Dass der FC Bayern große Probleme damit hat, seine Talente aus dem eigenen Nachwuchs in seine erste Mannschaft zu integrieren, ist mehr als ein offenes Geheimnis. Ständiger Erfolgsdruck und ein gut gefülltes Portemonnaie führen dazu, dass die Münchner lieber teures Personal einkaufen.
Erst nachdem der 60-Millionen-Euro-Transfer von Joao Palhinha im vergangenen Sommer in letzter Minute gescheitert war, vertraute der damalige Trainer Thomas Tuchel Eigengewächs Aleksander Pavlovic im zentralen Mittelfeld. Und der machte seine Sache so gut, dass er mittlerweile sogar deutscher Nationalspieler ist.
Josip Stanisic hatte auf den ersten Blick weniger Glück. Er wurde im Sommer 2023 am letzten Transfertag für ein Jahr nach Leverkusen verliehen – konnte dort jedoch alle Zweifler vom Gegenteil überzeugen. Und wurde zudem noch ungeschlagen Deutscher Meister.
"Stanisic war letztes Jahr in Leverkusen absolut zuverlässig und positionssicher. Zudem ist er immer wieder mit ganz außergewöhnlichen und spielentscheidenden Aktionen in der Offensive aufgefallen", bricht Ex-Bayern-Boss Michael Reschke bei Sport1 eine Lanze für den häufig unterschätzten 24-Jährigen.
Zurück in München sollte er unter Neu-Trainer Vincent Kompany eine ähnliche Rolle einnehmen. In der ersten Pokalrunde gegen den SSV Ulm durfte er 90 Minuten spielen, zog sich jedoch kurz danach im Training einen Außenbandriss im Knie zu. Somit verpasst er auch das Topspiel gegen seinen Ex-Klub Leverkusen am Samstagabend.
"Der Ausfall von Stanisic wiegt heftig bei den Bayern, überhaupt keine Frage", bilanziert daher Reschke. "Zumal sich mit Boey auch seine Kaderalternative bitter verletzt hat."
Dass die Bayern-Bosse im Sommer aber nicht noch einen weiteren Spieler für diese Position verpflichteten, sondern ihrem Eigengewächs vertrauen, ist für Reschke ein "richtungsweisender und logischer Vertrauensbeweis".
Bayern-Coach Kompany stellte stattdessen bisher Linksverteidiger Raphaël Guerreiro, Konrad Laimer oder Joshua Kimmich auf die rechte Seite.
Wie lang Stanisic noch ausfallen wird, ist noch unklar. Der FC Bayern sprach lediglich von "wochenlang". Der "kicker" berichtete, dass zwar alles nach Plan laufe, an eine Rückkehr aber frühestens Ende November zu denken sei.
Doch der ehemalige Technische Direktor der Münchner ist sich sicher, dass die Zukunft auf dieser Position Stanisic gehören wird.
"Er hat von seiner Ausleihe enorm profitiert und sich unter Alonso entscheidend weiterentwickelt. Er besitzt internationales Niveau und macht einfach Spaß." In Leverkusen absolvierte er 38 Pflichtspiele, erzielte vier Tore und bereitete sechs vor.
Wichtig sei außerdem der Faktor seiner Herkunft. "Typen wie er, die aus der Region stammen, sind auch richtig wichtig für eine Balance in der Mannschaft." Davon konnte sich Reschke bereits selbst ein Bild machen.
"Ich habe mich auch mal länger mit ihm unterhalten: Er ist auch noch ein richtig klasse Junge."