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Jürgen Klopp und die schwerste Phase seiner Karriere beim FC Liverpool

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Die Qualifikation für die Champions League wäre für Jürgen Klopp und den FC Liverpool in diesem Jahr bereits ein Erfolg. Bild: www.imago-images.de / imago images
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Jürgen Klopp: Wieso er beim FC Liverpool aktuell die schwerste Phase seiner Karriere erlebt

06.01.2023, 10:39
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Jürgen Klopp regte sich fürchterlich über den Schiedsrichter auf. Die Fans waren sauer, dass Klopp nach Niederlagen immer die Schuld beim Unparteiischen sucht. Und Liverpool-Legende Jamie Carragher wütete im britischen TV über "eine alternde Mannschaft, die vor dem Ende" stehe. Das neue Jahr hätte für Jürgen Klopp durchaus angenehmer beginnen können.

1:3 unterlag der FC Liverpool am vergangenen Montagabend beim FC Brentford. Nach 17 von 38 Spieltagen ist in der Premier League zwar noch nichts entschieden, doch mit dem Meistertitel werden die Reds in dieser Saison nichts zu tun haben.

Tabellenplatz sieben, 16 Punkte Rückstand sind es auf Spitzenreiter Arsenal und sieben auf Platz 4, der zur Teilnahme an der Champions League berechtigt.

Um nicht noch mehr Unruhe aufkommen zu lassen, muss Liverpool am Samstagabend in der 3. Runde des FA Cups gegen die Wolverhamptom Wanderers weiterkommen. Eine Woche später folgt das richtungsweisende Auswärtsspiel gegen das formstarke Brighton Hove & Albion, die nur einen Punkt weniger als die Reds haben.

Nach sieben Jahren des stetigen Erfolgs samt Champions-League-Sieg, Meistertitel und begeisterndem Powerfußball stagniert die Entwicklung unter Jürgen Klopp.

Dabei versucht der deutsche Coach aktuell alles, um dem entgegenzuwirken.

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Jürgen Klopp beschwert sich beim Schiedsrichter-Assistenten. Bild: www.imago-images.de / imago images

Liverpool investierte über 100 Millionen in zwei neue Spieler

45 Millionen Euro legte Liverpool mit dem Jahreswechsel für WM-Shootingstar Cody Gakpo auf den Tisch. 80 Millionen Euro waren es im Sommer für Stürmer Darwin Núñez, der den zum FC Bayern abgewanderten Sadio Mané ersetzen und das Team verjüngen sollte.

Ausgezahlt hat sich das bisher alles noch nicht ganz. Núñez sucht nach einem vielversprechenden Anfang nach seiner Form und muss immer wieder Spott für seinen schwachen Abschluss ertragen.

Hinzu kommt das konsequente Verletzungspech von Stammspielern. Die formstarken Angreifer Diogo Jota (Wadenverletzung) und Luis Díaz (Knieverletzung) fehlen seit Oktober und werden erst Anfang März zurückerwartet.

Die Defensive um Abwehrstar Virgil van Dijk wirkt lang nicht mehr unbezwingbar. Mit 22 Gegentoren nach 17 Spielen hat Liverpool die zweitschlechteste Defensive der Top-6-Teams.

Mittelfeld ist Liverpools Problemzone

Das größte Problem ist jedoch das Mittelfeld. Es fehlt ein klarer Mittelfeldspieler, der das Team vor der Abwehr absichert. Den letzten Zentrumsspieler verpflichtete Liverpool mit Thiago vor viereinhalb Jahren. Doch auch der Spanier fällt immer wieder mit Verletzungen aus. Fraglich ist zudem, wie sehr Thiago (31 Jahre), Kapitän Jordan Henderson (32) und Fabinho (29), der auch immer mit Wehwehchen zu kämpfen hat, den enormen Belastungen im englischen Fußball gewachsen sind.

