Nach dem Abstieg im Sommer 2024 war das Ziel klar: Der 1. FC Köln wollte trotz Transfersperre direkt wieder in die Bundesliga aufsteigen. Dass zahlreiche Leistungsträger an Bord blieben, nährte frühzeitig die Hoffnungen. Und als sie Herbstmeister wurden, schienen die Rheinländer unter Gerhard Struber dann auch auf einem guten Weg zu sein.
In der Rückrunde aber taten es die Kölner ihren vielen Konkurrenten gleich, plötzlich gerieten sie gewaltig ins Straucheln. Die Rufe nach einer Trennung von Trainer Struber und Sportchef Christian Keller wurden zunehmend lauter – bis zwei Spieltage vor dem Saisonende tatsächlich der Knall folgte.
Nach dem enttäuschenden 1:1 gegen Jahn Regensburg und dem Abrutschen auf den zweiten Tabellenplatz trennte sich der 1. FC Köln von Struber und Keller. Für die verbleibenden beiden Spiele wurde Friedhelm Funkel auf die Trainerbank zurückgeholt – und das mit Erfolg.
Das Urgestein brachte Ruhe ins schwierige Umfeld, die Mannschaft ließ sich in der Folge selbst von dem Alkoholexzess rund um Tim Lemperle nicht aus der Bahn werfen. Zwei Siege später feierten die Kölner die Bundesliga-Rückkehr. Und das sogar als Zweitligameister.
So kurios und so panisch der Trainerwechsel auf den letzten Metern der Saison auch anmutete, der Erfolg hat den Domstädtern recht gegeben. Ganz so einfach möchte Eduard Geyer das Thema aber nicht abtun.
"Wenn Trainer weit vor ihrem Vertragsende gefeuert werden, ist das oftmals ein Hilferuf der Vereine. Wenn ich einen Trainer verpflichte, durchleuchte ich ihn doch vorher im Detail und bin von ihm überzeugt", schreibt die Trainerlegende in ihrer Kolumne für den "Kicker".
Immer häufiger aber kommt es anders, die Wege trennen sich vorzeitig. "Die Tendenz ist erschreckend", stellt Geyer fest, "dass Trainer in einer Phase, in der alle gesteckten Ziele noch in greifbarer Nähe sind, entlassen werden". Der 1. FC Köln sei dabei das beste Beispiel, denn schon beim Aufstieg 2019 trennte sich der Klub von Trainer Markus Anfang, obwohl der FC damals gar Tabellenführer war.
Nun folgte mit Struber der nächste Trainer, der trotz Problemen den Aufstieg aus eigenen Kräften hätte packen können. "Das war ein bisschen Kasperletheater", wird Geyer deutlich. "Ich glaube, dass einige Vereine da eine Art Torschlusspanik bekommen."
Ganz konkret hat der 80-Jährige dabei die Führungsriegen dieser Klubs im Blick. Es gäbe "viele Verantwortliche in den Klubs, die mitentscheiden, aber nur wenig Ahnung von Fußball haben. Die wollen im Fußball unbedingt unterkommen – und treffen teilweise Entscheidungen, die für den Verein dann mitunter tödlich sind". Konkrete Namen nennt er dabei nicht.
Dafür geht Geyer aber noch auf ein zweites Negativbeispiel ein: auf den FC Schalke 04. "In zehn Jahren hat der Klub gefühlt 15 Trainer beschäftigt. Da muss der ganze Verein sich mal hinterfragen", schreibt der Kulttrainer.
Allein seit dem Abstieg 2023 saßen fünf unterschiedliche Trainer auf der Schalke-Bank. Und anders als in Köln hat keiner der Wechsel den Klub bisher wirklich näher an die Bundesliga gebracht.