Eigentlich könnte die Stimmung rund um die Frauenmannschaft von Hertha BSC vollends positiv sein. In der zweiten Saison, nachdem die Alte Dame das Frauenteam von Hertha 03 Zehlendorf übernommen hat, stehen die Blau-Weißen in der Regionalliga Nordost auf dem dritten Rang. Noch vor zwei Jahren hatte das Team gerade so die Klasse gehalten.
Dabei stellt Hertha eine bemerkenswert junge Mannschaft, keine Spielerin ist älter als 23 Jahre alt. Die Perspektive für den Hauptstadtklub ist also durchaus rosig. Auch, weil mit Union Berlin in der Vorsaison sowie Viktoria Berlin in dieser Saison zwei Konkurrenten aufgestiegen sind, die finanziell klare Vorteile haben.
Und doch war rund um das letzte Heimspiel dieser Spielzeit mehr Unmut als Aufbruchstimmung bei den Fans zu vernehmen. Grund dafür ist ein kurzfristig ausgesprochenes Trommelverbot.
Donna Hertha, ein Fanclub der Hertha-Frauen, stellte in einem enttäuschten Instagram-Post fest: "Vor dem Spiel erfuhren wir über Umwege, dass uns die Nutzung der Trommel an Sonntagen untersagt wird. Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt, ohne Austausch, ohne Gespräch."
Es ging mit einem grundsätzlichen Stimmungsboykott einher, was der Fanclub als Zeichen an den Verein verstanden wissen wollte. Zugrunde lag dem Trommelverbot allerdings kein Beschluss des Klubs selbst, sondern Beschwerden von Anwohner:innen aus einer angrenzenden Wohnsiedlung.
"Wir können bestätigen, dass uns die Senatsverwaltung am vergangenen Donnerstag (22. Mai) darüber informiert hat, dass wir bei Sonntagsspielen auf dem sogenannten Hueppeplatz im Olympiapark keine Trommeln zulassen dürfen, da es hierbei vermehrt zu Beschwerden von Anwohner/innen aus der Murellenschlucht gekommen ist", teilt Hertha BSC auf watson-Anfrage mit.
Levi Penell, bekannt für seine Videos auf Tiktok und Instagram, griff die Thematik ebenfalls auf. Der Content Creator ist bekennender Hertha-Fan und kritisierte auf seinem Zweitaccount weniger den Verein als vielmehr den Senat. Das Video nahm er nach einigen Tagen offline, zu den Hintergründen wollte er sich auf Anfrage unserer Redaktion nicht äußern.
Die Kernfragen aber, die er aufwarf, blieben stehen: Wieso macht es die Politik dem Frauenfußball hier vermeintlich unnötig schwer? Und wie kann es im Olympiapark, wo neben dem riesigen Olympiastadion auch das kleinere Amateurstadion für die zweite Herrenmannschaft Herthas steht, urplötzlich Ärger mit der Lärmbelästigung geben?
Berlins Senatsverwaltung für Inneres und Sport bezieht auf watson-Anfrage Stellung zu der Thematik:
Der von den Hertha-Frauen für Heimspiele regelmäßig genutzte Hueppeplatz wiederum liegt nördlicher auf dem Areal und damit näher an der betroffenen Wohnsiedlung, in der sich Anwohner:innen beschwert haben. Verein und Senat stehen nun im Austausch, um die Problematik mit Blick auf die kommende Saison zu berücksichtigen.
Dabei scheinen mehrere Lösungsansätze denkbar. Die Senatsverwaltung spricht von der Möglichkeit, eine Lärmschutzwand zu installieren. Dies werde derzeit allerdings nur im Zusammenhang mit Veranstaltungen "im Olympiastadion und der Waldbühne" geprüft. Für die Hertha-Frauen ist vor allem die Absprache bezüglich der Anstoßzeit sowie die Platzwahl relevant.
"Wir setzen dabei alles daran, die Sonntagsspiele der Frauen nicht auf dem Hueppeplatz stattfinden zu lassen", teilt Hertha BSC mit. Es könne zwar keine Garantie geben, dass der Klub künftig kein Sonntagsspiel mehr auf dem problematischen Platz austrägt, im Olympiapark aber können die Frauen für ihre Heimspiele in jedem Fall bleiben.
Es könnte dann etwa häufiger ins Amateurstadion gehen, dort haben die Frauen auch schon Heimspiele ausgetragen. Auf lautstarken Support darf die Mannschaft aber auch unabhängig von der exakten Platzwahl hoffen, denn die Irritationen zwischen Klub und Fans scheinen bereits wieder ausgeräumt zu sein.
Hertha berichtet von "verschiedenen persönlichen Gesprächen mit Verantwortlichen unterschiedlicher Fangruppen". Donna Hertha ruderte noch am Wochenende mit einem Post auf Instagram zurück, bedankte sich beim Klub "für den nun stattgefundenen, konstruktiven Austausch zu diesen Themen".
Und womöglich hat Levi Penell sein Video auch als Reaktion auf die Kommunikation des Vereins gelöscht.