Es geht endlich wieder los: Am Wochenende startet die Bundesliga in ihre 62. Saison. Die Spielzeit dürfte viel Spannung versprechen, denn selten war der Saisonverlauf so schwer vorherzusagen.
Meister Leverkusen um Star-Coach Xabi Alonso möchte an die letzte Saison anknüpfen, als man als erste Mannschaft überhaupt ungeschlagen blieb. Für Bayer geht es also auf die Mission Titelverteidigung.
Vor allem ein Team dürfte da etwas dagegen haben: Rekordmeister Bayern München. Beim FCB hat man nach der ersten titellosen Saison seit zwölf Jahren besonders hohe Erwartungen und möchte wieder oben angreifen. Unter dem neuen Coach Vincent Kompany und einigen Neuzugängen soll die Trendwende gelingen.
Mit Didi Hamann bezieht nun ein verdienter Ex-Bayernprofi Stellung zum neuen Bayerntrainer und der Unruhe im Verein rund um die öffentlichen Aussagen des Ehrenpräsidenten Uli Hoeneß. Außerdem gibt er eine Titelprognose ab.
Hamann hält Kompany für fähig, als Bayerncoach zu bestehen. "Ja, ich traue ihm das zu. Aber: Nach all den Trainern, die abgesagt haben, gibt es einfach Unruhe im Verein", schränkt er im Gespräch mit der "Sport Bild" gleichzeitig ein.
Für den Belgier ginge es darum, "die Ansammlung von Topstars aus verschiedenen Nationen bei Laune" zu halten. "Es gehört mehr dazu, als nur das Spiel zu verstehen", betont der 50-Jährige.
"Und Bayern ist nicht Burnley", merkt Hamann noch mit Hinblick auf Kompanys vorherigen Verein an. Der neue FCB-Coach war mit dem englischen Klub in die Championship abgestiegen. "Die Erwartungen an ihn sind auch als nur siebter Trainerkandidat und Bundesliga-Novize die gleichen wie bei jedem anderen", erklärt der TV-Experte.
Auch die ständigen öffentlichen Einlassungen von Ehrenpräsident Uli Hoeneß zur Lage des Vereins verteidigt Hamann. "Grundsätzlich muss es der FC Bayern aushalten, wenn Uli spricht", sagt der ehemalige Nationalspieler. "Es ist sein gutes Recht, dass er mal etwas sagt. Und wenn er eine Fehlentwicklung sieht, ist es sogar seine Pflicht", betont Hamann.
Als Bayern-Fan müsse man hoffen, dass die Spieler und die Vereinsführung "den gleichen Kampfgeist zeigen wie Uli Hoeneß". Dennoch bemängelt Hamann den "Ton und die Schärfe", mit dem der Bayern-Patron über die finanzielle Notwendigkeit von Abgängen gesprochen habe.
Hoeneß hatte öffentlich gefordert, erst Spieler zu verkaufen, bevor Neuzugänge realisiert werden können. Dafür erntete er scharfe Kritik. Lothar Matthäus warf ihm etwa vor, durch seine Aussagen die Preise zu drücken.
Hamann vermutet indes ein anderes Kalkül hinter der Ansage des Bayern-Schwergewichts. Sportvorstand Max Eberl habe sich gegen den Wunsch von Hoeneß und Aufsichtsrat Karl-Heinz Rummenigge, Hansi Flick zurückzuholen, durchgesetzt. "Danach wollte Uli schon signalisieren, welche Rolle der Aufsichtsrat bei Bayern spielt", glaubt Hamann.
Der Ex-Liverpoolspieler zeigt sich von den Münchner Neuzugängen überzeugt. "Die Spieler, die sie geholt haben, gefallen mir sehr gut. Palhinha wird sehr helfen, Olise auch."
Von der Rückkehr von Joshua Kimmich ins Mittelfeld ist er dagegen wenig angetan. "Sollte er wirklich dort wieder spielen, würde sich das mir nicht erschließen", sagt er. "Dort ist Palhinha, der sicher spielt, und Pavlovic, der Kimmich gerade verdrängt hat. Dazu hat Laimer eine sehr gute EM gespielt."
Er sehe Kimmich weder auf der Sechs noch auf der Acht. "Dafür hat er nicht das Tempo oder mal einen Trick im Repertoire, um offensiv Einfluss zunehmen", lautet seine Einschätzung. Als Rechtsverteidiger sei er dagegen "super" gewesen.
Trotz allem glaubt Hamann aber nicht an die Münchner Meisterschaft in Kompanys erster Saison. Seine Prognose: "Wenn ich mich festlegen muss, wird Leverkusen wieder Meister. Sie sind die Mannschaft, die zu schlagen ist." Dass Bayer erneut ungeschlagen bleibt, glaubt er aber nicht.