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Bundesliga: Impfpflicht für Profis – Arbeitsrechtler erklärt, was möglich ist

Joshua Kimmich (r.) ist ungeimpft, Niklas Süle wurde bei der Nationalmannschaft positiv auf das Corona-Virus getestet.
Joshua Kimmich (r.) ist ungeimpft, Niklas Süle wurde bei der Nationalmannschaft positiv auf das Corona-Virus getestet.Bild: www.imago-images.de / Marc Schueler
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Nach Impf-Forderungen für Fußball-Profis – Arbeitsrechtler erklärt: "Bundesliga könnte sich freiwillig 2G auferlegen"

12.11.2021, 16:1612.11.2021, 16:35
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Die Corona-Infektionszahlen in Deutschland steigen immer weiter, Gesundheitsminister Jens Spahn hat jetzt sogar gefordert, dass öffentliche Veranstaltungen nur noch unter "2G plus" stattfinden sollten, Also nur für geimpfte Menschen und Genesene.

Das würde auch den Profi-Fußball betreffen, bei dem aktuell noch einige Bundesliga-Klubs am 3G-Konzept in den Stadien festhalten. Noch umstrittener ist allerdings die Frage nach der Impfung bei den Profi-Sportlern. Zuletzt hatte sich der geimpfte Nationalspieler Niklas Süle bei der Nationalmannschaft infiziert. Deshalb musste unter anderem auch der noch ungeimpfte Joshua Kimmich in Quarantäne.

2G für Profi-Fußball möglich?

Forderungen wurden laut, dass nur noch Fußball-Profis spielen sollten, die auch geimpft seien. Gleichzeitig gibt es immer wieder Unverständnis, weshalb bei einem Fußball-Spiel viele Zuschauer bereits nur unter 2G Zutritt zum Stadion erhalten, aber auf dem Rasen ein ungeimpfter Spieler stehen darf. Daher stellt sich die Frage, ob eine generelle 2G-Einführung für Fußball-Profis in Deutschland möglich ist?

Pascal Croset, seit 18 Jahren Fachanwalt für Arbeitsrecht, erklärt gegenüber watson: "In erster Linie dürfte es sich danach richten, in welchem Stadion gespielt wird, weil die Lokalregelungen der Bundesländer Anwendung finden." Ob es generell in Deutschland juristisch überhaupt möglich wäre, bezweifelt Croset allerdings. "Momentan wäre es wohl nicht wirksam, weil es die Möglichkeit gibt, sich zu testen. Eine Impfpflicht für Fußball-Profis wäre in jedem Fall ein unverhältnismäßiger Eingriff in die Grundrechte."

"Die Spieler, die dann nicht spielen dürfen, dürften keinen Lohnausfall haben, weil es eine selbst auferlegte Pflicht wäre."
Arbeitsrechtler Pascal Croset über eine freiwillige 2G-Einführung der Bundesliga

Stellt sich die Frage, ob die Bundesliga freiwillig auf 2G für die Spieler entscheiden könnte. Croset ist der Meinung, dass sie das dürfte: "Allerdings mit erheblichen Konsequenzen: Die Spieler, die dann nicht spielen dürfen, dürften keinen Lohnausfall haben, weil es eine selbst auferlegte Pflicht wäre. Das hätte zur Folge, dass die Vereine den 'ausgeschlossenen' Spielern auch die verlorenen Prämien auszahlen müssten."

Grundsätzlich kommt immer wieder die Frage auf, weshalb beispielsweise beim DFB-Länderspiel gegen Liechtenstein (9:0) für die Fans im Stadion 2G gilt, die Spieler aber nicht geimpft sein müssen. Vor dem Spiel hatte dazu DFB-Arzt Tim Mayer: "Wir befinden uns bei den Profis im Rahmen des Arbeitsschutzes. Bei den Zuschauern befinden wir uns im Bereich des Infektionsschutzgesetzes mit ganz anderen Zuständigkeiten und einer Tätigkeit, die in der Freizeit ausgeübt wird."