"Es müssen mindestens 40 bis 50 Millionen Pfund teure Spieler sein."
Liverpool-Legende Jamie Carragher

Zusätzlich stehen für das Zentrum noch Alex Oxlade-Chamberlain, Curtis Jones, Routinier James Milner und die Dauerverletzten Arthur Melo und Naby Keita im Kader. Doch auf dieser Position bahnt sich ein großer Umbruch an. Bei Chamberlain, Keita und Milner laufen die Verträge aus, Arthur wird nach seiner Leihe zu Juventus Turin zurückkehren und Jones will den Verein verlassen.

FC Liverpool: Weitere Gerüchte um teure Neuzugänge

Daher ist Liverpool-Legende Carragher der Meinung, dass unbedingt drei neue Mittelfeldspieler verpflichtet werden müssen: "Es müssen mindestens 40 bis 50 Millionen Pfund teure Spieler sein."

Auch wenn Klopp nach dem Gakpo-Transfer erklärte, dass weitere Zugänge im Winter ausgeschlossen sind, gibt es immer wieder neue Gerüchte, was die Verpflichtung zentraler Mittelfeldspieler angeht.

So soll der 19-fache englische Meister an Moisés Caicedo vom übernächsten Gegner Brighton interessiert sein. Geforderte Ablösesumme: 70 Millionen Euro. Im Sommer sollen die Reds Matheus Nunes vom kommenden Gegner Wolverhampton verpflichten wollen. Geforderte Ablösesumme: 50 Millionen Euro.

Teuer sind die Spieler allemal. Aber fraglich, ob sie die nötige Klasse besitzen, um mit Liverpool um den Premier-League- und Champions-League-Titel zu spielen.

FC Liverpool: Kritik auch an Klopps Co-Trainer Ljinders

In der britischen Presse fällt die Kritik zudem nicht allein auf Jürgen Klopp zurück, sondern auch auf seinen Co-Trainer Pep Ljinders.

Manche Experten sprechen sogar davon, dass der Niederländer zu viel Einfluss auf die Spielidee von Jürgen Klopp hat. Denn das Spiel der Liverpooler hat sich vom Sprint intensiven Stil mehr zum ballbesitzorientierten Fußball des Niederländers entwickelt.

Doch Liverpool ist auf die kraftsparendere Art von Fußball angewiesen, wenn sie über eine komplette Saison mit mehr als 60 Spielen erfolgreich und verletzungsfrei bleiben wollen.

Carragher, der über 700 Spiele für Liverpool absolvierte, ist davon kein Fan.

"Sobald die Intensität eines Spiels steigt, können sie nicht mithalten. Liverpool hat schon die ganze Saison ein Problem gegen physische Mannschaften. Und lasst uns nicht vergessen: Wir sprechen von einem Team, das mit Stolz von sich sagt: 'Intensität ist unsere Identität.'"

Liverpool-Bosse glauben weiter an Klopp

Klopp korrigierte die Ziele für die Saison in einem Interview mit der "Sport Bild" unter der Woche ein wenig nach unten. "Das Erreichen der Champions League ist für uns natürlich extrem wichtig. Das ist schon wahnsinnig schwierig. Die Leute sind da ein bisschen verwöhnt, weil wir es in den letzten Jahren meist früh geschafft haben."

Zudem stellte er die Fans darauf ein, dass sie einen langen Atem brauchen. "Es kann dauern, bis wir die Abstände aufgeholt haben."

Trotz der bisher schwachen Saison stärken die Vereinsverantwortlichen ihm den Rücken. Erst im April wurde Klopps Vertrag an der Anfield Road bis 2026 verlängert. Sollte er den Vertrag erfüllen, wäre er elf Jahre im Amt.

Im Moment ist der Druck auf den deutschen Trainer so groß wie noch nie in seiner Amtszeit. Denn will er weiter in neue Spieler investieren, um wieder ein konkurrenzfähiges Team auf die Beine zu stellen, müssen die Reds in der Champions League spielen.

Doch aktuell fehlt dem Team das Selbstvertrauen und Selbstverständnis einer Spitzenmannschaft. Um das zu bekommen, braucht es Siege. Am besten schon am Samstagabend gegen Wolverhampton.

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