Die Fußballweltmeisterschaft in Katar hat gezeigt, wie kritisch die europäische Fußball-Gemeinde mit menschenrechtsfeindlichen Regimes sein kann. Immer wieder wurde auf die Verfehlungen des Emirats hingewiesen und auf Verbesserungen gedrängt.
Beim FC Bayern dagegen spaltet der Scheich-Staat die Gemüter: Dabei geht es gar nicht unbedingt um die WM, sondern um den eigenen Sponsor. Seit 2018 wirbt der Rekordmeister für Qatar Airways. Die finanzielle Unterstützung der staatlichen Fluggesellschaft ist den Bayern-Bossen sehr willkommen, die Verbindung mit Katar wird von den Fans aber kritisiert.
Viele, wie Bayern-Fan und Katar-Gegner Michael Ott, wünschen sich, dass ihr Herzensklub sich vom Scheich-Regime distanziert, anstatt dafür zu werben. Ehrenpräsident Uli Honeß kann das nicht nachvollziehen, für ihn sollten Sport und Politik streng getrennt werden. "Das ist der Fußballklub Bayern München, nicht die Generalversammlung von Amnesty International", hatte er Ott nach dessen erneuten Katar-Kritik auf der Jahreshauptversammlung 2022 gescholten.
Nun knöpfte sich Hoeneß auch die Öffentlich Rechtlichen für ihre Katar-Kritik im Zuge der WM vor.
Am Donnerstag war Hoeneß als Redner auf der Münchner Makler- und Mehrfachagentenmesse (MMM) geladen. Wie "Bild" berichtet, soll er bei der Gelegenheit harte Konsequenzen für die WM-Berichterstattung der beiden öffentlich-rechtlichen TV-Sender gefordert haben.
"Wenn ich die Fifa wäre, würde ich ARD und ZDF keine WM-Rechte mehr geben", wetterte Hoeneß. "Da wurde bis zehn Minuten vor dem ersten Spiel über Menschenrechte gesprochen", erinnert er sich.
Auch manche Nationalspieler hatten sich im Nachhinein über den öffentlichen Druck geärgert, sich vom Gastgeber zu distanzieren. "Wir [Fußballspieler] sind nicht dafür da, irgendwelche politischen oder gesellschaftlichen Konflikte zu lösen", beschwerte sich zuletzt Marc-André ter Stegen.
Ähnlich formulierte es auch Hoeneß auf der MMM: "Die [Menschenrechte] sind natürlich wichtig – ich bin ein großer Freund der Menschenrechte, aber ...", betonte er präventiv, "irgendwann muss der Moment kommen, an dem es um Fußball geht."
Es ist allerdings anzunehmen, dass die EM 2024 in Deutschland und die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko auf nicht ganz so viel Kritik trifft. Auch die Sorge, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk bei der Vergabe der TV-Rechte von Fifa und Uefa übergangen werden könnte, ist unbegründet. ARD und ZDF haben ihre TV-Rechte zuletzt nicht mehr über die internationalen Verbände gekauft, sondern direkt vom Rechteinhaber in Deutschland.
So haben sich die Rundfunk-Anstalten mit der Telekom – die auch die EM 2024 auf ihrem Pay-TV-Service "Magenta" austrahlen wird – schon letztes Jahr geeinigt, die deutschen EM-Spiele und weitere Partien zeigen zu dürfen. Zudem soll RTL zahlreiche Spiele im Free-TV übertragen.