Die Basis für diese unterschiedliche Bewertung ist demnach eine unterschiedliche Gesetzesgrundlage. Dennoch wurden in den letzten Tagen die Forderungen zu strengeren Regelungen auch für Profis lauter. Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery sagte im "Spiegel": "Aber in vielen Stadien müssen Menschen, die ihm (Joshua Kimmich, d. Red.) zugucken, zujubeln und sein Gehalt mitfinanzieren, geimpft oder genesen sein. Ich erkenne da einen Widerspruch, den sollte die Bundesliga auflösen und ungeimpfte Spieler dort nicht spielen lassen."

Oke Göttlich, Präsident von Zweitligist St. Pauli, ging sogar noch einen Schritt weiter. Ebenfalls im "Spiegel" bracht er die Idee von 1G (Geimpft) auf: "Ich bin ein klarer Befürworter der 2G-Regel für alle Beteiligten im Fußball. Aber bei Spielern und Funktionären geht mir das nicht weit genug. Man müsste eigentlich darüber nachdenken, hier eine 1G-Regel einzuführen. Spieler müssen geimpft sein."

"Da hätte ich schon größere Bedenken. Man kann von Leuten nichts verlangen, was gar nicht geht."
Arbeitsrechtler Croset über die Einführung der 1G-Regel im Profi-Fußball

Gegenüber der Durchführung einer 1G-Regelung ist Arbeitsrechtler Croset skeptisch: "Da hätte ich schon größere Bedenken. Man kann von Leuten nichts verlangen, was gar nicht geht. Einen Genesenen auszuschließen, weil er sich vielleicht noch gar nicht impfen kann, weil die Infektion noch nicht lange genug zurückliegt, halte ich für unverhältnismäßig."

Auf der Homepage des Robert-Koch-Instituts heißt es beispielsweise, dass nach einer Infektion in der Regel erst sechs Monate später geimpft wird. Mittlerweile sei es auch möglich, sich vier Wochen nachdem die Symptome der Erkrankung geendet haben, zu impfen. Das würde aber auch bedeuten, dass Ungeimpfte, die erkranken, erst vier Wochen danach geimpft und damit spieltauglich wären.

Verein müsste bei 2G weiterzahlen

Sollte sich die Bundesliga nicht für eine 2G-Pflicht für die Spieler entscheiden, könnten sich dann einzelne Profi-Klubs dafür entscheiden, nur noch geimpfte Spieler auflaufen zu lassen? Croset hat auch für diese Frage eine Erklärung: "Wenn ein Verein entscheidet, nur noch auf geimpfte und genesene Spieler zurückzugreifen, wäre es ähnlich, wie wenn es die Bundesliga bestimmt. Der Arbeitgeber entscheidet das frei und muss dann mit den Konsequenzen leben und trotzdem die Gehaltskosten tragen."

Bereits vor einigen Wochen hatte watson den Sportrechtler Prof. Dr. Rainer Cherkeh zu einer ähnlichen Thematik befragt. Damals sagte der Anwalt, dass er es ebenfalls für möglich erachte, dass Bundesligavereine auf das 2G-Modell setzen könnten. Er räumt den Klubs sogar noch mehr Rechte ein, sagte damals: "Lehnt der Spieler die Impfung ab, so wird der Klub seinen Spieler unbezahlt von der Arbeit freistellen können, zumal ein Mannschaftsspieler einer Kontaktsportart nicht anderweitig eingesetzt werden kann."

Sollte ein Verein freiwillig auf 2G umstellen, könnte es sein, dass einige Spieler nicht mehr eingesetzt werden. Ob dann ein Gang vor das Gericht für einen Kaderplatz in Frage käme, sieht Arbeitsrechtler Croset skeptisch: "Die gerichtliche Entscheidung würde im Zweifel länger dauern, als bis zum nächsten Spiel. Dadurch würde es allein vom Prozedere die Schwierigkeit geben, sich in den Kader zu klagen. Aber grundsätzlich halte ich dieses Szenario für relativ fernliegend."

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