Die DFB-Frauen stehen kurz vor den beiden letzten Spielen in der Nations League, bevor Anfang Juli die Europameisterschaft in der Schweiz beginnt. Für Christian Wück ist es seine erste EM mit den deutschen Fußballerinnen. Er hat dementsprechend viel zu tun: klügelt an einem taktischen Masterplan und sucht nach der bestmöglichen Startelf.
Doch im Zeichen der sportlichen Vorbereitung standen die vergangenen Tage nicht so wirklich. Vielmehr wurden sie überschattet – von offener Kritik.
Zwei Nationalspielerinnen, Felicitas Rauch und Nicole Anyomi, hatten die Kommunikation von Bundestrainer Christian Wück öffentlich bemängelt. Dass der Vorwurf nicht ohne Nachklang blieb, bestätigten nun zwei weitere Spielerinnen in einer Medienrunde vor dem Nations-League-Spiel gegen die Niederlande.
Laura Freigang, Angreiferin von Eintracht Frankfurt, sprach in einer Video-Pressekonferenz offen über die Situation: "Das Thema war so ein bisschen der Elefant im Raum in den letzten Tagen", zumindest in der Öffentlichkeit.
"Was auf jeden Fall wichtig ist, dass wir es auch intern angesprochen haben, dass das eine Sache ist, die natürlich aufgegriffen und nicht einfach stehen gelassen wird", fährt sie weiter fort.
Auch Rebecca Knaak, Innenverteidigerin bei Manchester City, schilderte einen ähnlichen Eindruck. "Wir hatten eine interne Besprechung, vom Trainerteam ausgehend", sagte sie in der Medienrunde. Details nannte sie nicht, doch allein die Initiative lässt auf ein Bewusstsein für den Handlungsbedarf schließen.
Die Auslöser für die aktuelle Diskussion waren die öffentlichen Äußerungen von Felicitas Rauch und Nicole Anyomi. Rauch, langjährige Nationalspielerin, zeigte sich enttäuscht über den Kommunikationsstil des Bundestrainers.
"Mich nicht einzuladen, ist das eine. Mich nicht zu informieren und mir aber nicht mal einen Grund zu nennen, verstehe ich einfach nicht", schrieb die Verteidigerin bei Instagram. Ihr Wunsch: mehr Transparenz im Umgang.
Zuvor meldete sich Stürmerin Nicole Anyomi, mit 14 Toren und neun Vorlagen eine der auffälligsten Akteurinnen der abgelaufenen Bundesliga-Saison, im Gespräch mit watson zu Wort: "Es hat zuletzt kein konkreter und direkter Austausch stattgefunden."
Eine Aussage, die Fragen zur Einbindung von Leistungsträgerinnen aufwirft – gerade im Vorfeld eines Turniers wie der Europameisterschaft.
Hinzu kamen Irritationen rund um Lena Oberdorf. Die Mittelfeldspielerin vom FC Bayern München kehrt nach einem Kreuzbandriss in den Kader zurück, ist allerdings noch ohne Spielpraxis. Öffentliche Aussagen über ihren Zustand hatten in den vergangenen Tagen Fragen aufgeworfen.
Vor diesem Hintergrund wählte Laura Freigang in der Pressekonferenz bewusst einen vermittelnden Ton. "Ich glaube, dass wir das alles ziemlich differenziert sehen. Wir haben darüber gesprochen. Alle sind bemüht, da zueinanderzufinden, das ist das Wichtigste", erklärte Freigang nun und sagte über den Bundestrainer: "Der Christian ist neu zur Mannschaft dazugekommen, er muss wahrscheinlich auch seinen Weg finden. Und wir müssen ihn auch in gewisser Weise verstehen können."
Der Wille sei jedenfalls da, die Kommunikation so gut wie möglich zu gestalten. Die offenen Punkte habe man besprochen: "Ich glaube, dass wir das so weit besprochen haben, dass da für uns gar keine Fragen mehr aufkommen sollten."
(Mit Material von dpa)