitzenspiel gegen Leipzig im Tor – nach nur einer Trainingseinheit. Ulreich wird weiterhin nur Ersatz bleiben. "Er ist sich seiner Rolle bewusst. Und wir wissen, dass wir uns auf Ulle verlassen können."

Der Vorteil von Trainer Julian Nagelsmann: der 34-Jährige ist kein Lautsprecher, der öffentlich Einsatzzeiten fordert. Somit ist das eine Baustelle weniger für den Bayern-Coach.

Dennoch müssen sich die Vereins-Bosse Gedanken um eine Nachfolge-Lösung für Manuel Neuer machen. Zwar wird der 36-Jährige laut Kneißl nach seiner Rückkehr noch mindestens ein Jahr im Tor der Münchner stehen, doch dann sei seine Zukunft ungewiss.

"Dann müssen die Verantwortlichen gucken, ob Yann Sommer der richtige ist, aber alleine aufgrund seines Alters wird er nicht die langfristige Lösung sein", findet Kneißl.

Eintracht Frankfurt keine "Eintagsfliege"

Dass der ärgste Verfolger der Münchner aktuell nicht Borussia Dortmund ist, sondern die Champions-League-Plätze vom SC Freiburg, RB Leipzig und Eintracht Frankfurt belegt werden und auf Platz 5 Union Berlin liegt, ist für den Dazn-Experten "herausragend".

Das Schlüsselwort für den Erfolg der vermeintlich kleineren Verein ist für ihn dabei Demut. "Das bedeutet nicht kuscheln, sondern sie fokussieren sich auf ihre Stärken und setzen das gezielt um." Bei Freiburg, Frankfurt und Union sei der aktuelle Erfolg aus harter Arbeit entstanden.

Besonders Eintracht Frankfurt habe mit einem "ausbalancierten Kader" unter dem "außergewöhnlich guten" Trainer Oliver Glasner gezeigt, dass sie "keine Eintagsfliege" seien. Glaser hätte seine Mannschaften jedes Jahr verbessert und daher traut Kneißl den Hessen auch viel mehr zu, als "nur" die Qualifikation zur Champions League.

"In der Stadt steckt wirklich viel Geld und dadurch auch viel Potenzial im Verein. Deshalb könnte die Eintracht ein schlafender Riese sein, der langsam aufwacht."

Stellt sich nur die Frage, wie gut sie die Dreifachbelastung mit DFB-Pokal und Champions-League-Achtelfinale gegen Darmstadt und den SSC Neapel im Februar und März verkraften.

Denn bei ihrem Europa-League-Triumph im vergangenen Jahr war den Frankfurtern deutlich anzumerken, dass sie nicht in jedes Bundesliga-Spiel mit der gleichen Leidenschaft angehen wie die Spiele im internationalen Wettbewerb. So reichte es am Ende nur zu Platz elf.

BVB: Süle glaubt an Aufholjagd, Reus und Moukoko sorgen für Unruhe

Bei Borussia Dortmund lebt nach den enttäuschenden ersten 15 Spieltagen vor allem noch die Hoffnung, die Champions-League-Plätze aus eigener Kraft zu erreichen.

"Falls wir die zwei noch ausstehenden Hinrundenspiele gewinnen sollten, wären wir wieder vorn mit dabei. Ich kann mich noch gut erinnern, dass der BVB einmal neun Punkte vor den Bayern stand und am Ende dann doch die Bayern Meister geworden sind", sagte Niklas Süle der "Süddeutschen Zeitung".

Statt einer möglichen Aufholjagd dreht sich bei den Westfalen aktuell sowieso alles um die im Sommer auslaufenden Verträge von Marco Reus und Nachwuchshoffnung Youssoufa Moukoko.

"Wenn mitschwingt, dass Reus ja 'eh bleibt', weil er ein Dortmunder Junge ist, dann kann ich verstehen, dass er frustriert ist."
Dazn-Experte Sebastian Kneißl

"Ich finde, dass Moukoko dem BVB guttut und dass er mit seiner Entwicklung aktuell perfekt nach Dortmund passt", sagt Kneißl mit Blick auf den 18-Jährigen. Laut Sportchef Sebastian Kehl liegt es aktuell am Angreifer, da die Borussia ihr finales Angebot abgegeben habe.

Fußball: Trainingslager von Borussia Dortmund am 08.01.2023 in Marbella Spanien. Marco Reus stellt sich in der Medienrunde den Fragen der Journalisten *** Soccer training camp of Borussia Dortmund on  ...
Der Vertrag von Marco Reus beim BVB läuft im Sommer aus.Bild: www.imago-images.de / imago images

Bei Marco Reus sorgte vor allem sein Berater Dirk Hebel für Aufsehen, nachdem er Gerüchte über einen Wechsel nach Saudi-Arabien vielsagend kommentierte und am Wochenende beim Manchester-Derby im Stadion war.

Kneißl fordert daher, dass der Klub dem Nationalspieler eine Perspektive aufzeigt und erklärt, warum es noch keine Gespräche gab. "Wenn das Thema aber nicht angesprochen wird und irgendwie mitschwingt, dass Reus ja 'eh bleibt', weil er ein Dortmunder Junge ist, dann kann ich verstehen, dass er frustriert ist."

Schließlich müsse der 33-Jährige auch sein Leben nach der Karriere im Blick haben. "Wenn er bei Al-Nassr ein Vielfaches von dem verdienen kann, was er in Dortmund bekommt, dann würde jeder ins Grübeln kommen."

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