Die Entlassung von Julian Nagelsmann Mitte März beim FC Bayern sorgte für große Verwunderung. Die Münchner brillierten in der Saisonphase zwar nicht, doch setzten sich gegen Paris-Saint Germain im Champions-League-Achtelfinale durch. Zudem sprach Präsident Herbert Hainer Nagelsmann kurz zuvor im "Kicker" eine Jobgarantie aus.
Um den genauen Ablauf, wie der Rauswurf genau ablief, wer welche Informationen zuerst an Journalisten durchgestochen hatte und wann denn Nagelsmann überhaupt davon erfahren hatte, drehten sich ganze TV-Sendungen.
Eine wirkliche Auflösung gab es aber nicht. Jeder der Beteiligten beteuerte, sich absolut korrekt verhalten zu haben. Nun bringt Nagelsmanns Berater Volker Struth etwas Licht ins Dunkeln und erzählt im "Bild"-Podcast "Phrasenmäher", wie der Rauswurf aus seiner Sicht ablief.
Struth selbst habe an dem Abend des 23. März in einem Restaurant in Köln gesessen, als er von einem Journalisten einen Anruf erhielt. Dieser soll ihm gesagt haben: "Das ging jetzt aber schnell mit Julian." Ganz zur Verwunderung von Struth, der nicht wusste, was los war.
"Wir haben im Laufe des Abends immer mehr Nachrichten bekommen und Julian dann kontaktiert – er wusste auch von nichts und fragte uns nach dem Motto: 'Wollt ihr mich auf den Arm nehmen'?"
Der Ex-Bayern-Coach war zu dieser Zeit während der Länderspielpause beim Skifahren im Zillertal mit seiner Freundin.
Der Ablauf, wer versuchte, wen zu welchem Zeitpunkt zu erreichen, um über die Entlassung zu informieren, ist jedoch immer noch unklar.
Struth widerspricht im Podcast erneut Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidžić, der bereits kurz nach der Entlassung gesagt hatte:
Struth erzählt, dass nach der ersten Meldung des italienischen Transferexperten Fabrizio Romano immer mehr Informationen durch die Medien an sie herangetragen wurden. Daraufhin kontaktierte sein Kollege Sascha Breese Salihamidžić per Whatsapp. "Müssen wir was wissen?", soll er dem Bayern-Boss geschrieben haben. Der rief umgehend an und soll laut Struth vorgeschlagen haben, dass sie ins Büro an die Säbener Straße kommen sollen.
"Das 'Wie' geht gar nicht", macht Struth nun deutlich.
Ganz überrascht war der Berater von der Entlassung nicht, doch er hätte eigentlich erwartet, dass die Bayern-Bosse das Top-Spiel gegen Borussia Dortmund und die K.o.-Spiele in der Champions League gegen Manchester City und im Pokal gegen den SC Freiburg abwarten.
Nachdem er freigestellt wurde, kontaktierte der FC Chelsea zeitnah Julian Nagelsmann, wie Struth im Gespräch enthüllt.
Schlussendlich sagte Nagelsmann den Londonern jedoch ab. "Es ist ein Verein, der in sehr unruhigen Gewässern schwimmt. Der hat einige Transferphasen hinter sich, mit viel Geld und Spielern, aus denen heraus etwas erwartet wird. Dem muss man auch gerecht werden", erklärte Struth. "Es war zum aktuellen Zeitpunkt nicht der richtige Ort."
Für den 35-Jährigen würden künftig auch nur noch internationale Top-Klubs infrage kommen. "In Deutschland ist der Markt nicht da." Neben Chelsea wurde Nagelsmann auch mit den Tottenham Hotspur in Verbindung gebracht, doch die müssten laut Struth erstmal einen Sportdirektor einstellen.
Zudem könnte es sein, dass er im Sommer noch gar keinen neuen Verein übernimmt. "Es spricht nichts dagegen, zu schauen, was im Herbst oder Winter passiert."