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Champions League: Wie der DFB Top-Trainer wie Klopp und Nagelsmann ausbilden will

Julian Nagelsmann (l.) und Jürgen Klopp sind zwei der vier deutschen Trainer im Champions-League-Achtelfinale.
Julian Nagelsmann (l.) und Jürgen Klopp sind zwei der vier deutschen Trainer im Champions-League-Achtelfinale.Bild: www.imago-images.de / motivio
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Nagelsmann, Klopp, Tuchel, Rangnick: Wie der DFB Top-Trainer mit Champions-League-Format ausbilden will

15.02.2022, 17:43
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2021 gewann Thomas Tuchel mit dem FC Chelsea die Champions League. 2020 stand beim Triumph der Bayern der heutige Bundestrainer Hansi Flick an der Seitenlinie und 2019 strahlte Jürgen Klopp als Siegercoach im Finale nach dem 2:0-Sieg von Liverpool gegen Tottenham.

Die letzten drei Titel in der Königsklasse holte immer ein deutscher Trainer. Dazu stand Klopp 2018 gegen Real Madrid noch im Finale, verlor allerdings 0:2 gegen Liverpool. In sechs der letzten zehn Endspiele in der Champions League war stets mindestens ein deutscher Trainer an der Seitenlinie. Auch in diesem Jahr scheinen die Chancen nicht schlecht zu stehen.

Vier deutsche Trainer im Achtelfinale

Im Achtelfinale der Champions League treten mit Jürgen Klopp (Liverpool), Thomas Tuchel (FC Chelsea), Julian Nagelsmann (FC Bayern) und Ralf Rangnick (Manchester United) noch vier deutsche Trainer mit ihren Mannschaften an. 2021 zogen sogar vier deutsche Coaches ins Viertelfinale ein.

Schon im Oktober titelte die "The German Times" aufgrund der siegreichen Coaches: "Deutsche Trainer sind die erfolgreichsten im europäischen Fußball". Das mag für den aktuellen Stand stimmen. Aber bleibt das auch in der Zukunft so? Wie wird in Deutschland die nächste Trainergeneration ausgebildet?

Einer der sich darum intensiv kümmert, ist Tobias Haupt. Er leitet seit 2018 die Akademie des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Frankfurt und hat seit seinem Amtsantritt auch die Trainerausbildung verändert.

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Tobias Haupt ist seit 2018 DFB-Akademie-Leiter.Bild: www.imago-images.de / Peter Hartenfelser

Gegenüber watson erklärt Haupt selbst: "Im Bereich der Trainerentwicklung war der wichtigste Meilenstein die Reform der Trainerausbildung, die wir von der Pyramide zur Lizenztreppe umgestaltet haben und unter anderem zwei neue Lizenzstufen mit einem speziellen Fokus auf den Kinder- und Jugendbereich entwickelt haben."

Konkret heißt das: Früher mussten Trainer die Lizenzen C, B, A und abschließend die Ausbildung zum Fußballlehrer durchlaufen. Nun sind die Lizenzen B+ und A+ dazugekommen. Durch die Aufteilung wird nun unterschieden: Die B- und A-Lehrgänge konzentrieren sich auf die Trainerausbildung für Profi-Mannschaften im Herrenbereich. Die Lizenzen B+ und A+ hingegen haben einen reinen Fokus auf die Training mit Kindern und Jugendlichen.

Dadurch sollen sowohl die Profi- als auch die Jugendtrainer eine bessere Spezialisierung auf ihren Bereich erhalten. Vorher wurde beispielsweise in der B-Lizenz sowohl der Jugend- als auch der Profi-Fußball behandelt.

"Wir haben in der Vergangenheit die Trainer ausbegildet, dann waren sie fertig. Aus unserer Sicht darf die Entwicklung aber nicht abgeschlossen sein."
DFB-Akademieleiter Tobias Haupt über die Entwicklung von Trainern

Diese Änderung kommt auch in der Bundesliga beim VfB Stuttgart an. Thomas Krücken ist Chef des Nachwuchsleistungszentrum in Stuttgart. Gegenüber watson bewertet er die Aufteilung in Profi- und Jugend-Lizenzen: "Dass die UEFA-Pro-Lizenz für Bundesligatrainer vom Jugendbereich getrennt wird, finde ich gut. Dadurch kann im Lehrgang für den Jugendbereich viel besser auf die Belange – sowohl inhaltlich als auch im Thema Leadership – der einzelnen Altersgruppen eingegangen werden."

Ob jedoch eine dieser speziellen Trainer-Lizenzen als verpflichtende Voraussetzung für Jugendtrainer bei Bundesliga-Klubs wird, steht laut Haupt noch nicht fest.

