Am Montag hat Borussia Dortmund bekannt gegeben, dass eine der prägendsten Personen der vergangenen Jahrzehnte den Verein verlässt: BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke wird seinen im Herbst 2025 auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Bis zum 30. Juni 2024 möchte der 64-Jährige die sportliche Gesamtverantwortung abgeben.
"Mir war es immer wichtig, dass es ein selbstbestimmter Abgang werden würde", erklärte Watzke am Rande des Trainingslagers in Marbella. "Es hat sich bei mir der Eindruck immer mehr verstärkt, dass jetzt der Punkt gekommen ist, zu sagen, es reicht jetzt auch."
Im Februar 2005 wurde Watzke, der beim BVB zuvor das Amt des Schatzmeisters innehatte, zum Geschäftsführer ernannt und stand sogleich vor einer der größten Herausforderungen der Vereinsgeschichte: Nach jahrelangem Missmanagement drohte Borussia Dortmund die Insolvenz.
"Wir haben Borussia Dortmund 19 Monate unter Gläubigerverwaltung führen müssen", erinnerte Watzke am Montag. Letztlich gelang es ihm, den Verein vor der Zahlungsunfähigkeit zu bewahren und den wirtschaftlichen und sportlichen Aufschwung zu moderieren.
Bei der Suche nach einem Nachfolger wolle man sich nun Zeit lassen. "Momentan gibt es auf keiner Position eine Vakanz, die irgendeine Eile herbeiführen würde", erklärte Watzke. Nichtsdestotrotz werden bereits einige Personen als mögliche Kandidaten gehandelt.
Watzke betonte bereits, dass der oft bemühte Stallgeruch – also eine interne Lösung – zwar womöglich hilfreich, aber nicht "das entscheidende Kriterium" sei. Einer, der diesen zumindest mitbringen würde, wäre Sebastian Kehl, der aktuell als Sportdirektor beim BVB tätig ist. Wie die Sport1-Reporter Oliver Müller und Manfred Sedlbauer im Podcast "Die Dortmund-Woche" erklären, könnte Kehl in Watzkes Fußstapfen treten.
"Auch für ihn wäre das eine Herkules-Aufgabe", meint Sedlbauer, "aber er kennt immerhin schon die Abläufe im Verein." Müller stimmt zu: "Er ist auf jeden Fall ein Kandidat." Kehl sei ein moderner Manager, der auch sich auch über das Tagesgeschäft hinaus Gedanken um die Strategie mache. Der Einfluss von Hans-Joachim Watzke in den zurückliegenden Jahren sei allerdings kaum zu überschätzen.
"Er wird eine große Lücke hinterlassen, weil er in den letzten beiden Dekaden derjenige war, der bei allen Entscheidungen das letzte Wort hatte", ist sich Oliver Müller sicher. "Das werden große Fußstapfen zum Ausfüllen für seinen Nachfolger."
Ob Sebastian Kehl tatsächlich Hans-Joachim Watzke beerben wird, ist unterdessen noch völlig offen. Denn auch Kehl musste zuletzt einiges an Kritik einstecken, da die von ihm verantworteten Transfers im Sommer bislang kaum die erwünschte Leistung erbringen konnten. Sollte der sportliche Aufschwung in der Rückrunde nicht gelingen, könnte auch sein Stuhl wackeln.
Zudem müsste Borussia Dortmund – sollte Kehl befördert werden – auch einen Nachfolger für Kehl selbst finden, der seinem Job als Sportdirektor schließlich nicht gleichzeitig nachgehen könnte. Und das bis zum 30. Juni dieses Jahres, wenn Watzke die sportliche Gesamtverantwortung abgeben möchte.