Im Frühjahr 2021 sagte Haupt dazu gegenüber dem "Kicker": "Das wäre der zweite Schritt, den wir gemeinsam mit der DFL besprechen. Zunächst geht es uns ums Angebot. Ich glaube auch nicht, dass eine Verpflichtung entscheidend ist. Als Verein fände ich es naheliegend, für das Leistungszentrum Trainer auszuwählen, die spezifisch dafür ausgebildet sind."

Trainer-Entwickler als Unterstützer

Nicht nur während der Trainerausbildung wurden Abläufe geändert, sondern auch nachdem die Trainer ihre Seminare beendet haben, sollen sie in Zukunft weiterbetreut werden. "Wir haben in der Vergangenheit die Trainer ausgebildet, dann haben sie eine Lizenz bekommen und waren fertig. Aus unserer Sicht darf die Entwicklung damit aber nicht abgeschlossen sein", erklärt Haupt vom DFB.

Deshalb hat der DFB sogenannte "Trainer-Entwickler" ins Leben gerufen. Dadurch sollen die ausgebildeten Trainer laut Haupt auch nach ihren Lehrgängen "mehr individuelles Feedback und Coaching" bekommen, "damit sie ihre Persönlichkeit auf und außerhalb des Platzes weiterentwickeln können."

Thomas Krücken ist seit 2019 Leiter des Nachwuchsleistungszentrums in Stuttgart
Thomas Krücken ist seit 2019 Leiter des Nachwuchsleistungszentrums in Stuttgart.Bild: www.imago-images.de / Pressefoto Rudel/Herbert Rudel

In England gebe es laut Haupt dieses Konzept bereits seit einigen Jahren. Im "Kicker"-Interview erklärte er: "Der englische Verband hat gemeinsam mit der Liga vor ein paar Jahren begonnen, knapp 100 Trainerentwickler durchs Land zu schicken, die in den Klubs ganz gezielt individuell mit den Nachwuchstrainern arbeiten."

Dass es auch in Deutschland diese Entwickler gibt, habe Haupt aber aus einer "eigenen Analyse" erschlossen. "Jürgen Klopp oder Thomas Tuchel waren vor 15 Jahren auch nicht die Welttrainer, die sie heute sind. Es soll bei uns nicht mehr nur um die Trainerausbildung, sondern insbesondere um die individuelle Trainerentwicklung geben", ergänzt Haupt.

"Die vielseitigen Gedanken, die sich der DFB unter der Führung von Tobias Haupt und Joti Chatzialexiou macht, finde ich richtig gut"
VfB-Nachwuchschef Thomas Krücken lobt Akademieleiter Tobias Haupt und Joti Chatzialexiou, den sportlichen Leiter der Nationalmannschaften

Der DFB hat deshalb als Pilotprojekt zwei Trainer-Entwickler engagiert, die nun nacheinander in die Klubs gehen und die Übungsleiter betreuen und Feedback geben. Auch beim VfB Stuttgart waren beide schon. Bei Nachwuchschef Krücken kam das gut an. "Die vielseitigen Gedanken, die sich der DFB unter der Führung von Tobias Haupt und Joti Chatzialexiou macht, finde ich richtig gut", bewertet Krücken gegenüber watson.

Verbesserungen auch in der Spielerausbildung angestrebt

Neben den Ideen für die Trainerausbildung arbeitet Haupt aber auch an der Verbesserung der Ausbildung für deutsche Nachwuchsspieler. Besonders in den "Förder- und Ligenstrukturen, der individuellen Förderung von Top-Talenten im Übergangsbereich sowie beim Thema Datenanalyse und neue Technologien" sehe Haupt noch Verbesserungspotential.

Durch Verbesserungen in all diesen Bereichen und der Trainerausbildung will Haupt dazu beitragen, dass der deutsche Fußball auch in Zukunft erfolgreich sein wird. Nach der kommenden WM 2022 in Katar steht mit der Europameisterschaft 2024 im eigenen Land das nächste große Highlight an.

Die Marschroute für 2024 und die weitere Zukunft gibt Haupt so vor: "Unser Ziel ist es, den Titel zu holen, aber mindestens ins Halbfinale zu kommen. Die Mannschaft befindet sich in einer Entwicklung, die 2024 ihren Höhepunkt erreichen kann. Wir wollen zurück an die Weltspitze. Daran arbeiten wir alle gemeinsam."

Frankfurt-Trainer Toppmöller angezählt: Taktikexperte wird deutlich

Mit einem Wort fasst Sky-Experte Lothar Matthäus die erste Halbzeit von Eintracht Frankfurt zusammen: "unterirdisch". 0:3 ging das Team von Dino Toppmöller beim VfB Stuttgart unter. "Alle drei Tore hätten mit Kleinigkeiten vermieden werden können", meinte Matthäus. "Ein bisschen mehr mitdenken, ein bisschen aggressiver gegen den Ball arbeiten. Das hat Stuttgart gemacht, Frankfurt nicht."

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